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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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die Frage. Er wählte den direkten Weg, das versprach mehr Erfolg bei Frauen vom Schlage einer Isobel Havisham. Irgendwelche Finten würde sie ohnehin bemerken.
    »Darüber wird er sich sicher freuen!«, sagte er und gab seiner Stimme einen ernsten Klang. »Besonders, da ihn schwere Sorgen umtreiben.«
    »Tatsächlich?« Sie taxierte ihn abschätzig. »Handelt es sich um Geld? Ich denke, mein Gatte lässt ihm eine ausreichend großzügige Apanage zukommen.«
    »Oh, nein, wo denken Sie hin, Geld spielt hier überhaupt keine Rolle.«
    »Hm!«
    Armindale ließ seine Fingerspitzen einen Augenblick über das gewebte Blumenmuster der Armlehne seines Sessels wandern. »Sind Sie darüber informiert, dass ich in den letzten Monaten in Diensten Ihres Vaters stand?«
    Sie sah ihn erstaunt an. »Ich dachte, Sie hätten geschäftlich mit meinem Ehemann zu tun. Sie waren doch ein Mitarbeiter des politischen Freundes meines Mannes, Mr Green.«
    »Nicht mehr, Mrs Havisham. Ich zog es vor, die Zusammenarbeit zu beenden, schon vor geraumer Zeit. Um ehrlich zu sein, es kamen mir Zweifel an der absoluten Integrität Ihres Gatten.«
    »Ach!«
    »Ernste Zweifel!«
    Sie reagierte schnippisch. Ein Abwehrmechanismus, natürlich!
    »Ich wüsste nicht, warum mich das interessieren sollte. Mein Mann ist ein überaus geachteter und erfolgreicher Geschäftsmann, darüber hinaus auch noch Mitglied des Parlaments. Ich kann mir nicht denken, welche angeblichen Zweifel an seiner Integrität bestehen sollten.«
    Armindale entschied, jetzt zuzupacken. »Ist Ihnen denn niemals der Gedanke gekommen, Mrs Havisham, dass der Tod Ihres bedauernswerten Bruders, Daniel, Ihren Gatten in eine sehr komfortable Situation gebracht hat?«
    Sie schwieg einen Augenblick. »In der Tat ist dieser Umstand für meinen Ehemann und damit auch für mich nicht nur als bedauerlich zu bezeichnen. Jedoch habe ich den Tod meines Bruders immer als tragisches, schicksalhaftes Unglück betrachtet.«
    »Ihrem Vater kamen dagegen mit der Zeit Zweifel, ob der überraschende Tod seines Sohnes wirklich nur einem ungünstigen Schicksal geschuldet war.«
    »Was wollen Sie damit andeuten, Mr Armindale?«, fragte sie scharf. Sie begriff schnell, immerhin.
    »Ich will damit andeuten, dass Ihr Bruder ermordet worden ist, Madam!«
    Sie sprang erregt auf. »Das muss ich mir nicht anhören! Was erlauben Sie sich?«
    Armindale war die Ruhe selbst. Er lächelte. »Das sollten Sie aber, denn ich habe inzwischen die Beweise dafür erbringen können – im Auftrag Ihres Herrn Vaters.«
    Tatsächlich war sie für einen Augenblick sprachlos. Sie starrte ihn an. Dann setzte sie sich wieder.
    »Es gibt Beweise dafür?« In ihrer Stimme war jetzt der Hauch eines unsicheren Zitterns zu hören.
    »In der Tat. Es ist mir gelungen, die Spur des Verbrechens in Indien nachzuzeichnen ...«
    Mit knappen Worten fasste er die Essenz seiner Ermittlungen zusammen. Sie hörte sich seine Ausführungen mit undurchdringlicher Miene an. Dann fasste sie ihn scharf ins Auge. »Sie haben also zweifelsfrei beweisen können, dass mein Bruder einem Auftragsmord zum Opfer gefallen ist?« Armindale nickte stolz. »Nun, Mr Armindale«, fuhr sie schmal lächelnd fort, »dennoch sehe ich nach wie vor nicht, was Sie dazu veranlassen könnte, meinen Gatten in Beziehung zu diesem Verbrechen zu bringen.«
    Mit einer solchen Abfuhr hatte er nicht gerechnet. Diese Frau war eiskalt. »Aber Madam, ich bitte Sie, das liegt doch auf der Hand. Horace Havisham hatte den größten Vorteil vom Tod Ihres Bruders.«
    Sie lächelte nachsichtig. »Es ist zwar richtig, dass mein Gatte dadurch zum rechtmäßigen Erben Whitefells und der Ländereien wird im Falle des Ablebens meines Vaters, aber wie mir scheint, haben Sie nicht einmal den Ansatz eines Beweises, dass mein Mann in die Sache verwickelt ist. Es ist lediglich eine Ausgeburt Ihrer Fantasie, möglicherweise befördert durch meinen Vater, dem vermutlich daran gelegen ist, meinem Mann zu schaden. Die beiden verstehen sich nicht besonders, wie Ihnen zweifelsohne bekannt ist.«
    Er hätte sich ohrfeigen können. Die Sache war gründlich schief gelaufen. Er war davon ausgegangen, dass sie die Vorstellung, mit dem Mörder ihres Bruders verheiratet worden zu sein, völlig erschüttern würde. Aber sie war die Ruhe selbst, nicht ein Hauch der vorigen Beunruhigung war zu spüren. Trotzdem wollte er nicht aufgeben. Havisham musste einfach hinter der Sache stecken! »Sehen Sie denn nicht, dass es eine

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