Stadt der Schuld
Verbindung geben muss? Es passt doch alles zusammen.«
Sie musterte ihn kalt: »Nein, das sehe ich nicht! Und nun möchte ich Sie bitten zu gehen, Mr Armindale.« Sie erhob sich. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als vorerst das Feld zu räumen. Verdammt, wie sollte er nun herausfinden, ob und was Havisham mit der Sache zu tun hatte? »Pool wird Sie hinausbegleiten, Mr Armindale.«
»Mrs Havisham, ich beschwöre Sie. Es kann Ihnen doch nicht gleichgültig sein, wer Ihren Bruder ermordet hat.« Sie zeigte auch jetzt keinerlei Regung, Armindale nutzte verzweifelt die letzte Chance: »Ich versichere Ihnen, dass Ihr Gatte etwas zu verbergen hat. Allein die Art, wie er vorher das Haus verließ ... völlig hysterisch, der Mann! Und das nach dem wirklich merkwürdigen Besuch vorhin.«
Sie sah ihn überrascht an. »Ein Besuch, sagen Sie? Was für ein Besuch? Ich wurde nicht darüber in Kenntnis gesetzt.«
»Rupert Baker war vorhin hier und hat mit Ihrem Mann gesprochen, der daraufhin in heller Aufregung das Haus verließ.«
Sie schien wirklich verblüfft. »Baker, sagen Sie? Das ist doch der Name des Abgeordneten, dessen Platz mein Mann jetzt eingenommen hat.«
»In der Tat, und Sie dürfen mir glauben, dass er diesen nicht freiwillig geräumt hat. Ich muss es wissen, denn ich war von Mr Havisham damit betraut worden, Ermittlungen gegen Mr Baker anzustellen, seinen Sohn Rupert Baker betreffend.«
»Davon wusste ich nichts!«
»Daran sehen Sie, Madam, dass Ihr Gatte allerdings Geheimnisse vor Ihnen hat und dass er auch vor schmutzigen Mitteln nicht zurückscheut, um sein Ziel zu erreichen. Gibt Ihnen das nicht zu denken?«
Für einen Augenblick geriet ihre selbstsichere Miene ins Wanken, doch dann obsiegte ihre Selbstbeherrschung. »Ich habe meinen Worten nichts mehr hinzuzufügen, Mr Armindale. Guten Tag!«
Er sah ein, dass es keinen Sinn hatte, weiter auf sie einzureden, zumindest jetzt nicht, aber der Same des Zweifels war gesät. »Madam, sollten Sie Ihre Meinung doch noch ändern, können Sie mich jederzeit aufsuchen. Ich wohne in der Hopkins Street in Soho, No. 43. Fragen Sie einfach meine Zimmerwirtin nach mir oder hinterlassen Sie mir eine Nachricht. Ich werde dann umgehend Kontakt zu Ihnen aufnehmen. Diskret, versteht sich. Es wäre sicher auch angeraten, Ihrem Mann nichts von meinem Besuch zu erzählen. Ich denke, darüber sind wir uns einig. Und nun möchte ich mich empfehlen, gnädige Frau.«
***
Seine Ungeduld folterte ihn, er ertrug es nicht, noch eine Sekunde länger zu warten. Dann endlich hörte er ihre Schritte auf dem Flur – er hätte sie unter Tausenden erkannt. Das Geräusch, wie sich die Klinke der Tür zum Salon herabsenkte, wie die Tür sich öffnete ...
»Meredith!«
Sie stand einen Augenblick wie erstarrt, dann wandte sie sich abrupt um.
»Nein, warte!«
Sie hielt inne.
»Meredith, ich war so ein Idiot. Verzeih mir!«
Zögernd drehte sie sich wieder um und sah ihn an. Er konnte erkennen, dass sie viel geweint haben musste in der letzten Zeit. Er stöhnte auf. Vorsichtig schloss sie die Tür hinter sich.
»Du hast es dir anders überlegt, Horace?«
Einen Augenblick stand er unbeholfen da, doch dann machte er plötzlich ein paar rasche Schritte auf sie zu und nahm sie bei den Schultern. Sie wich nicht zurück.
»Ich bin verrückt nach dir, Meredith. Ich denke, du weißt das«, presste er hervor. Seine Lippen, sein ganzer Körper bebte. Er war nicht in der Lage weiterzusprechen.
Sie sah, wie es um ihn bestellt war. Ein sanftes Lächeln glitt über ihr blasses Gesicht. »Komm!«, sagte sie schlicht und nahm ihn bei der Hand. Er folgte ihr ohne Gegenwehr – die schmale Treppe hinauf und den Gang entlang. Sie öffnete die Tür zu ihrem Schlafzimmer und führte ihn hinein. Es war nur natürlich. Er liebte sie und sie ihn. Es drängte ihn so sehr, ihren feenhaften Körper endlich in seinen Armen zu halten, ihn zu liebkosen, die Frau, die er liebte, zu entzücken, ihr Lust und herrliches Empfinden zu bereiten, es mit ihr zu teilen ...
Sie gab sich ihm hin, als wären sie schon immer vertraut miteinander gewesen. Da war keine Scheu, kein Zögern, es war der natürliche Gang der Dinge und er spürte nichts als tiefe Freude und Dankbarkeit, während er ihre verborgenen Gärten erforschte. Sie war so schön!
Ihr Körper schmiegte sich weich an ihn, als er vorsichtig in sie eindrang und gemeinsam fanden sie in ihren Rhythmus, teilten den gleichen Schlag ihrer Herzen. Er versank in ihr
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