Stadt der Piraten
er von starken Armen gepackt und förmlich aus dem Teppich geschüttelt. Über ihm tauchte das hässliche Gesicht Nottrs auf, das von Zorn gezeichnet war und darum noch furchteinflößender wirkte.
»Weißt du, was man in den Wildländern mit Lauschern wie dir macht, Yargh?« fragte der Barbar. »Man näht ihnen Mund und Ohren zu, damit sie nicht mehr spionieren und nichts ausplaudern können.«
»Ich habe nicht gelauscht«, versicherte Yargh. »Warum sollte ich denn den Gesprächen von Spielleuten zuhören wollen? Ihr habt doch nichts zu verbergen, oder? Ihr seid doch, als was ihr euch ausgegeben habt, oder habt ihr falsches Zeugnis über euch abgelegt?«
»Nur nicht frech werden, Freundchen«, sagte Sadagar und öffnete vorne seinen Umhang, so dass Yargh den Gurt mit den Wurfmessern sehen konnte, den er darunter trug, »sonst werde ich dir beweisen, dass diese Messer nicht nur Zierde sind.«
»Ihr werdet es nicht wagen!« rief Yargh ängstlich aus. »Wenn ihr euch an mir vergreift, wird ganz Thormain euch jagen.«
»Lasst es gut sein«, sagte Mythor zu seinen Freunden. »Wir wollen Yargh nicht drohen, sondern sehen, ob wir uns nicht in Güte mit ihm einigen können.«
»Ha, ihr könnt gar nichts fordern«, sagte Yargh frech, der bei Mythors sanftem Ton wieder Oberwasser gewann. Er ging sogar so weit, Nottr vor die Brust zu stoßen, um sich freie Bahn zu verschaffen. »Wenn ihr nicht gehorcht, sage ich den Piraten, dass ihr Spione seid, und dann werdet ihr geschultert.
Räumt endlich diesen Schweinestall auf, und zwar etwas plötzlich, denn ich habe noch andere Aufträge für euch!«
Yargh fühlte sich nicht wohl, als er den falschen Musikanten den Rücken zuwandte und zum Ausgang schritt, aber er fand, er musste Haltung zeigen, denn ein anderes Mittel, um diese Gesellen zu beeindrucken, hatte er nicht. Gerade als er die Tür erreicht hatte, pfiff etwas durch die Luft und bohrte sich neben seinem Kopf ins Holz. Er wandte sich mit einem unterdrückten Schreckenslaut um und sah Sadagar, der seine Wurfmesser an den Spitzen und fächerförmig in der Linken hielt, während die Rechte gerade wieder zum Wurf ausholte. Im nächsten Moment bohrte sich neben seinem anderen Ohr ein weiteres Messer ins Holz und blieb zitternd darin stecken. Es war so knapp gezielt, dass das zitternde Metall sein Ohrläppchen berührte.
»Was soll das?« rief Yargh entsetzt. »Wollt ihr mich umbringen?«
»Nicht, wenn du stillhältst«, sagte Sadagar und warf ein drittes Messer. Es bohrte sich in Höhe der Knie zwischen Yarghs Beinen in die Tür. »Und bitte die Götter, dass sie meine Wurfhand sicher und ruhig sein lassen.«
Das nächste Messer durchschnitt pfeifend die Luft, bohrte sich durch den Stoff der Jacke und nagelte Yargh an der Tür fest.
»Halt!« rief er entsetzt. »Sagt mir, was ihr von mir wollt, nur beendet dieses gefährliche Spiel! Ich flehe euch an, spielt nicht mit meinem Leben! Ich tue alles, was ihr verlangt.«
»Das hört sich schon besser an«, sagte Mythor und gebot Sadagar durch eine Handbewegung Einhalt. Er kam zu Yargh und befreite ihn von dem Messer, das ihn an der Tür festgenagelt hatte, und hielt ihm dann die Spitze an die Kehle. »Wir verlangen nicht viel von dir, nur ein wenig Entgegenkommen. Zuallererst erwarte ich von dir, dass du uns einiges über die Verhältnisse in Thormain erzählst. Das ist doch annehmbar für dich?«
»Wenn es weiter nichts ist«, sagte Yargh und spähte an Mythor vorbei zu Sadagar, der noch immer mit seinen Wurfmessern spielte. »Ich erzähle dir gerne alles, was du wissen willst, nur befiehl diesem Verrückten, dass er seine Messer wegsteckt.«
»Du hast gehört, was sich unser Gastgeber wünscht, Sadagar«, rief Mythor über die Schulter, ergriff Yargh am Oberarm und führte ihn zu einem Tisch. »Mach es dir gemütlich, Yargh und schildere frei weg etwas über die Zustände in der Stadt! Und vielleicht weißt du auch etwas über geheimnisvolle Orte, über die man allerlei Haarsträubendes munkelt. Ich habe auch für Legenden und dergleichen etwas übrig. Und jetzt los!«
Yargh holte tief Luft und begann zu erzählen. Und während er dies tat, reifte in ihm ein Plan, wie er sich dieser unangenehmen Patrone entledigen und gleichzeitig sein Leben retten konnte. Und je länger er mit diesem Gedanken spielte, desto fester kam er zu der Überzeugung, dass dies die Lösung aller seiner Probleme sein mochte.
*
Die ursprünglichen Bewohner von Thormain waren Yortomer, die
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