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Stadt der Piraten

Stadt der Piraten

Titel: Stadt der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Kopf und Kragen kosten. Ihr werdet schon etwas mehr zeigen müssen, um diese erste Nacht in Thormain zu überleben.«
    »Was wird denn noch von uns verlangt?« erkundigte sich Nottel und spannte seine Muskeln unter den Lumpen an. Yargh wich unwillkürlich einen Schritt zurück, als die hässliche Narbenfratze sich ihm näherte.
    »Ich werde euch sagen, was ihr wirklich zum Überleben braucht«, sagte Yargh. »Ihr müsst falsch sein und heucheln können. Wenn ihr so etwas wie Stolz besitzt, dann vergesst ihn, denn ihr werdet Beschimpfungen jeder Art und jede Menge Prügel einstecken müssen. Aber damit nicht genug, müsst ihr auch stehlen und betrügen können. Es reicht nicht, dass ihr einem Bettler ein paar Kupfermünzen abnehmt. Damit könnten wir höchstens einen Krug Wein füllen. Wir aber müssen bei dem bevorstehenden Fest eine ganze Bande von Piraten freihalten. Ich kann euch nicht verhehlen, dass mein Keller leer ist. Also liegt es an euch, einige Fässer Wein und zumindest einen Ochsen herbei zu schaffen. Statt eines Rindes würden es auch ein halbes Dutzend Ferkel tun. Um die Beschaffung von Weibern braucht ihr euch dagegen nicht zu kümmern, dafür sorge ich selbst. Zur Not könnte sogar Kateel einen besoffenen Piraten betören.«
    Yargh verstummte entsetzt, als er plötzlich von Nottel gepackt und hochgehoben wurde.
    »Nimm das zurück und entschuldige dich bei Kateel!« verlangte der barbarische Triangelspieler drohend.
    »Was ist denn los?« begehrte Yargh auf. »Wenn du dich so leicht reizen lässt, kann ich dir versichern, dass du diese Nacht gewiss nicht überstehst.«
    »Bezähme dich, Nottel!« verlangte Mytell. »Yargh hat recht. Wir müssen uns fügen, sonst sind wir verloren.«
    Der Triangelspieler ließ Yargh los und stieß ihn gegen die Wand. »Machen wir doch einfach Schluss«, sagte er dann. »Ich bin nicht gewillt, vor schäbigen Piraten im Staub zu kriechen und den Hanswurst zu spielen.«
    »Nottel!« rief Saddel zurechtweisend. »Wenn Mytell es für nötig erachtet, werden wir uns unterordnen.«
    »Wir werden einen Mittelweg finden«, sagte der jugendliche Stockgeiger, der offenbar der Wortführer war. »Ganz gewiss werden wir nicht so weit gehen, den Piraten die Füße zu lecken.« An Yargh gewandt, fügte er hinzu: »Du kannst dich auf uns verlassen. Wir werden deinen Anweisungen gehorchen. Aber verlange nicht zu viel. Wir werden uns in keiner Weise erniedrigen lassen. Was erwartest du also als erstes von uns?«
    Yargh begann zu ahnen, dass die Spielleute ihm allerhand Schwierigkeiten bereiten würden. Er brauchte Zeit zum Überlegen und um nach einem Ausweg zu suchen. Darum führte er sie in den Festsaal und trug ihnen auf, die dort herrschende Unordnung aufzuräumen und die vom letzten Fest zertrümmerten Sessel und Tische wieder einigermaßen benutzbar zu machen.
    Bei dieser Arbeit überließ er sie scheinbar sich selbst. Tatsächlich begab er sich jedoch in einen Nebenraum, von dem aus es eine geheime Falltür in den Festsaal gab. Von dort gelangte er hinter einen Wandteppich, in dem zwei Gucklöcher ausgeschnitten waren, so dass er nicht nur hören konnte, was gesprochen wurde, sondern die Vorgänge auch beobachten konnte.
    Yargh erreichte seinen Lauscherposten gerade, als Saddel von der Tür zurückkam und berichtete: »Die Luft ist rein. Yargh, diese Ratte, hat sich verzogen. Wir können uns ungestört unterhalten.«
    »Verlange nicht von mir, dass ich da noch länger mitspiele, Mythor!« sagte Nottel zu dem Stockgeiger. »Verschwinden wir hier. Es wird sich irgendwo in Thormain ein besseres Versteck finden.«
    »Als harmlose Spielleute haben wir die besseren Möglichkeiten«, behauptete Saddel. »Hinzu kommt noch, dass uns Yargh mit seinem Wissen wertvolle Hinweise liefern könnte.«
    »Sadagar hat recht, Nottr«, meinte Mythor. »Wenn ich wüsste, wonach ich in Thormain suchen soll, dann könnten wir es auf eigene Faust unternehmen. Aber du weißt, dass ich nur glaube, dass es in dieser Stadt etwas Lohnendes zu finden gibt.«
    »Und an Kalathee denkst du nicht?« fragte Nottr vorwurfsvoll.
    »Ich vertraue mich Mythor an«, sagte Kateel, die wie die anderen mit richtigem Namen auch ganz anders hieß.
    Yargh glaubte, genug gehört zu haben, und wollte sich unbemerkt davonschleichen. Doch da blieb er an dem Wandteppich hängen, und als er sich davon befreien wollte, riss die Aufhängung, und der Teppich fiel auf ihn. Während er noch verzweifelt versuchte, sich zu befreien, wurde

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