Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
Vom Netzwerk:
wehrte sich nach Kräften, trat nach ihm und versuchte sich ihm zu entwinden. Ihre Hand umklammerte verzweifelt das Stück Metall. »Halt still, du Biest!«, tobte Jenkins. »Hältst deine Möse doch sonst auch jedem hin. Ich werd's dir zeigen, du verfluchte Schlampe!« Er war viel stärker als sie. Ohne dass sie es verhindern konnte, presste er sich schließlich mit seinem ganzen Gewicht gegen sie und drängte sich zwischen ihre Beine. Sie spürte sein hartes Gemächt. Mary hob die Hand und kniff die Augen fest zusammen. Und dann stach sie zu.
    Ein ekelhaft schmatzendes Geräusch, dann Jenkins' fast tierischer Schrei. Im nächsten Augenblick ließ er von ihr ab. Mary blinzelte. Das Eisenstück war Jenkins mitten ins linke Auge gefahren. Seltsam, es gab nicht einmal viel Blut. Jenkins aber schrie jetzt gellend und torkelte, vor Schmerz wie von Sinnen, im Zimmer umher. Für einen Augenblick war Mary wie gelähmt, doch dann kam Leben in sie.
    Fort! Schnell fort!
    Der Gedanke hämmerte in Marys Kopf. Gehetzt sah sie sich um. Die Tür war verschlossen. Hier kam sie nicht hinaus. Sie rannte hinüber zur Tür auf der linken Seite des Raums und riss sie auf. Das war das Schlafzimmer der Alten. Aber hier gab es keine Tür, die wieder hinaus auf die Galerie geführt hätte. Oh Gott, sie musste hier raus! Da – ein Fenster! Auch Aaron war doch durchs Fenster gekommen. Sie rannte hinüber und öffnete es mit fliegenden Händen. Jenkins tobte wie ein Wahnsinniger im anderen Zimmer, schrie noch immer rasend vor Schmerz und brüllte Verwünschungen. Tatsächlich, ein breiter Sims und an der Ecke eine Art eiserne Leiter! Ihr Herz jagte wie wild. Nur fort ... fort!
    Kurze Zeit später war sie mit einigen Mühen über den Zaun geklettert und in Manchesters Gassen verschwunden.
    ***
    Hoffnungsvoll fuhr Cathy herum, als die Tür zu ihrer Wohnung plötzlich aufging. Doch es war nicht Aaron, auch wenn sie ihn noch so sehnlichst erwartete. Eine schlotternde Mädchengestalt stand da auf der Schwelle, völlig aufgelöst, verdreckt und mit dem Ausdruck blanker Panik in den Augen.
    »Mary?!«
    Das Mädchen machte noch einen unsicheren Schritt hinein in den Wohnraum, dann brach sie ohne einen weiteren Laut von sich zu geben ohnmächtig zusammen.
    »Um Himmels willen!« Cathy war im Nu bei ihr. »Debby, hilf mir, deine Schwester auf das Bett zu legen.« Debby kam zögernd näher, die Augen weit aufgerissen. Fragend sah sie Cathy an, doch die wehrte ab. »Ich weiß auch nicht, was da passiert ist. Komm, wir müssen uns jetzt erst einmal um sie kümmern«. Mit vereinten Kräften bugsierten sie die Bewusstlose auf das Bett, in dem Aaron und Cathy sonst schliefen. »Holst du Wasser von unten herauf?«, bat Cathy. »Deine Schwester braucht schnell frisches, kühles Wasser, damit es ihr besser geht.« Es war sicher sinnvoll, wenn sie Debby erst einmal beschäftigte. Das Kind konnte ohnehin nicht mehr viel verkraften und reagierte panisch auf die kleinsten Veränderungen – dieser neue Vorfall war gewiss zu viel für sie. Debby nickte folgsam und griff nach dem Tonkrug, der in der Küchenecke zu diesem Zweck immer bereitstand. »Was hat sie denn nur angestellt?«, stammelte sie. »Schau nur, Cathy, was für komische Kleider sie anhat. Die sehen ja ganz verbrannt aus.«
    Cathy zog es vor, nicht darauf zu antworten. »Nun geh!«, befahl sie. »Du hilfst Mary am besten, wenn du jetzt rasch das Wasser heraufholst.«
    Kaum hatte sich die Tür hinter dem Mädchen geschlossen, machte sie sich daran, eilig Marys überaus eng geschnürtes Mieder zu öffnen. Das Mädchen war zweifellos gekleidet wie eine professionelle Hure. Wie konnte das sein?
    Da kam Mary wieder zu sich. »Wo ...?«, murmelte sie verwirrt. Doch dann erblickte sie Cathy, die neben ihr auf dem Bett saß und sich darum bemühte, ihr aus den Kleidern zu helfen.
    Ängstlich packte sie sie am Arm. »Oh Gott, Cathy! Es ist etwas Schreckliches geschehen. Wir müssen uns verstecken, schnell!«
    »Was?« Cathy hielt inne. »Was redest du da, Mary? Was ist denn nur los?«
    Mary richtete sich auf, namenlose Furcht spiegelte sich in ihrem Gesicht. Die Spuren schwerer Misshandlung darin waren unübersehbar. Das lose Mieder rutschte herunter und offenbarte auch auf ihrem Körper eine Anzahl kleiner blauer Flecken, als hätte sie jemand gezielt gequält. Entsetzt starrte Cathy sie an. »Mary, wo um alles in der Welt bist du gewesen? Was ist geschehen?«
    »Cathy, wir müssen fort! Unbedingt! Wir alle! Wo

Weitere Kostenlose Bücher