Stadt der Sterne strava2
einem Jahr. Und sie mochte gar nicht daran denken, welche Auswirkungen das auf Vicky und David haben würde.
Doch nach ein paar Schlucken Wein beschloss Georgia sich einfach keine Gedanken zu machen: Falco würde sich eben irgendeine Ausrede einfallen lassen müssen. Und sie wollte nicht eine Sekunde ihrer Festnacht verpassen.
Gaetano saß während des Banketts neben seinem Onkel und ausnahmsweise nicht neben Arianna, auch wenn sie seine Gedanken beherrschte. Die Duchessa saß zur anderen Seite des Papstes und neben ihrem Vater. Dann folgten Luca und Carlo, die sich halblaut stritten, wer nach dem Bankett die Tischrede halten sollte – Luca als ältester Sohn und Erbe des Herzogtums von Giglia oder Carlo als nächster Fürst von Remora.
Beatrice kam und setzte sich Gaetano gegenüber.
»Wie stehen die Dinge im Pfleghof?«, fragte er sie besorgt.
Als Antwort schüttelte sie nur den Kopf.
»Du hast Vater doch nicht allein gelassen?«, wollte er wissen.
»Nein«, sagte sie erschöpft. »Francesca hat mich dort abgelöst. Sie hat gesagt, ich solle mal Pause machen.«
Der Papst hatte den Namen aufgeschnappt. »Ah, Francesca«, sagte er. »Sie ist ein gutes Mädchen, nicht? Immer so um die Familie bemüht. Ich bin froh, dass ich ihre Ehe annulliert habe. Sie hat ein besseres Schicksal verdient als einen impotenten alten Gatten.«
Gaetano verschluckte sich beinahe an seinem Fasan. Francesca war frei und
konnte wieder heiraten! Und er sollte Arianna schon bald um ihre Hand bitten!
In London saß Falco wie auf Kohlen. Talia und sein Vater und Gaetano fehlten ihm so unsäglich und es war quälend, nicht zu wissen, wie es Georgia in der Stellata ergangen war. Außerdem musste er sich eine Ausrede für sie einfallen lassen. Sie schlief immer noch in seinem Zimmer und er wollte lieber die ganze Zeit bei ihr bleiben, falls sie plötzlich in ihren Körper zurückkehrte wie in der Nacht zuvor. Aber Vicky hätte sich wohl sehr gewundert, wenn er sich so lange in seinem Zimmer eingeschlossen hätte. Jedes Mal, wenn das Telefon läutete, ging er rasch hinaus, um als Erster dranzugehen, doch manchmal kam Vicky ihm zuvor.
Etwas anderes quälte ihn auch. Er war vor zwölf Tagen angekommen und hatte immer noch keinen Schatten. Das bedeutete, dass er in Remora noch am Leben war, und solange das der Fall war, bestand die Versuchung, Georgia um ihren Ring zu bitten und in seinen talianischen Körper zurückzukehren. Er wusste nicht, ob sie den Talisman vernichtet hatte oder nicht. Falco sehnte sich danach, dass alles vorbei war, damit er sich auf sein neues Leben und seine Genesung konzentrieren konnte.
Das Telefon läutete. Vicky stand nicht weit davon entfernt. »Georgia? Nein, die ist nicht hier, tut mir Leid. Letzte Nacht? Nein, da war sie auch nicht hier. Einen Moment – ich frage Nicholas mal eben.«
»Es war genau so, wie meine Karten mir gesagt haben«, versuchte Doktor Dethridge, der schon etwas angetrunken war, Georgia zu erklären. »Alle Zahlenkarten waren Zweien – die Nummer deines Startplatzes im Rennen. Und du warst auch da – die Prinzessin der Vögel.«
»Prinzessin der Vögel?«, fragte Georgia verwundert.
»Junge Maid«, sagte Dethridge geduldig, »daher Prinzessin. Und der Vögel, weil dies ein Ort der Lüfte ist – Heimat des geflügelten Pferdes und Stadt der Sterne.«
»Schon gut, wenn Sie meinen«, sagte Georgia. »Was haben Ihre Karten denn sonst noch verraten?«
»Dass die Duchessa – Arianna ist die Prinzessin der Fische – gut behütet war von Luciano, als sie zu den Feierlichkeiten der Sternschnuppen kam.«
»Davon habe ich nichts bemerkt«, sagte Georgia.
»Und dass der Ritter – der junge Cesare – in einem Turm eingesperrt sein würde«, fuhr Dethridge unbeirrt fort. »Und zu deiner anderen Seite lag der Prinz der Schlangen – das ist gewisslich einer der jungen Herren der Jungfrau, aber ob es der arme Falco oder Prinz Gaetano sein sollte, entzieht sich meinem Wissen.«
»Wie sind Sie denn darauf gekommen?«, fragte Georgia und fühlte sich unbehaglich.
»Die Jungfrau ist ein Erdzeichen«, sagte Dethridge. »So wie der Widder dem Feuer und die Zwillinge der Luft angehören.« Als ob das irgendwas erklärte!
Vielleicht solltest du noch mal Karten auslegen, dachte Georgia. Ihr war völlig unklar, wie die Verwicklungen zwischen ihr und Lucien, Arianna und Gaetano und selbst Cesare und Falco sinnvoll entwirrt werden könnten.
Eine Fanfare aus einer Silbertrompete kündete einen
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