Stadt der Schuld
erwähnt wird, in Portsmouth fort, Mr Armindale. Sie suchten nach dem ebenfalls dort erwähnten Mr Eastman.«
Armindale nickte lebhaft. »Tatsächlich fand ich ihn, vielmehr sein Kontor, und es stellte sich heraus, dass wirklich eine Verbindung zum Angeklagten bestand. Ich konnte ihn leider nicht selbst sprechen, denn als ich einen Termin mit ihm am nächsten Tag wahrnehmen wollte, hatte er, wie es schien, Hals über Kopf die Flucht ergriffen. Zusammen mit einer zwielichtigen weiblichen Person, die in Verbindung zu einem Inder namens John Sagar Trumble, dem Betreiber eines Bordells in Portsmouth, stand.«
Der Lordrichter hob nun doch interessiert die Brauen. »Wie mir gesagt wurde, haben Ihnen die Hafenbehörden – vertreten durch Inspector Ernest Fenshore – bei den weiteren Untersuchungen geholfen. Konnte man diesen Eastman denn nicht mehr ausfindig machen?«
Armindale wirkte jetzt regelrecht unglücklich und begann zu stottern. »Ich fürchte, Euer Ehren ...«
Fenshore hielt es nicht mehr in seiner Bank. Er sprang auf, salutierte und verkündete: »Euer Ehren, wir konnten nachweisen, dass Mr Eastman Portsmouth am 11. Dezember des vergangenen Jahres in Begleitung dieser ... äh ... Dame an Bord der Saint Magdalena in Richtung Liverpool verließ und sich dort auf die Mary Grace mit dem Ziel Barbados einschiffte. Doch unglücklicherweise ist die Mary Grace untergegangen. Es ist sicher davon auszugehen, dass Mr Eastman und auch seine Begleitung dabei den Tod fanden.« Er hustete vor Aufregung. Dann knallte er die Hacken zusammen und setzte sich wieder.
»Das ist allerdings bedauerlich!«, sagte der Lordrichter gedehnt. »Ich nehme an, Ihre Ermittlungen konzentrierten sich dann auf diesen Inder namens Trumble, Mr Armindale?«
»Ja, Euer Ehren«, Armindale wirkte jetzt noch nervöser, ein wahres Nervenbündel, »ich ... äh ... nun, auch Mr Trumble konnte nicht mehr gehört werden zu der Sache. Er wurde ermordet.«
»Was?!« Isobel sprang erregt auf. Godfrey zwang sie zurück auf ihren Stuhl und sah sie streng an.
»Euer Ehren, das ist der Grund für unsere Verspätung. Die Ereignisse haben sich überschlagen und leider, das muss ich zugeben, in einer für die Beweisführung äußerst ungünstigen Art und Weise.«
»Wie darf ich das verstehen, Mr Armindale?«, fragte der Lordrichter eisig.
»Ähm Mr John Sagar Trumble stand tatsächlich in Verbindung mit dieser indischen Verbrecherorganisation, wie wir es vermuteten. Diese wird angeführt von einem Shankar Ananad Khan, einem gefürchteten Phantom der kriminellen Unterwelt Indiens. Wie es sich herausstellte, ist dieser Ananad Khan höchstpersönlich verantwortlich für die Ermordung Trumbles und auch einer weiteren Zeugin. Es ging wohl um die Unterschlagung einer größeren Summe, für die Trumble auf die in indischen Verbrecherkreisen übliche Art und Weise hingerichtet wurde. Wir fanden bei einer polizeilichen Durchsuchung des Hauses seine abgehackten Hände, die der Mörder zum Beweis oder vielleicht zur Abschreckung in einem Glas eingelegt hatte.« Er schluckte. »Der Leichnam selbst wurde, schrecklich zugerichtet, vor zwei Tagen im Kellerboden des Hauses entdeckt.«
Auf den Besucherrängen fielen bei dieser Ankündigung die ersten Damen in Ohnmacht. Die Menge summte in freudiger Erregung und die Griffel der Journalisten jagten wie wild über deren Schreibblöcke. Ach, dieses Spektakel lohnte den Aufwand!
Schließlich hieb der Lordrichter erbost mit seinem Hammer auf das kleine Holzbänkchen und es kehrte wieder angespannte Stille ein.
»Habe ich das richtig verstanden, dass dieser Khan selbst in Portsmouth war und die Morde verübt hat? Mr Fenshore, klären Sie uns bitte auf. Ich hoffe doch, Sie konnten diesen gefährlichen Verbrecher festnehmen und verhören.«
Fenshore erhob sich zögernd. Er wurde rot und sein Schnurrbart zitterte kläglich. »Euer Ehren, wir haben ihn in der Tat festgenommen und pausenlos verhört. Aber es war nichts aus ihm herauszubekommen. Dieser Ananad Khan ist eine wahre Bestie, ein Untier, ihm scheint jede menschliche Regung zu fehlen! Er hat vor unseren Augen einfach diese Frau erdolcht, als handele es sich darum, Gemüse zu schneiden.«
»Nun, Mr Fenshore«, der Lordrichter räusperte sich indigniert, »wenn Ihre Behörde in Portsmouth sich außerstande sieht, ihn zu verhören, dann lassen Sie ihn hierher nach London überführen. Meine erfahrenen Coroner 52 werden ihn schon zum Reden bringen.«
»Euer Ehren, es ist
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