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Stadt der Masken strava1

Stadt der Masken strava1

Titel: Stadt der Masken strava1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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selbst ein Kind aufzuziehen.
    Als die Tage vorübergingen, bekam Arianna allmählich das Gefühl, dass sie vielleicht doch etwas mit ihrer leiblichen Mutter gemein hatte. Obwohl ihr der Gedanke, kurz vor ihrem sechzehnten Geburtstag Duchessa zu werden, Angst machte und obwohl sie die Vorstellung, dass Rodolfo ihr Berater sein sollte, kaum tröstete, wurde sie allmählich doch schlicht und einfach von der Pracht und dem Luxus des Ganzen angezogen.
    Etwas Ähnliches war geschehen, als sie zum ersten Mal vom Geheimnis ihrer Geburt gehört hatte: eine anfängliche Abneigung, gefolgt von einer Faszination eines so ganz anderen Lebens als jenem, das sie für vorbestimmt gehalten hatte.
    Inzwischen schien es lange her, seit sie sich nichts sehnlicher gewünscht hatte, als einmal Mandolier zu werden.
    Bevor sie schließlich ihre Entscheidung traf, bat sie, nach Torrone zurückkehren und einige Zeit mit denen verbringen zu dürfen, die sie immer noch für ihre eigentliche Familie hielt. Auf ihren Rat würde sie hören.
    »Lass sie gehen«, sagte die Duchessa, als Leonora ihr von Ariannas Wunsch berichtete. »Sie ist meine Tochter – sie kommt schon zurück.«
    Bellezza hatte zehn Tage der Trauer, ehe eine neue Duchessa gewählt wurde.
    Anschläge tauchten an Gebäudemauern auf, mit dem hastig aufgemalten Namen Francesca di Chimicis. Die Leute begannen lustlos von der Zukunft zu reden. Die ganze Stadt wurde von einer Teilnahmslosigkeit ergriffen, die für die Lagunenbewohner eigentlich ganz untypisch war. Es war gar nicht ihre Art, sich der Verzweiflung und dem Trübsinn hinzugeben. Doch in der Stadt war noch nie etwas Schlimmeres passiert als der Mord an ihrer Herrscherin. Seit dem Abend mit der Glasmaske vor hundert Jahren hatte sie nichts mehr so schrecklich mitgenommen.
    Keiner konnte sich für eine Herrscherin aus dem Hause di Chimici begeistern, die das Ende der bellezzanischen Unabhängigkeit bedeuten würde. Aber es schien keine Gegenkandidatinnen zu geben. Es hatte zu der vermeintlichen Unsterblichkeit der Duchessa gehört, dass sie keine Vorkehrungen für eine Nachfolge getroffen hatte. Nicht viele Menschen konnten sich an ihre Wahl als junge Frau mit zwanzig Jahren zurückerinnern. Keiner wusste mehr ihren Familiennamen oder kannte ihre Hintergründe.
    Sie war einfach ein kluger Kopf und eine Rednerin gewesen und hatte schon vor ihrem zwanzigsten Geburtstag einen Sitz im Rat erworben. Die vorherige Duchessa, eine kinderlose Frau mittleren Alters namens Beatrice, hatte sich der jungen Bellezzanerin, die in der Stadt geboren, aber auf Burlesca aufgewachsen war, zunehmend zugetan gefühlt und sie für ihre Nachfolge herangezogen. Was dann wegen der Pest schneller als erwartet eingetreten war. Die Seuche hatte keinen Respekt vor Persönlichkeiten und die alte Duchessa als eines ihrer ersten Opfer davongetragen.
    Auch damals war Bellezza orientierungslos gewesen und die junge Silvia hatte sich beworben, solange die Stadt noch ratlos war und nach einer starken Führerin Ausschau hielt. Damals arbeiteten die di Chimici noch an ihren Machtgrundlagen im Westen des Landes, daher gab es keine wahre Konkurrenz.

    Wenn es jedoch irgendwelche Vorbehalte gegenüber der Führerschaft einer so unerfahrenen Frau gegeben hätte, dann wären diese von ihrer Schönheit, ihrer Klugheit und ihrem unerbittlichen Einsatz für die Stadt außer Kraft gesetzt worden, und inzwischen hatte man das alles längst vergessen. Seit Jahren wurde die Duchessa als unersetzlich angesehen.
    Für Lucien war die Zeit nach der Beisetzung der Duchessa sehr seltsam. Arianna war fort auf Torrone und er hatte niemanden, mit dem er nachmittags durch die Stadt streifen konnte. Sie fehlte ihm und er fand ein melancholisches Vergnügen darin, allein durch die im Verlust verstummten Straßen Bellezzas zu wandern. Sie passten zu seiner Stimmung. Er verbrachte viel Zeit damit, über seine Aussichten in seiner eigenen Welt nachzudenken.
    Bisher fühlte er sich noch nicht wieder krank, aber er wusste, dass das einsetzen würde, sobald er von neuem mit seiner Behandlung anfing. Und irgendwie hatte er das Gefühl, dass er es diesmal nicht schaffen würde. Er ahnte, dass Mr Laski der gleichen Ansicht war. Was sollte er seinen Freunden in Bellezza erzählen?
    Vorerst war er wie abgestumpft und konnte nichts tun, außer sich darüber zu freuen, dass er zumindest hier in der schönen Stadt die Krankheit nicht spürte.
    Seit er das richtige Venedig gesehen hatte, gefiel ihm

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