Stadt der Sterne strava2
Jubel aus und begann zu klatschen.
Kapitel 23
Widder in Flammen
Außer Atem kam Lucien auf Sternenlicht auf dem Campo an. Er kam natürlich viel später als Cesare auf Merla. Alle Tribünen waren jetzt leer und der Rest der Menge strömte durch das Tor unter der Zwillings-Tribüne, um in die Kathedrale zu gelangen. Er band Sternenlicht an einem Eisenring in einer der Straßen fest, die zum Domplatz führte, und eilte selbst zur Kathedrale.
»Wer hat gesiegt?«, fragte er einen vorbeikommenden Remaner, doch er konnte die Antwort in dem Lärm, der von dem schwarz-weißen Dom herüberschallte, nicht verstehen. Lucien drängte sich hinein und der Anblick, der ihn erwartete, sagte ihm alles, was er wissen musste. Das Innere erstrahlte in Rot-Gelb – es waren die Fahnen, die von den Bewohnern des Widders geschwenkt wurden.
Ganz vorne am Altar konnte er das blau-silberne Schimmern der Stellata-Fahne sehen, außerdem zwei Gestalten, beide in den Farben des Widders, die auf den Schultern der überglücklichen Montonaioli getragen wurden. Das große Kirchenschiff hallte wider vor Jubel; es gab keine Möglichkeit, Georgia und Paolo zu erreichen.
Lächelnd verließ Lucien die Kathedrale und brachte Sternenlicht nach Hause in den Widder.
Arianna war wieder im päpstlichen Palast und wusste nicht, was sie machen sollte. Eigentlich hatte ein prächtiges Bankett zu ihren Ehren stattfinden sollen, doch der Palast war geisterhaft still. Nichts hatte geklappt für die Chimici; sie hatten erwartet den Sieg der Zwillinge oder der Jungfrau zu feiern.
Nach dem Rennen war es Tradition, dass der siegreiche Bezirk wieder ein großes Fest in seinen Straßen feierte und unter den Sternen speiste. Alle anderen Bezirke würden dann im Dunkeln liegen, mit gelöschten Fackeln und Kerzen, wie in tiefer Trauer.
Jetzt standen die rosa-weiß gedeckten Klapptische auf dem Platz vor dem Dom, die schon in Erwartung der nächtlichen Feier gerichtet worden waren, beängstigend leer. Doch der Papst wollte nicht auf ein Fest verzichten; selbst wenn der Bezirk der Zwillinge um seine Feier gebracht worden war, bestand kein Grund, das Bankett im Inneren des Palasts abzublasen. Ferdinando di Chimici übernahm als zweitältestes Familienmitglied kurzerhand das Kommando. Der Herzog war mehr oder weniger unbrauchbar, und obwohl Ferdinando ihn nicht als Strategen ersetzen konnte, wusste er, was er seinen adligen Gästen schuldig war. Es oblag jetzt ihm, das Gesicht aller di Chimici zu wahren und ein so prächtiges Fest wie möglich zu feiern – auch wenn es nichts zu feiern gab.
Der Herzog war direkt nach dem Rennen in den Pfleghof zurückgekehrt, dicht gefolgt von Gaetano.
»Vater«, sagte Gaetano jetzt sanft, »kommst du nicht mit in den Palast zu dem Bankett? Du brauchst eine Erfrischung und ich kann doch bei Falco bleiben.«
»Nein«, sagte Niccolò. »Du musst hingehen. Die Duchessa mag dich, das habe ich bemerkt. Du musst dir ihre gute Stimmung zu Nutze machen und heute Abend um ihre Hand anhalten.«
Gaetano erschrak. Er war froh gewesen das Werben während Falcos schlimmer Krankheit aussetzen zu können.
»Aber Vater«, sagte er, »es kann doch nicht angehen, von Heirat zu reden, während Falco sich in diesem Zustand befindet.«
»Es wird nicht mehr lange dauern«, sagte Niccolò. »Die Ärzte sagen, dass er die Nacht nicht überlebt.«
Gaetanos Herz zog sich zusammen. Er würde um seinen Bruder trauern müssen, ohne sein tröstliches Wissen mit einem Mitglied der Familie teilen zu können –
die Gewissheit, dass Falco in einer anderen Welt weiterlebte und möglicherweise sogar ganz gesund wurde.
Im Bezirk des Widders leuchteten die Fackeln und die Flammen zuckten an allen Häuserwänden empor. Alle Kinder durften lange aufbleiben, auch wenn die Zwil
linge der Montalbani bereits unter einem der Tische eingeschlafen waren. Teresa entdeckte sie und trug sie in ihre hölzerne Wiege, während die kleinen Mädchen mit ihren Fähnchen zwischen den Tischen herumliefen und jedem, der es hören wollte, »Sieg! Freude!« zuriefen.
Georgia wurde im Triumph auf den Schultern zweier starker Männer in den Be
zirk zurückgetragen, ebenso Paolo. Arcangelo wurde von einer begeisterten Gruppe heimgebracht, die ihn alle ständig tätscheln und streicheln wollten. Cesa
re führte Merla, die ganz gefügig war, weil sie spürte, dass es nach Hause in den Widder ging. Die ehrfurchtsvollen Montonaioli drängten sich zwar um sie, wagten es jedoch nicht, dem
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