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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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und sie nahm ihn auf, friedvoll und gewährend. Und dann, als er sie zum Höhepunkt führte, sie in ihrer Ekstase zu stöhnen begann und schließlich leise aufschrie, erfüllte ihn eine glückvolle Zufriedenheit, wie er sie nie zuvor gefühlt hatte. Befreit, selbstvergessen verströmte er sich in ihr, gab sich ihr, wie sie sich ihm zuvor gegeben hatte – und er fühlte, dass es richtig war.

Kapitel 12
    Manchester, Ashworth Spinnerei, in den frühen Morgenstunden des 9. November 1840
    Kapitel 12
    Mary war gestern wieder im Büro von Mr Ashworth«, sagte William stolz. »Ich weiß es. Gavin hat mir davon erzählt. Er hat gesehen, wie sie rauskam.«
    »Na und?«, schnappte seine Schwester wütend. »Was geht's dich an, William?«
    Aaron runzelte die Stirn. »Du warst gestern noch einmal bei Mr Ashworth? Warum? Was wollte er von dir?«
    Die Wangen des Mädchens röteten sich ein wenig. »Nichts! Ich meine, nichts Besonderes. Er wollte wissen, ob ich mit der Arbeit, die Mr Bole mir zugeteilt hat, zufrieden bin.«
    Aaron warf ihr einen misstrauischen Blick zu: »Und das war alles? Hat er dich wirklich nur danach gefragt?«
    »Ja, hat er!«, gab Mary unwillig zurück. »Und überhaupt, ich wüsste nicht, was dich das angeht. Du bist nicht mein Verwandter und schon gar nicht mein Vater.«
    »Das weiß ich doch, Mary!«, sagte Aaron rasch. »Trotzdem gebe ich dir den guten Rat, dich ein wenig vor Mr Ashworth in Acht zu nehmen. Seine übergroße Fürsorge für dich kommt mir ehrlich gesagt etwas seltsam vor.«
    Das Mädchen würdigte ihn keines Blickes mehr. Sie beschleunigte stattdessen ihren Schritt noch, um vor ihm und William durchs Eingangstor zum Hof der Spinnerei zu schlüpfen. Seit fünf Tagen arbeitete sie nun schon im Carding Room und in diesen fünf Tagen hatte Ashworth sie bereits drei Mal in sein Büro bestellt. Aber sie schwieg sich eisern darüber aus, was dort vor sich ging. Aaron sah ihr beunruhigt nach, als sie zwischen den anderen herbeiströmenden Arbeitern verschwand, die im trüben Grau des heraufdämmernden Morgens die erste Tagesschicht übernehmen würden. Er hatte allerdings eine Ahnung, welcher Natur das Interesse Ashworths an dem erblühenden Mädchen war. Mary war hübsch und verfügte bereits jetzt über einen Körper, der Männern gefiel und ihre Fantasie anregte. Auch viele der Arbeiter sahen hinter ihr her.
    »Gavin sagt, ich darf ihm heute helfen, die Wagen zu reinigen!«, teilte ihm William nun aufgeregt mit.
    Aaron wandte seine Aufmerksamkeit dem Knaben zu. William zeigte sich im Gegensatz zu Mary regelrecht anhänglich ihm gegenüber. Aber das war nicht weiter verwunderlich, immerhin hatten die Kinder in kurzer Zeit den Verlust ihrer Eltern und ihres bisherigen Lebens zu verkraften gehabt. Es war nur zu verständlich, dass der Junge bei ihm Geborgenheit und Schutz suchte. »Das ist schön, William. Hat es dir gestern Spaß gemacht? War die Arbeit nicht zu schwer für dich?« Aaron war es tatsächlich geglückt, auch den Jungen in der Fabrik unterzubringen, als Laufbursche bei den Wagen, die zum Transport der Baumwolle und fertigen Ware bereitstanden. Immerhin ein kleiner Erfolg, auch wenn er es bedauerte, dass der Kleine schon so hart für seinen Unterhalt schuften musste.
    William zögerte einen Augenblick, meinte dann aber umso zuversichtlicher: »Ich schaffe es schon. Gavin ist auch erst elf und schon vier Jahre dabei. Der hat schon tolle Muskeln. Ich bin bestimmt auch bald so stark wie er.«
    »Ja, das bist du sicher bald!«, stimmte Aaron zu und gab dem Jungen einen freundlichen Klaps auf die Schulter. »Hast du dein Porridge dabei?«
    Zur Bestätigung hob William die Hand, die den Henkel des kleinen, mit einem Deckel verschlossenen Eisentopfs fest umklammerte und grinste zufrieden. Der Schlag Porridge darin war seine ganze Tagesration, zusammen mit dem Gemüsebrei, der in der Fabrikküche für die Arbeiter angeboten wurde. Eine Kostbarkeit! Den würde er bestimmt nicht aus den Augen lassen. Aaron lächelte. Es rührte ihn, wie eifrig der Junge sich bemühte, aus seinem harten Schicksal das Beste zu machen. William war ein guter kleiner Kerl, fleißig und gewissenhaft – seinem verstorbenen Vater nicht unähnlich. Aarons Gesichtszüge verhärteten sich bei dem Gedanken. All sein Fleiß hatte William McGillan nicht vor einem trostlosen Ende retten können, weder ihn noch seine Familie. Und ihnen würde es in absehbarer Zeit ganz genauso ergehen, wenn es ihm nicht gelang, bald einen

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