Stadt der Lüste
wenig später in erleichtertes Gelächter aus. Ein kleiner Frosch hüpfte über den Flur. Offenbar hatte ihre Anwesenheit ihn aufgeschreckt. Emma war klar, dass sie sich in diesem Haus wohl fühlen würde.
»Der Garten ist einfach phantastisch. Ich zeige ihn dir morgen«, sagte Matt.
»Wer hat eigentlich die Heizung angestellt?«, fragte Emma.
»Ein Mann aus der Stadt kümmert sich um einige der Häuser in der Umgebung. Ich habe ihn angerufen und gebeten, das Haus für uns vorzubereiten. Normalerweise kommen wir erst später im Jahr hierher. In welchem Zimmer sollen wir schlafen?«
»Sie sind alle wunderschön. Warum suchst du uns nicht eines aus? Ich will nicht eines bestimmen, dasdu vielleicht mit irgendwelchen schlechten Kindheitserfahrungen verbindest«, erwiderte sie und strich über den Ärmel seiner Jacke.
»Ich habe hier nie schlechte Erfahrungen gemacht.«
»Hast du schon oft Freundinnen mit hierher gebracht?«, fragte sie.
Matt dachte einen Moment lang nach. »Nein. Fühle dich geehrt.«
»Das heißt also, ich bin deine Freundin?«, fragte sie spielerisch.
Matt sah sie verlegen an. »Ich hole die Koffer.«
Etwa eine Stunde später saßen sie zusammen in dem kleinen Wohnzimmer auf der Couch und tranken Kaffee, den sie mit Bohnen aus einem riesigen, begehbaren Tiefkühlschrank aufgebrüht hatten. Dort gab es auch genug Vorräte, damit sie sich später ein Abendessen zubereiten konnten. Sie hatten den Ton des Fernsehers leise gestellt und sich aneinandergekuschelt.
»Vermieten deine Eltern dieses Haus ab und zu?«, fragte Emma.
»Sie lassen Freunde hier übernachten, aber sie haben noch niemals Miete verlangt. Manchmal haben wir selbst einen oder zwei Monate hier verbracht. Mein Vater ist dann oft nach ein paar Wochen zurück nach England geflogen, während ich mit meiner Mum noch für eine Weile hiergeblieben bin.«
Gedankenverloren trank er einen Schluck Kaffee. Obwohl sie in den vergangenen Tagen häufig miteinander geschlafen und vieles ausprobiert hatten, sehnte sich Emma immer noch nach seinem Körper. Sie wareinfach nicht in der Lage, die Finger von ihm zu lassen, und wuschelte ihm durch die Haare.
»Ich glaube, dass sich meine Eltern hier zur Ruhe setzen wollen«, fuhr Matt fort. »Vielleicht bauen sie das Chalet zu einem kleinen Hotel aus. Das könnte ich mir bei den beiden sehr gut vorstellen. Sie haben sogar einmal mit Lomax darüber gesprochen, das Haus in London zu verkaufen.«
»Wirklich?«
»Ja, aber es ist nichts daraus geworden. Wahrscheinlich wollten sie warten, bis ich mit der Uni fertig bin. Sonst würde ich jetzt vielleicht hier leben und irgendeinen MBA machen.«
»Ich habe meinen MBA in Harvard gemacht«, sagte Emma beiläufig.
»Du hast einen MBA?«
»Habe ich dir das nicht erzählt?«
»Offenbar nicht. Und in welchem Fach?«
»Volkswirtschaft.«
»Du bist mir eine«, sagte er und sah sie an.
»Warum?«, fragte sie.
»Einfach nur so.«
Er griff nach der Fernbedienung und zappte durch die Kanäle, bis er auf eine Wiederholung von
I love Lucy
stieß. Es handelte sich um eine Folge, die sie beide schon kannten.
»Die Serie schaue ich mir jedes Mal an, wenn ich hier bin«, sagte Matt. »Sie läuft immer in irgendeinem Programm.«
»Wie alt warst du, als ihr zum ersten Mal herkamt?«
»Neun. Es war alles so aufregend. Mein Zimmer warund ist das mit den Spielzeugautos, und ich will, dass es genau so bleibt. Findest du das seltsam?«
»Ganz und gar nicht«, erwiderte sie, stellte ihre Kaffeetasse ab und schmiegte sich an ihn.
»Es ist einfach herrlich, vor dem Kaminfeuer zu sitzen, wenn es draußen schneit. Mit neun Jahren kommt einem das überhaupt nicht kitschig vor«, erklärte er.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Emma, hob den Kopf und knabberte an seinem Ohrläppchen.
»Ich habe vorhin Whirlpool und Sauna angeschaltet. Wir könnten uns dort einmal umsehen«, schlug er vor.
»Ich wusste gar nicht, dass es hier einen Whirlpool gibt«, sagte sie.
»Deine Stimme klingt, als würdest du schöne Erinnerungen damit verbinden.«
Sie lächelte ihn an. »Ich setze noch mal Kaffee auf. Und dann kannst du mir die Sauna zeigen.«
Vom Esszimmer führte eine große Doppeltür hinaus in den in vollkommene Dunkelheit gehüllten Garten. Der Saunabereich wurde jedoch von gelblichen, auf einem Spalier befestigten Gartenlichtern beleuchtet. Der Whirlpool war etwa drei mal drei Meter groß, und Lampen auf dem Grund warfen vom Wasser gebrochenes Licht nach oben. Der Pool
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