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Stadt der Piraten

Stadt der Piraten

Titel: Stadt der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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möchte nicht, dass du in einen Spalt fällst.«
    Sie bewegten sich mit trippelnden Schritten vorwärts. Mythor hielt sich an Kalathees Hand fest, die wiederum Sadagar die Hand gereicht hatte.
    »Deine Hand ist feucht, Sadagar«, stellte Nottr fest. »Ist das Angstschweiß?«
    »Nein, das macht die Freude«, behauptete Sadagar trocken.
    Nach einer Weile verkündete Nottr: »Da vorne weitet sich der Gang. Wir kommen in ein Gewölbe. Bleibt stehen, ich will den Raum mal abschreiten.«
    Sie hörten Nottr im Kreis gehen. Als er wieder zu ihnen stieß, sagte er: »Ich habe keinen Ausgang gefunden. Wir sind eingeschlossen.«
    Mythor wollte das nicht glauben und begab sich selbst auf einen Erkundungsgang. Nach fünfzehn Schritten kam er ans Ende des Gewölbes, ohne dass seine tastenden Hände auf eine Öffnung gestoßen wären. In der Breite zählte er zehn Schritte, bevor er zu einem Berg lose übereinanderliegender Felsen kam. Hier war der Gang verschüttet worden. Mythor schritt noch die angrenzende Wand ab, aber alles, was er fand, war eine kleine Öffnung, durch die man gerade den Kopf stecken konnte.
    »Somit haben wir unser Nachtlager gefunden«, sagte er, als er zu den Freunden zurückkam. »Wenigstens sind wir vor den Wilden sicher und können ruhig schlafen.«
    Ein langgezogener Laut aus tiefer Kehle erinnerte sie jedoch daran, dass es auch noch eine andere Bedrohung als die durch die Wilden gab. Der Schrei klang diesmal näher, und er schien aus einer anderen Richtung zu kommen.
    »Es ist unter uns«, sagte Kalathee ängstlich. »Es muss sich genau unter uns befinden.«
    »Du kannst trotzdem beruhigt schlafen«, sagte Nottr.
    Sie breiteten ihre Felle aus und rückten zusammen. Kalathee drängte sich an Mythor, und Sadagar schob sich auf der anderen Seite zwischen sie und Nottr, um zu verhindern, dass das heiße Blut des Lorvaners in Wallung geriet. Nottr vermerkte es brummend, raffte sein Fell zusammen und kam an Mythors Seite. Sie unterhielten sich noch eine Weile und redeten sich so in den Schlaf.
    Mythor merkte erst jetzt, wie erschöpft er war. Selbst das Knistern des Pergaments auf seiner Brust konnte seine Müdigkeit nicht verscheuchen. Er wollte einfach ausruhen und ließ sich nur allzu gerne in das dunkle Land geleiten, das die Wirklichkeit ablöst.
    Aber da war etwas, das ihm die verdiente Ruhe nicht gönnte. Er forschte danach und erkannte, dass etwas seine Hand drückte. Etwas hielt sie in festem Griff, und zwar so, dass nur der Zeigefinger frei und gestreckt war. Und mit diesem Zeigefinger wurde beharrlich auf den Boden geklopft.
    Mythor wollte hochschrecken, aber da raunte ihm Nottr zu: »Lass die anderen schlafen. Sie würden sich nur aufregen - vielleicht umsonst.«
    »Was ist?«
    »Spitz die Ohren!«
    Mythor lauschte, und da vernahm er verhaltene Geräusche. Es hörte sich an, als trage jemand überaus vorsichtig einen Berg aus Steinen ab. Mythor war sofort hellwach, als ihm der verschüttete Gang einfiel.
    »Wir kriegen Besuch«, raunte er Nottr zu und spürte dessen bestätigendes Nicken. »Wollen wir ihnen einen entsprechenden Empfang bereiten?«
    Wieder nickte Nottr.
    Vorsichtig hob Mythor das Fell an, mit dem er sich zugedeckt hatte, und richtete sich auf. Bevor er jedoch Alton unter sich hervorgeholt hatte, legte sich etwas Warmes, Haariges auf seine Schulter. Im ersten Moment wollte sich Mythor des Zugriffs durch eine Abwehrbewegung erwehren. Aber da spürte er plötzlich, wie sich eine andere behaarte Hand um seinen Hals legte und diesen mit den Fingern mühelos umschloss. Der Würgedruck blieb jedoch aus, die Berührung war überaus sanft und kitzelte seine Haut, wenngleich die Drohung unverkennbar war.
    Mythor vernahm neben sich eine Reihe tumultartiger Geräusche. Gleich darauf stöhnte Nottr verhalten. Das ließ Mythor erkennen, dass jede Gegenwehr sinnlos war.
    »Gib auf, Nottr«, sagte er flüsternd. »Vielleicht wollen uns die Haarigen gar nichts Böses. Es ist bestimmt besser, sich zu fügen, als sie durch nutzlose Gegenwehr zu reizen.«
    »Wie du meinst, Mythor«, brachte Nottr hervor. Als er weitersprach, klang seine Stimme gelöster. »Ich glaube, diese Wilden können in der Dunkelheit sehen.«
    »Ich wecke jetzt Kalathee und Sadagar«, sagte Mythor und wandte sich um. Als er pelzige Arme nach Kalathee greifen spürte, sagte er befehlend: »Weg da!« Sofort wurden die Arme weggezogen.
    »Ich glaube, die können uns verstehen«, sagte Mythor daraufhin. »Also keine unbedachten

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