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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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Augen nicht erreichte. »Sie ist ja immer so engagiert, die Gute! Es ist eine Schule für Arbeiterkinder. Sie plant, sogar Mädchen unterrichten zu lassen.«
    »Das freut mich. Es wäre wirklich ein Segen für die armen Dinger«, sagte Cathy unsicher. Ihr Herz begann zu klopfen.
    »Schön, dass du es so siehst. Um es kurz zu machen: Ich werde dich als Lehrerin vorschlagen. Dein Ehemann teilte mir unlängst mit, dass du das Lesen und Schreiben sowie das Rechnen beherrschst und eine für jemanden deines Standes ungewöhnlich gute Bildung genossen hast. Ich gehe davon aus, dass dies der Wahrheit entspricht.«
    Cathy fuhr der Schreck fast schmerzhaft in die Glieder. »In der Schule Lady Fountleys? Ich ... ich danke sehr, aber ...«
    »Ich will kein Aber hören. Du behauptest doch, eure Lage sei angeblich so beschwerlich. Nun also, warum zierst du dich? Dein Lehrerinnengehalt wird den Lohn einer Arbeiterin um ein Vielfaches übersteigen, somit bist du, dein Kind und die anderen Bälger, um die du meinst, dich kümmern zu müssen, versorgt. Für deinen Mann habe ich Arbeit hier auf dem Gut. Sagte er nicht, er kenne sich mit Kutschen und Pferden aus? Nun, das kann er übernehmen und ansonsten für mich im Haus arbeiten. Schließlich soll er sich etwas nützlich machen für die Hilfe, die man ihm angedeihen lässt.«
    Cathy schwieg betroffen. Furcht und das deutliche Gefühl, einen folgenschweren Fehler gemacht zu haben, bemächtigten sich ihrer.
    Mrs Ashworth stand auf und musterte sie mit unnahbarer Miene. »Ich denke, damit ist alles zur Genüge besprochen«, meinte sie kühl. »Du kannst dir in der Küche noch etwas zu essen geben lassen und dich dann auf den Heimweg machen. Warte nach der zweiten Wache 49 am Gefängnistor auf mich, dann sehen wir weiter.«
    »Gott möge Ihnen Ihre Selbstlosigkeit lohnen.« Cathy hoffte inständig und gegen ihr Gefühl, dass die Frau auch danach handeln würde.
    Doch Mrs Ashworth lachte nur spöttisch auf. »Ja, gewiss! Unser aller Herrgott! Das wird er schon tun, so wie er es immer getan hat. Und wenn nicht, werde ich schon selbst dafür sorgen.«

Kapitel 39
    Moston Park, fünf Tage danach
    Kapitel 39
    Aaron erwachte durch die plötzliche Kühle seiner Glieder. Jemand machte sich mit feuchten Tüchern an ihm zu schaffen. Das grelle Licht tat seinen Augen weh, sein Kopf dröhnte. Doch fühlte er sich besser. Er versuchte sich aufzurichten, obwohl sich sofort starker Schwindel einstellte. Im gleichen Augenblick bemerkte er, dass er völlig nackt war. Matt sank er zurück in weiche Kissen, alles drehte sich. Plötzlich glitt eine Hand über seine Brust. Fahrig wehrte er sie ab. »Nicht!«
    Ein gurrendes Lachen. Er kannte es. Es war nicht böse, aber irgendetwas in ihm verabscheute es – wehrte sich dagegen. Das Lachen und die Stimme der Frau, der beides gehörte, hatten seine wirren Fieberträume in den letzten Tagen durchdrungen, so wie die Hände, die sich jetzt wieder an ihm zu schaffen machten, ihn berührten, dreist über seinen Körper glitten.
    »Wo ...?«, brachte er krächzend hervor.
    Wieder dieses Kichern. »Wenn du recht brav bist, werde ich es dir verraten.«
    Mühsam wandte er sein Gesicht in die Richtung, aus der die Stimme zu ihm gesprochen hatte. Die Frau saß an seinem Bett. Ihr Schmuck glitzerte grell und das heftige Violett ihres Kleides bohrte sich unbarmherzig in seine Augen. Aaron tastete nach der Decke neben ihm und breitete sie rasch über sich aus.
    »Hunger?«, fragte die Frau. Ihre Stimme klang nun ein wenig unwillig.
    Aaron nickte. Ja, er hatte großen Hunger. »Dann iss!« Auffordernd hielt sie ihm eine gut gefüllte Trinkschüssel mit Suppe hin. Dicke Fettaugen schwammen darauf. Aaron schlürfte gierig. Ah, das tat wirklich gut. In seiner Brust rasselte es noch immer. Er musste husten, doch es tat längst nicht mehr so weh.
    »Es freut mich, dass es dir endlich besser geht«, sagte die Frau. Aaron richtete erneut seinen Blick auf sie und die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. »Mrs Ashworth?!«
    »Gewiss! Weißt du noch immer nicht, wo du dich befindest?«
    Aaron schüttelte den Kopf, er war sich nicht sicher. Alles schien so verworren in seiner Erinnerung. »Sie waren im Gefängnis ... mit einem Mann und ... Cathy war da ... und ich ...«, er stockte. Ein überaus ungutes Gefühl kroch in ihm hoch.
    »Besonders dankbar schienst du jedenfalls nicht dafür zu sein, dass ich dich aus diesem schrecklichen Loch geholt habe. Mein Gott, dabei lagst du praktisch

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