Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
Vom Netzwerk:
Ashworth. »Ich dulde diese Person nicht länger in meinem Haus! Wirf sie hinaus!«
    Cathy wusste nicht, wie ihr geschah. Der Butler, dieser schreckliche Mensch, stürzte sich auf sie und packte sie grob am Arm. »Aaron, hilf mir doch!«, schrie Cathy. Warum tat er denn nichts dagegen? Warum? Da zerrte der Diener sie schon rücksichtslos hinaus. Sie gab dennoch nicht auf, kratzte und trat nach dem Mann, aber es nutzte nichts. Er war viel stärker als sie. Gerade sah sie noch, wie Aaron sich die Ohren zuhielt, den Ausdruck blanker Verzweiflung im Gesicht, da hatte der Diener sie vollends überwältigt. Er schleifte sie den ganzen Weg zurück, durch die Halle hindurch und bugsierte sie aus der rasch geöffneten Eingangstür. »Du bist hier nicht erwünscht, verstanden! Wehe, du lässt dich noch einmal hier blicken, dann wird es dir schlecht ergehen!«, fuhr er sie an und versetzte ihr einen harten Stoß. Blind vor Tränen stolperte Cathy die Treppe hinunter und stürzte schließlich hart auf den sorgfältig mit Kies bestreuten Platz vor dem Haus. Hilflos weinend blieb sie dort liegen. Ihr Körper fühlte sich an, als ob er ihr nicht gehöre und ihr Verstand versagte ihr den Dienst. Aaron hatte sie verlassen.

Kapitel 41
    London, Coldbath Fields Prison, 19. Februar 1841
    Kapitel 41
    Der leitende Gefängniswärter runzelte seine Stirn und schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich fürchte, es war nicht zu vermeiden, Sir!« Horace starrte ihn an. Er konnte es immer noch nicht fassen. »Ich sagte Ihnen doch, Sie sollen ein Auge auf ihn haben. Warum haben Sie sich nicht daran gehalten?«
    Der Beamte furchte seine Stirn noch weiter. »Sir, bei allem Respekt: Wie sollte ich das bewerkstelligen? Wir haben, wie Ihnen zweifellos bekannt ist, über tausend Gefangene hier. Zusammengepfercht wie die Schweine, das ist wahr, aber was kann ich dagegen tun? Wir sind vollkommen überbelegt. Natürlich achten meine Leute peinlichst genau auf das Einhalten der Regeln, aber dennoch kommt es immer wieder zu sehr unschönen Zwischenfällen, so wie diesen. Wie sollte es auch anders sein? Das ist Abschaum, wissen Sie.« Er räusperte sich.
    »Kann ich ihn sehen?«, fragte Horace.
    »Ähm ... ich fürchte, das ist kein schöner Anblick, Sir. Wollen Sie sich das wirklich zumuten?«
    »Wo ist er?«
    Der Beamte ging zur Tür. »Wir haben ihn vorübergehend in einen der Schuppen auf dem Gerätehof gebracht. Normalerweise hätten wir ihn gleich beerdigt, aber ich dachte mir, dass Sie informiert werden wollten.«
    Horace nickte stumm. Am Morgen war ihm mit einem Eilboten die Nachricht aus Coldbath Fields, dem gefürchtetsten Vollzugsgefängnis der Stadt, zugeschickt worden. Es war entsetzlich, wenn auch nicht überraschend. Rupert Baker hatte es genauso gewusst wie er selbst, wie alle, die an diesem verabscheuungswürdigen und ekelerregenden Prozess beteiligt gewesen waren. Die Verurteilung zu zehn Jahren Zwangsarbeit in Coldbath Fields kam einem Todesurteil gleich, es war nur eine Frage der Zeit gewesen. Niemand überlebte die Besserungsanstalt Coldbath Fields länger als ein paar wenige Jahre. Es hieß, der Teufel selbst könne dort noch lernen. Rupert Baker hatte es kaum einen Monat überlebt. Vielleicht war es ja sogar besser so. Horace seufzte tief auf. Diese Nachricht würde Meredith vermutlich endgültig vernichten. Schweigend folgte er dem gedrungenen Mann über den Hof der weitläufigen, von einer hohen stachelbewehrten Mauer umgebenen Anstalt bis hin zu einer Ansammlung von flachen Ziegelgebäuden. In Coldbath Fields wurden die Gefangenen zu schwerster Zwangsarbeit angehalten und dabei waren die Tretmühlen, von denen es mehrere auf dem Gelände gab, noch der angenehmere Teil. Der Beamte entriegelte das Schloss am Holzverschlag. »Wollen Sie es sich nicht noch einmal überlegen?«, fragte er besorgt. »Die haben ihn schlimm zugerichtet. Wir haben die Männer, die daran beteiligt waren, zwar schon bestraft, aber das ändert auch nichts mehr an dem, was geschehen ist.«
    »Lassen Sie nur«, sagte Horace und trat in den Dämmer des Schuppens. Der Blutgeruch stach ihm sofort in die Nase. Er schluckte beklommen. Rupert Bakers Körper lag in leicht gekrümmter Haltung auf einem Brett. Offenbar war die Leichenstarre schon eingetreten, die Augen starrten blicklos ins Leere. Gut, dass Meredith das nicht sehen musste. Es war mit einem Wort: grauenvoll. Rupert Baker war von seinen Mithäftlingen vergewaltigt und dann auf bestialische Weise ermordet

Weitere Kostenlose Bücher