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Stadt der Lügen

Stadt der Lügen

Titel: Stadt der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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geheiratet, das nach Ansicht seiner Eltern deutlich besser zu ihm passte als Gail. Er war Vater von zwei Kindern und hielt sich für glücklich. Er hatte sich mit seinem Bruder John zusammengetan. Die gemeinsame Firma zeichnete für ein halbes Dutzend Kassenschlager und ein paar solide Erfolgsfilme verantwortlich. Wie jedes Mitglied der Familie Conrad hatte er inzwischen einen Oscar und war zu einer Institution geworden, die man in der Filmindustrie nicht umgehen konnte. Seit Gregs Mutter neun Jahre zuvor gestorben war, lebte er in dem Anwesen in Bel Air. Sein trotz seiner achtzig Jahre immer noch rüstiger Vater verbrachte fast das ganze Jahr in seinem Haus in Palm Springs. Schwester Stephanie war noch immer ein großer Star und hatte vor kurzem einen Senator geheiratet, der als ernst zu nehmender Kandidat für das Weiße Haus gehandelt wurde.
    Greg brauchte sich sicher nicht zu beklagen und dachte auch nicht daran. Dennoch wünschte er, er hätte unter all den Frauen, mit denen er in der unverbindlichen Weise der Reichen und Berühmten von Hollywood das Bett geteilt hatte, ein einziges Mal eine gefunden, die so ficken konnte wie Gail Prentice. Er vergaß sie nie – vor allem nicht beim Sex.
    Auf diesem intimen Gebiet würde Gail Prentice für Greg Conrad immer weiterleben.
     
     
    Im Vorübergehen erhaschte Scott Carlyle im Schaufenster eines Geschäfts an der Fifth Avenue einen Blick auf sein Spiegelbild an der Seite von Kay Taylor. Er fand, sie waren ein schönes Paar.
    Ohne dass er es wusste, beobachtete auch Kay dieses Spiegelbild. Sie war längst nicht so selbstsicher wie Scott und fragte sich, was ein so unglaublich gut aussehender Mann von einem normalen Mädchen wie ihr wollte. Er war groß, hatte dichtes, blondes Haar und ein Lächeln, das den düstersten Tag erhellen konnte. Bereits beim ersten Treffen in der Schauspielschule hatte sie gedacht, dass er Glamour ausstrahlte. Scott, so viel war sicher, hatte das Zeug zum wirklich großen Star.
    Aus ihr selbst, so dachte sie, würde wahrscheinlich eine durchaus taugliche Schauspielerin werden. Mehr zu erhoffen hieße, das Schicksal herauszufordern. Sie hielt sich nicht für glamourös, obwohl sie es spielen konnte, wenn die Rolle es erforderte. Auf ihrem Weg lagen keine unüberwindbaren Hindernisse. Sie war schlank, ohne dürr zu sein, und konnte in der richtigen Kleidung umwerfend wirken; doch das war immer nur Schauspielerei. Sie fand ihr Gesicht nichtssagend – ein leerer Fleck, der erst noch von Ereignissen geformt werden musste, ehe er Persönlichkeit ausstrahlen konnte. Doch es war kein hässliches Gesicht und für eine junge Schauspielerin durchaus nützlich.
    Aber warum hatte sie immer den Eindruck, so weit weg von der Oberfläche ihres Ichs zu leben, dass sie keinen Kontakt zur Umwelt herstellen konnte? Sie war weder unglücklich noch besonders einsam – es wäre anmaßend gewesen, so etwas zu behaupten.
    Doch sie wusste, dass zwischen ihr und den anderen eine Barriere bestand, und es half ihr nicht weiter, zu wissen, was es war. Es handelte sich um eine Sache, die sie niemandem zu sagen wagte.
    Eines Tages würde sie es allerdings tun müssen, vielleicht diesem gut aussehenden Mann an ihrer Seite. Er schien so viel Selbstvertrauen zu haben, so zufrieden mit sich zu sein. Sie beneidete ihn darum und liebte ihn dafür. Er war ungefähr zwei Jahre älter als sie, aber das war nicht der Grund für die Unterschiede zwischen ihnen. Es war etwas Bestimmtes an ihm, sowie wie das Fehlen von etwas Bestimmtem bei ihr.
    Würde sie an diesem Nachmittag mit ihm schlafen? Sie sehnte sich danach, es zu tun, hatte aber gleichzeitig Angst davor. Nicht nur wegen der üblichen Dinge – man schrieb das Jahr 1993, man befand sich in New York, und Aids war ein echtes Thema.
    Doch das bereitete ihr die geringsten Sorgen. Das Risiko hielt sich in Grenzen, und sie konnte sich schützen. Wirkliche Sorge machte ihr das »Große Geheimnis«, das sie mit sich herumtrug, seit sie in die Stadt gekommen war.
    Sie würde es ihm bald sagen müssen. Doch sollte sie es vor oder nach dem Liebesakt tun? Würde es einen Unterschied machen? Würde es ihm die Lust nehmen oder ihn anmachen? Beide Möglichkeiten beunruhigten sie aus unterschiedlichen Gründen. Kay wälzte so viele Probleme in ihrem Kopf, dass sie absolut nicht bemerkte, wie viele Köpfe sich nach ihnen umdrehten. Viele Menschen freuten sich an dem bildschönen, jungen und offensichtlich verliebten Paar, das an einem

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