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Stadt der Masken strava1

Stadt der Masken strava1

Titel: Stadt der Masken strava1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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– keine Müllsäcke aus Plastik, wie er bemerkte, sondern eher Säcke, die aus so etwas wie Jute gemacht waren. Lucien starrte den riesigen Dom an, dem er gegenüberstand. Er kam ihm irgendwie bekannt vor, aber etwas daran stimmte nicht ganz.
    Er wandte sich in die andere Richtung und sah über das Wasser hinaus. Das war der schönste Ort, an dem er sich je befunden hatte! Aber noch schöner war es, darin umhergehen zu können. Lucien hatte fast vergessen, wie schön das Gehen überhaupt war.
    Doch kaum hatte er diesen Gedanken gefasst, da veränderte sich sein Traum völlig. Jemand packte ihn grob von hinten beim Arm und zerrte ihn in die kühlen Schatten der Kolonnade. Ein aufgebrachter Junge, ungefähr in seinem Alter, flüsterte ihm ins Ohr: »Bist du verrückt? Die bringen dich um!«
    Erstaunt sah Lucien ihn an. Wo der Junge ihn gepackt hatte, tat ihm sein Arm heftig weh. In seinem richtigen Leben hätte Lucien so eine Berührung gar nicht ausgehalten; er hätte vor Schmerz aufgeschrieen. Aber das Entscheidende war: Er konnte den Schmerz spüren! Dann war es also doch kein Traum.

    Kapitel 2
    Die Scuola Mandoliera
    Die Nacht war genauso ungemütlich gewesen, wie Arianna es erwartet hatte.
    Oben auf der Widdergalerie war es eiskalt, trotz des warmen Umhangs und der robusten Jungenkleider, die sie in der Tasche mitgebracht hatte. Um Mitternacht hatten die Glocken vom Campanile die volle Stunde geläutet, sodass Arianna fast taub wurde, doch sie zog ihre wollene Fischermütze fester über die Ohren und wich bis an die riesigen Kirchenmauern zurück. Als das Läuten aufgehört hatte, trat sie vor, beugte sich über die Balustrade aus Marmor und beobachtete, wie die Menge auf das Wasser und die wartenden Boote zuströmte. Irgendwo unter ihnen waren wohl ihre Brüder, die ohne sie nach Hause mussten.
    Arianna zog sich tiefer in die Schatten zurück, als sie plötzlich den alten Mönch seine Runde machen hörte, der die Domschätze bewachte. Jetzt war ihre vordringliche Angst, dass er sie bei den Bronzewiddern bis zum späten Vormittag aussperren könnte. Sie hatte ein kleines Holzscheit zwischen die Türflügel geklemmt, die auf die Loggia hinausführten, einfach zur Sicherheit, aber sie hätte sich keine Gedanken machen müssen. Der alte Mann hob seine lodernde Fackel nur kurz hoch, warf einen mehr als flüchtigen Blick auf den Altan, schob die Tür zu und schlurfte davon.
    Arianna stieß hörbar die Luft aus und ließ sich für die lange Nacht zwischen dem Widderpaaren nieder. Sie gaben ihr ein gewisses Sicherheitsgefühl, wie sie da rechts und links von ihr standen, wobei das linke Paar die linken Vorderhufe hochgehoben hatte und das rechte Paar spiegelbildlich die anderen. Aber die Figuren waren nicht gerade gesellig.
    »Gute Nacht, ihr Widder«, sagte Arianna dennoch und machte das Zeichen der Glückshand. Dann deckte sie sich mit ihrem Umhang zu.
    Früh am Morgen wurde sie von den Rufen der Menschen geweckt, die gekommen waren, um die Piazza nach den gestrigen Feierlichkeiten aufzuräumen. Sie streckte die frierenden, verkrampften Glieder und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Steif trat sie an die Balustrade und sah über den Platz zu den Kolonnaden hinter dem Glockenturm. Und erstarrte.
    Dort drüben war ein Fremder, ein Junge, etwa in ihrem Alter, der sein Leben aufs Spiel setzte. Er war eindeutig nicht aus Bellezza und seiner Kleidung nach nicht einmal aus Talia. So etwas Fremdartiges wie seine Kleider hatte Arianna noch nie gesehen. Er wirkte so fehl am Platz wie ein Hund in einer Ratsstube. Und doch schien er gar nicht die Gefahr zu bemerken, in der er schwebte. Er wärmte sich im Sonnenschein und lächelte mit dem idiotischen Ausdruck eines Schlafwandlers. Vielleicht war er nicht ganz richtig im Kopf?
    Arianna zögerte nicht lange. Sie raffte ihre Tasche auf, schlüpfte von der Loggia hinein, eilte durch den Furcht erregend riesigen Saal und flog die Stufen hinunter auf die Piazza.
    »Was meinst du mit umbringen?«, fragte der Junge verständnislos. »Wer bist du? Und wo bin ich hier?« Er machte eine hilflose Geste, die das Meer und die silbrigen Kuppeln des Doms und den belebten Platz umfasste.
    »Du bist ja wirklich nicht ganz richtig im Kopf«, stellte Arianna fest. »Wie kannst du dich an der Giornata Vietata in Bellezza aufhalten, dem einzigen Tag im Jahr, der allen Fremden verboten ist, und dann weißt du noch nicht einmal, wo du bist? Du bist doch nicht entführt worden, oder?«

    Der Junge

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