Stadt der Fremden
im Begriff …« »… ein Fest zu organisieren.« »Hier in Botschaftsstadt.« »Und wir betonen im Gespräch, dass es auch ihres ist.«
»Okay«, erwiderte ich langsam. Ich hatte noch nie von einem ariekenischen Event in Botschaftsstadt gehört. »Aber sollte das eigentlich … Was unternehmt ihr wegen Valdik?«
Der eine der zwei CalVin starrte mich an, der andere schaute weg. Ich war verärgert und versuchte herauszufinden, auf wen. Scile hatte sich irgendwo versteckt, bei radikalen Similes oder Personalangehörigen. Er reagierte nicht, wenn ich versuchte, ihn zu erreichen, und das schien niemanden weiter zu kümmern. Da war ich nun zwischen Cliquen und Geheimnissen. Ich konnte nicht erkennen, ob ich scharfsichtig war oder paranoid.
»Es sind die Flauten, Avvy«, sagte Ehrsul später zu mir. »Das ist es, was passiert. Du redest, als ob es die Endzeit wäre. Ich glaube …« Siehielt kurz inne. »Du bist wegen Scile aufgeregt. Du sorgst dich um ihn, und er hat dich verlassen.« Sie stammelte exakt so, wie jemand es tun würde, der überlegt.
Abgesandte der Ariekei kamen in Fliegern, um dieses hybride Fest zu planen. Ich war oft in der Botschaft, um dort zu floaken, und lernte sie alle kennen. Ein großer, stämmiger Ariekei hatte auf seinem Fächerflügel ein Mal, das wie ein Vogel unter einem Blätterdach aussah, und daher nannte ich ihn Birnbaum.
»Das ist es, was wir brauchen«, erklärten CalVin. »Wir sind alle zu verkrampft.« »Es wird eine Parade geben und Buden und Spiele für Terre …« »… und ein Fest der Lügen für die Gastgeber.«
»Was ist mit Valdik?«, fragte ich erneut. »Und was ist mit Scile?«
»Valdik ist nichts.« »Scile haben wir seit ein paar Wochen nicht mehr gesehen.«
»Also, wo ist er …?«
»Keine Sorge.« »Es ist in Ordnung.« »Ehrlich, dieses Event wird eine Menge dieser Probleme aus der Welt schaffen.«
Ich hielt das für völlig absurd. Doch niemand stimmte mir zu. In meinem ganzen Leben hatte ich mich nie so alleine gefühlt.
Das Fest sollte auf einem Platz nahe der Südgrenze von Botschaftsstadt stattfinden. Es wurde die Bedeutungslügen-Party getauft. Ich habe nie kapiert, worauf sich »Bedeutung« hier beziehen sollte. Schilder wurden errichtet, die diesen Idiotennamen wiedergaben.
Valdik lebte im Osten von Botschaftsstadt. Es gab einen Balkon vor seiner Tür, von dem aus man einen zu Erholungszwecken genutzten Kanal überschaute, und einen Garten voller Blumen und Vögel, dazu Alt-Vögel und einheimische Fauna.
»Avice«, sagte er langsam, als er mir die Tür öffnete. Falls er überrascht war, zeigte er dies nicht.
»Valdik«, erwiderte ich. »Kannst du mir helfen? Ich muss Scile finden.«
Seine Erleichterung war offensichtlich. »Ist alles in Ordnung …?«
»Ja«, antwortete ich. »Nein. Einfach … Ich habe ihn seit Tagennicht mehr gesehen …« Mein Zögern war echt, obwohl Scile nicht der Hauptgrund für mein Erscheinen war; vielmehr wollte ich Valdik und seine Theologie einschätzen.
Er ließ mich hinein, und ich erblickte die Insignien seines neuen Glaubens. Überall waren Papiere: all die verrückten Geheimlehren und die unangebrachte Strenge einer Sekte.
»Ich auch nicht«, erklärte er. »Es tut mir leid. Ich weiß es nicht. Ich glaube, er ist immer noch bei CalVin und den anderen.«
»Sie haben ihn seit Wochen nicht gesehen«, sagte ich.
»Nein, sie waren noch vor ein paar Tagen mit ihm zusammen.« Das ließ mich verstummen. »Er war in der Krawatte , und sie sind wegen ihm gekommen.«
»Wann?«, wollte ich wissen. »Wer?«
»CalVin und einige Botschaftsmitarbeiter.«
»CalVin? Bist du sicher?«
»Ja.«
Valdik klang nicht wie ein Prophet. Ich musste fortgehen. In diesem Moment konnte ich mich schwerlich auf seine Glaubensvorstellungen konzentrieren.
Als CalVin schließlich das nächste Mal erklärten, sie hätten Zeit, um mich zu sehen, achtete ich darauf, eine gute Gesellschafterin zu sein. Wir aßen zusammen. Sie sprachen zumeist über die Bedeutungslügen-Party. Einen Tag, eine Nacht, einen weiteren halben Tag. CalVin gingen gleichgemacht aus ihren Waschungen hervor. Ihre über Nacht angesammelten Abweichungen waren fort oder kopiert. Ich sagte nichts.
Ich beobachtete sie beim Schlafen, beobachtete, wie ihre Haut unterschiedliche Markierungen von der Baumwolle und den unbewussten Bewegungen ihrer Hände annahm. Immer wieder wartete ich darauf, dass einer der beiden vom Tief- in den Halbschlaf hinüberglitt. Dann versuchte ich,
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