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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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ist Aaron? Sag es mir! Geht es ihm gut?« Mary war wie von Sinnen.
    Cathy sah sie streng an. »Nein, Mary! Wir werden nirgendwo hingehen. Du erzählst mir jetzt sofort, was geschehen ist. Und zwar der Reihe nach.«
    Marys Kinn bebte. Einen Augenblick schien sie sich zu besinnen, ob sie lieber in Tränen ausbrechen oder doch Cathys nachdrücklichem Befehl Folge leisten solle. Sie entschied sich für das Letztere, doch das erwies sich als nicht so leicht wie gedacht. »Es ist alles so schrecklich, Cathy! Bitte ... ich wusste nicht, dass es so kommen würde«, stammelte sie. »Dann wäre ich doch nie ... ich schwöre, ich wäre nicht mit ihm gegangen. Es tut mir alles so leid!« Mary begann unvermittelt am ganzen Körper zu zittern wie Espenlaub. Die Tränen liefen nun doch in Strömen und hilfloses Schluchzen schüttelte das junge Mädchen. Kurzerhand nahm Cathy sie in den Arm und streichelte sie beruhigend. »Es ist alles gut, Mary! Du bist wieder da, und darüber freuen wir uns sehr. Keiner macht dir Vorwürfe.«
    Mary befreite sich aus Cathys Armen. »Aber ihr hättet allen Grund dazu. Ich bin so dumm gewesen.«
    »Nun versuche einmal zu berichten«, sagte Cathy sanft. Irgendwie musste es ihr gelingen, aus dem völlig verstörten Mädchen herauszubekommen, was sich zugetragen hatte. Ob Aaron gar etwas zugestoßen war? Nagende Angst beschlich Cathy. Warum hatte Mary so drängend nach ihm gefragt?
    Und dann begann Mary, stockend zu berichten. Cathy standen wahrlich die Haare zu Berge bei dem, was sie da zu hören bekam. Debby war inzwischen zurückgekehrt mit dem Wasser, doch Cathy schickte sie gleich wieder hinaus. Das, was Mary zu erzählen hatte, war weiß Gott nicht für Debbys Ohren bestimmt.
    »Und du bist sicher, dass Aaron ihnen entkommen konnte?«, fragte Cathy bang. Was war nur in ihn gefahren, dass er sich zu einer solch unüberlegten Tat hatte hinreißen lassen? Wie sollte es nun weitergehen? Und vor allem: Wo war Aaron jetzt?
    Mary schlotterte noch immer vor Angst und wiegte dabei wie ein Kind den Oberkörper vor und zurück. »Sie haben ihn noch nicht zu fassen bekommen. Hätten sie sonst unbedingt von mir wissen wollen, wo ihr wohnt?«
    »Gut, dass du es nicht verraten hast. Das war sehr tapfer von dir, Mary!« Cathy biss sich auf die Unterlippe. In der Tat waren sie alle in Gefahr. Doch nun einfach kopflos davonlaufen war auch keine Lösung. Wo sollten sie hin, jetzt im Winter? Klein-Mary würde nicht eine Nacht in der Kälte überleben. Sie konnten nicht einfach weglaufen.
    »Von diesen Verbrechern kennt dich doch außer diesem Anführer und dem, den du verletzt hast, niemand, nicht wahr?«, fragte sie Mary. Die schüttelte den Kopf. »Nein, ich denke nicht.«
    »Das ist gut! Weißt du, ich glaube gar nicht, dass sie uns so schnell finden können. Vielleicht machen wir uns ganz umsonst Sorgen«, sagte Cathy und lächelte der zitternden Mary aufmunternd zu, obwohl ihr selbst alles andere als zuversichtlich zumute war. »Wie sollen sie auch herausfinden, wo wir wohnen? Das wissen nicht viele Leute. Aaron und ich haben immer sorgfältig darauf geachtet, es möglichst für uns zu behalten. Wir hatten unsere Gründe dafür, glaub mir! In der Fabrik weiß es im Grunde niemand. Dein Vater war einer der ganz wenigen, dem Aaron sein Vertrauen schenkte und ich habe es gar niemandem verraten.«
    »Du meinst, sie können uns nicht finden?«
    Cathy schüttelte den Kopf. Sie hatten ohnehin keine andere Wahl, als zu bleiben. Das war momentan das Sicherste. »Wir werden einfach abwarten. William wird auch hier bei uns bleiben. Ich werde es ihm sagen, wenn er nachher von der Arbeit kommt. Ich hoffe nur, dass man ihn nicht schon befragt hat.«
    »Und Aaron?«
    Cathy stand auf und wandte ihr Gesicht ab. Mary sollte nicht sehen, wie sehr sie um ihre Fassung rang. »Er wird ganz sicher von sich hören lassen. Bestimmt versteckt er sich irgendwo, um uns nicht in Gefahr zu bringen. So wird es sein!«
    Da öffnete sich die Tür und William trat ein, wesentlich früher als sonst. »Mary, du?!«, schrie er erstaunt auf. Schnell rannte er hinüber zu Mary und nahm sie in den Arm, überglücklich, seine ältere Schwester wiederzusehen. Doch dann versetzte er ihr einen ärgerlichen Schlag. »Du Dumme, warum bist du weggegangen? Das verzeihe ich dir nie! Das war gemein von dir!«
    »Lass sie, William!«, sagte Cathy bestimmt. »Deine Schwester hat sehr viel Schlimmes erlebt. Und sie weiß selbst am allerbesten, dass sie einen

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