Stadt der Sterne strava2
Besucher an. Anders als in der Nacht zuvor konnte die Duchessa jetzt ganz offen Besuche machen und dem Bezirk ihrer Stadt gratulieren.
Mit hoch erhobenem Haupt kam Arianna in den Widder geritten. Sie trug einen scharlachroten Umhang und gelbe Federn. Gefolgt von Rodolfo und Gaetano lief sie unter stürmischem Beifall die ganze steile Via di Montone entlang und kam auf die Ehrentafel zu.
Paolo holte Stühle für die neuen Gäste, aber Arianna ließ sich erst nieder, nachdem sie die Pferde gestreichelt hatte. Das Siegerpferd war traditionsgemäß Ehrengast beim Bankett, doch im Widder war man weitergegangen und außer Arcangelo war auch Merla anwesend. Und wo Merla war, musste Sternenlicht ebenfalls sein. Die drei Pferde hatten einen eilig umzäunten Bereich vor der Kirche bekommen. Die seidene Stellata war an einen Pfahl dahinter gebunden worden und den ganzen Abend kamen Besucher aus dem Bezirk und von außerhalb vorbei, um die Glückspferde des Widders zu bewundern.
Die Duchessa tätschelte Arcangelo und streichelte Sternenlichts Maul. Doch vor Merla blieb sie lange Zeit andächtig stehen.
»Ich hätte es bestimmt nicht geglaubt«, sagte sie zu Gaetano. »Bis vor einer Woche waren Pferde für mich etwas, das ich nur von Gemälden kannte. Und jetzt steht hier ein Mythenwesen, wie es nur auf Fragmenten alter Töpferware oder in alten Mosaiken gefunden wird.«
»Und zwar in echt«, sagte Gaetano. »Meine Familie hat es genauso aus dem Widder entführt wie ihren Reiter.«
Arianna legte freundschaftlich die Hand auf seinen Arm – eine Geste, die den Gästen am Ehrentisch nicht entging.
»Euch habe ich für die Taten Eurer Familie nie verantwortlich gemacht«, sagte sie.
»Es gibt noch andere außer den Pferden, denen du gratulieren musst«, sagte Rodolfo und führte sie zu den Feiernden zurück.
»Aber natürlich.« Arianna wurde plötzlich wieder lebhaft. Sie trat auf Georgia zu und reichte ihr beide Hände. Dann erhob sie ihre musikalische Stimme über den ganzen Platz: »Ich gratuliere dem Widder und seinem ausgezeichneten Reiter Giorgio Gredi. Ihr habt die Ehre meiner Stadt heute gerettet und Bellezza dankt Euch. Als kleinen Beweis meiner Dankbarkeit überreiche ich Giorgio einen Beutel voll Silber und diesen Kuss.«
Erschrocken spürte Georgia, wie ihre Lippen von denen der Duchessa berührt wurden und wie der veilchenblaue Blick auf ihr ruhte. Arianna reichte ihr lächelnd einen Samtbeutel voller Münzen. Georgia stammelte Dankesworte und der gesamte Bezirk jubelte vor Begeisterung, klopfte auf die Tische und trampelte mit den Füßen.
Georgia setzte sich verwirrt, während die Duchessa ruhig einen Kelch Wein in Empfang nahm, den Paolo ihr eingeschenkt hatte. Arianna musste doch wissen, dass sie das Silber nicht mitnehmen konnte, wenn sie zurückreiste. Sie beschloss es Cesare zu geben, falls der jemals wieder aufhören würde zu essen – aber er hatte natürlich einiges nachzuholen.
Lucien wurde von Eifersucht zerfressen. Arianna hatte ihn noch keines Blickes gewürdigt, geschweige denn, ihm zugelächelt. Und doch hatte er das Gefühl, dass alles, was sie tat, ihm galt. Und nun flirtete sie mit Gaetano. Womit hatte er sie denn nur verstimmt? Er musste an Georgias Kuss denken, aber sie hatte auch Cesare einen Kuss gegeben und der Hälfte der Montonaioli. So machte man das in Remora nach einem so wichtigen Sieg. Auch er selbst war von einigen Mädchen aus dem Bezirk geküsst worden, die er noch nie gesehen hatte.
Gaetano war nicht unempfänglich für die Aufmerksamkeit, die Arianna ihm schenkte. Er sprach dem Wein mehr zu, als ihm gut tat, um sich Mut für das anzutrinken, was er tun musste. Er hatte sich im Lauf des Abends fast schon eingeredet – wie auch schon öfters zuvor –, dass es keine Last sein würde, mit der wunderschönen Herrscherin von Bellezza verheiratet zu sein.
»Seht!«, rief Cesare jetzt plötzlich, »die Manusch sind gekommen!«
Aurelio und Raffaela betraten gelassenen Schritts den Platz, blieben bei Merla stehen und redeten mit ihr. Das Tier schien ihnen zu lauschen und sie zu verstehen. Allmählich füllte sich der Platz mit weiteren bunt gekleideten Manusch, und als Paolo auf sie zuging und ihnen die Gastfreundschaft der Montonaioli anbot, packten sie ihre Instrumente aus und gaben ein improvisiertes Konzert. Der Widder-Trommler stimmte mit ein und gewöhnte sich rasch an die verzwickten Rhythmen und selbst die Herolde versuchten auf ihren Trompeten mitzuspielen.
Nach
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