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Stadt der Lügen

Stadt der Lügen

Titel: Stadt der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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sagen?«
    »Bekommst du den Film.«
    »Woher weiß ich, dass du mich nicht mit einer weiteren Kopie überraschst, wenn du wieder einmal etwas von mir willst?«
    »Mach dir darüber keine Sorge.«
    Eine längere Pause. Gut. Jetzt schien alles klar: Joe wusste nicht Bescheid, und es gab keine weitere Kopie des Films. Vermutlich war Lenore so pleite, dass sie keine hatte machen lassen. Schwerer Fehler. Faulheit.
    Gail stand auf und schlenderte zurück ins Wohnzimmer. Sie spürte Lenores Blick im Rücken, drehte sich aber nicht um. Aus dem Augenwinkel jedoch beobachtete sie, auf welches Regal Lenore den Film legte, nachdem sie den Projektor ausgeschaltet hatte.
    Als Lenore ins Wohnzimmer kam, stand Gail am anderen Ende des Raums und blätterte in dem Drehbuch. Sie spürte Lenores Anwesenheit, schloss das Script und hielt es locker vor ihren Körper. Zum ersten Mal seit geraumer Zeit trafen sich ihre Blicke. Auf Gails Gesicht lag ein kaum merkliches Lächeln.
    »Schade, dass es so weit kommen musste, Lenore. Vermutlich hast du Recht, im Gegensatz zu mir. Ich hätte merken müssen, wie nötig du Hilfe brauchst.«
    »Schön, dass du es so siehst.« Lenores Stimme klang neutral und wachsam, aber auch zuversichtlich, dass die Dinge so liefen, wie sie es vorgesehen hatte.
    Gail ging mit langsamen, lockeren Schritten auf sie zu. Immer noch hielt sie das Drehbuch nachlässig in der Hand. Sie blickte Lenore nicht an – ihre Augen drifteten durch den Raum, wanderten über die unterschiedlichsten Objekte und suchten nach Schatten und glatten Oberflächen, um ihre Gedanken nur ja nicht von dem abzulenken, was sie vorsichtig zu formulieren versuchte.
    »Es stimmt nicht, dass ich dir nicht helfen wollte. Das musst du mir glauben. Und auf keinen Fall wollte ich undankbar sein. Du hast viel für mich getan. Ich stehe für immer in deiner Schuld.«
    Inzwischen stand sie vor Lenore und wandte ihr endlich den Blick zu. »Trotz allem, was heute Abend hier geschehen ist«, fuhr sie fort, »du bist immer noch meine Freundin, Lenore. Und ich bin deine.«
    Ein langes Papiermesser schoss unter dem Drehbuch hervor und bohrte sich tief in Lenores Bauch. Es war scharf wie eine Rasierklinge und versenkte sich bei jedem neuerlichen Stoß mit erstaunlicher Leichtigkeit in die Masse aus Fleisch, Blut und Stoff. Gail hatte das Messer bereits früher gesehen und nur seine elegante Form bewundert. Als sie nach dem Film ins Wohnzimmer zurückkehrte, hatte sie gerade genug Zeit gehabt, es an sich zu nehmen und die Schärfe seiner Schneide mit dem Finger zu prüfen, ehe Lenore ihr folgte.
    Nicht ein einziges Mal während des kurzen Vorgangs verlor Gail die Kontrolle. Im Rückblick war sie darauf am stolzesten. Es hatte nur einen Moment gegeben, in dem sie verblüfft die Reihe von Obszönitäten registrierte, die ihr im Rhythmus der Messerstöße wie von selbst über die Lippen kamen: Hure, Nutte, Kacke, Mist. Doch nachdem sie es bemerkt hatte, war es auch schon vorüber gewesen. Sekunden später war sie völlig ruhig und hörte nur noch ihren Atem und das Schlagen ihres Herzens.
    Langsam sank der leblose Körper an dem Bücherregal hinunter, gegen das er geschleudert worden war, und erschlaffte auf dem Boden wie ein großer Sack. Bräunliche Flüssigkeit sickerte durch das lebhafte Grün, Gelb und Blau des bunten Kaftans.
    Im Kopf hakte Gail die Dinge ab, die zu tun sie sich bereits vorgenommen hatte. Wie vermutet war sie von oben bis unten mit Blut besudelt. Als Erstes musste sie sich ihrer Kleider entledigen, duschen und etwas anderes anziehen, um keine unauslöschlichen Blutflecke in ihrem Auto zu hinterlassen.
    Sie duschte und trocknete sich mit einem großen weißen Handtuch ab. Anschließend ging sie ins Schlafzimmer, wo sie eine Hose fand, in die sie dreimal hineingepasst hätte. Sie zurrte sie mit einem Gürtel zusammen. Darüber zog sie einen Männerpullover und einen leichten Regenmantel. Ein Paar Tennisschuhe stopfte sie mit Papier aus, damit sie darin laufen konnte.
    Die blutbefleckten Kleider packte sie in Zeitungspapier und anschließend in zwei besonders starke Müllbeutel, die sie in der Küche gefunden hatte. Dann überlegte sie, ob sie die Mordwaffe bei der Leiche liegen lassen oder sie mitnehmen sollte. Das Messer war voller Blut, das vermutlich ihre Fingerabdrücke überdecken würde, aber sie wusste nicht sicher, ob das tatsächlich der Fall war. Schließlich hob sie das Messer mit einer Lage Papiertaschentücher auf und legte es zu den

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