Stadt der Sterne strava2
rosa-weiße Kugel in den vierten Be
hälter gelegt wurde; die Zwillinge ritten direkt neben den Fischen und konnten sich gegen sie verbünden und ihr den Start vermasseln.
Einige der Zuschauer fingen zu stöhnen an, während die letzten Positionen vergeben wurden und sie merkten, dass ihre Bezirke an der Außenbegrenzung reiten mussten. Die Jungfrau wurde als Letzte gezogen – Nummer zwölf, Rincorsa.
Damit führte sie die andern im Galopp in die Begrenzung und startete das Rennen, falls das Startkommando befand, dass der Start gültig war und niemand in falscher Position gestanden hatte. Diese Regeln hatten schon bei den Vorläufen gegolten, nur dass sich kaum einer daran gehalten hatte. Das echte Rennen wurde viel strenger bewertet.
Die Glasbehälter waren jetzt alle gefüllt und der Herzog führte die Duchessa steif zurück zur Ehrenloge vor dem päpstlichen Palast. Die Pferde wimmelten an der Startlinie durcheinander; es gab keine Startboxen und manche der Tiere standen jetzt verkehrt herum da, auch Arcangelo. Georgia ließ den Blick über die Ehrenloge gleiten. Lucien konnte sie dort nicht entdecken.
Aber es blieb keine Zeit, sich darum Gedanken zu machen. Nach zwei Fehlstarts fing das Rennen plötzlich an und Georgia konnte an nichts anderes denken als an die Hagelschläge, die von Il Res Peitsche auf ihren Helm niederprasselten. Topolino gab seinem Pferd die Sporen, um ihr Platz zu machen und sie ganz innen hinter sich reiten zu lassen, doch da schob sich Leichtgewicht auf Benvenuto zwischen sie und versperrte ihr den Weg.
Sie hatte einen verheerenden Start gehabt, aber wenigstens ließen die Fische und die Zwillinge sie jetzt in Ruhe. Sie waren wohl der Ansicht, dass sie ihr Bestes getan hatten, um sie aus dem Rennen zu halten, und konzentrierten sich jetzt auf ihren eigenen Spurt. Georgia war wütend, aber immerhin saß sie noch auf dem Pferd und Arcangelo war schnell.
Sie holte die anderen ein und nach Beendigung der ersten Runde war sie zusammen mit einem Pulk von anderen Teilnehmern an sechster Stelle. Irgendwo in ihrem Hinterkopf wusste sie, dass sie bei der südlichsten Tribüne an Paolo und den anderen vorbeigekommen war. Sie hatte eine gesamte Runde des Campo im Uhrzeigersinn vollendet und war durch alle Tierkreiszeichen geritten. Herzöge und Prinzen, Metzger und Bäcker – alles verschwamm vor ihren Augen. Georgia bemerkte niemanden und nichts mehr, außer ihrem Pferd und den anderen Teilnehmern.
Sie rasten gerade durch die zweite Runde, da durchdrang eine einzelne Stimme das anfeuernde Rufen der Menge. »Das fliegende Pferd!«, rief sie. »Das Glück des Widders kehrt zurück!«
Georgia wusste, dass es Aurelios Stimme gewesen war, und im selben Moment hörte sie das Flügelrauschen. Die Reiter gerieten aus dem Rhythmus und wurden eine Spur langsamer; Arcangelo erreichte den dritten Platz hinter dem Wassermann und den Zwillingen, als sie die Startlinie zum zweiten Mal passierten und die letzte Runde begann.
»Nicht hochsehen«, murmelte Georgia sich zu und biss die Zähne zusammen, als sie hörte, wie die Menge in einen gemeinsamen Schrei ausbrach.
Ein rosa-weißes Etwas flatterte an ihr vorbei und sie ließ immer noch nicht nach und zögerte nicht. Sie zog mit Salami gleich, der auf Uccello saß, und merkte, wie er neben ihr ins Stocken geriet; einen Moment lang sah sie seine aufgerissenen ängstlichen Augen, die zum Himmel gerichtet waren.
»Nicht… hinauf… sehen!«, keuchte sie, während sie bereits fast mit Leichtgewicht auf Benvenuto gleichzog. Der Reiter der Zwillinge hob wieder seine Peitsche, doch sie fiel nutzlos zu Boden und Georgia konnte gerade noch sehen, wie er das Zeichen der Glückshand machte.
Sie überholte ihn, den Blick fest auf die kleine schwarz-weiße Flagge gerichtet, die die Ziellinie markierte.
Dann war sie durch, zügelte den großen Rotbraunen. Sie konnte einfach nicht glauben, was sie da vollbracht hatte. Sie hatte gewonnen. Sieg für den Widder.
Doch um sie herum herrschte eine unheimliche Stille. Jeder blickte zu der Säule in der Mitte des Campo hinauf. Die Farben der Zwillinge waren abgerissen worden und Cesare winkte ihr von Merlas Rücken zu, die geduldig über der Spitze schwebte. Er knotete sein verschmutztes rot-gelbes Halstuch auf und befestigte es an der Spitze der Säule.
Lebensgefährlich weit beugte er sich über die Schulter des fliegenden Pferdes herab und schrie ihr zu: »Gewonnen! Sieg und Freude!«
Und der gesamte Campo brach in
Weitere Kostenlose Bücher