Stadt der tausend Sonnen
einer Gang in den Minen deine Art von Sprache benutzen.«
»Oh! Also früher hat es drei Dissigangs gegeben. Ihnen gehörten Burschen an, die zu verrückt waren, als daß man sie in der Armee genommen hätte, aber es gab auch eine ganze Menge, die so klug waren, nur so zu tun, weil sie nicht in den Todespanzern verglühen wollten. Sie kamen aus ganz Toromon. Affen und Riesen vom Festland, reiche Söhnchen aus der Nabe, ein Haufen vom Rand und noch mehr von dazwischen. Ihr wollt es ja nur nicht sehen, aber es werden immer mehr. Und Mädchen sind natürlich auch darunter.« Kino lachte. »Jede Gang hat mindestens eine Handvoll, die sich mit ihr herumtreibt, mit ihr tötet. Aber es gibt wenigstens drei Banden, die keine Mädchen zulassen.«
»Und was ist nun mit Nonik!«
»Dazu komme ich ja. Also drei Gangs. Vols, zu der ich gehörte. Dann eine mit einem Affen namens Jeof als Boß. Sie wissen ja, daß die Affen nicht ganz richtig im Kopf sind, und sie selber wissen es auch. Wenn sie sich also einer Bande anschließen, machen sie es dadurch wett, daß sie richtig niederträchtig sind. Jeof hatte die schlimmste Gang. Die dritte war Lartas. Sie war eine der Riesinnen vom Festland. Niemand weiß, weshalb sie gekommen ist, oder was sie zuvor gemacht hat. Eines schönen Tages war sie eben im Kessel mit dem Gesicht auf einer Seite voll Narben, und das war’s. Manche sind überzeugt, daß sie Gedanken lesen kann. Also jedenfalls drei Gangs und ein Block im Kessel, den sowohl Larta als auch Jeof haben wollte. Das war ungefähr eine Woche vor dem Augenblick – Sie wissen schon. Wenn zwei Banden sich über ein Gebiet nicht einig sind, rufen sie gewöhnlich eine dritte dazu, die dann mit jeder der beiden kämpft. Und die, über die die dritte siegt, bekommt die Rechte. Da man sich mit einer dritten, am Gebiet nicht interessierten Partei herumprügelt, wird es gar nicht so blutig. Wenn beide Banden die dritte schlagen, muß eine vierte geholt werden, und dann fängt es wieder von vorn an. Also in diesem Fall war Noniks Gang die dritte. Sie kämpften, und Larta bekam das Gebiet. Sie und ihre Hexen haben es immer noch. Aber Jeof verlangte Revanche von Nonik. Und plötzlich kam der Augenblick, wo jeder von jedem alles wußte.
Allerhand Komisches tat sich damals in den Dissibanden. Vol und ein paar andere lösten ihre Gangs auf. Vol hatte eine Freundin namens Renna aus dem mittleren Ring. Ihre Mutter hätte sie umgebracht, wenn sie etwas von seiner Dissibande gewußt hätte. Sie hatten sich auf der Universität kennengelernt. Renna war Kunstmalerin und unterrichtete dort. Sie wollte, daß er sich ganz der Dichtkunst widmet und den Dissikram aufgibt. Ich glaub’, das wollte er selber auch. Gleich nachdem er seine Gang aufgelöst hatte, heirateten sie. Aber das gefiel Jeof nicht. Er wollte unbedingt seine Revanche. Dann machte irgendeine andere Gang Jeofs fertig, und aus irgendeinem Grund machte Jeof auch dafür Vol verantwortlich. Er schwor, er würde es Nonik zeigen, und das hat er gestern getan.«
»Wie?«
»Er hat Renna umgebracht. Sie hatte nie auch nur das geringste mit dem ganzen Dissizeug zu tun und wollte auch nicht, daß Vol darin verwickelt war. Für Vol bedeutete sie alles, was gut und sauber und richtig und ordentlich und schön war. Wenn man sie miteinander sah, war es, als wäre jeder eine Welt, die der andere um alles erreichen wollte und es eines Tages auch würde, und schon allein der Versuch war wundervoll für sie. Jeof brach in Vols Welt ein und ermordete Renna.«
»Einfach so?« fragte Jon, der die Wut über die Gemeinheit und Ungerechtigkeit in Kinos Gesicht las. »Was ist dann passiert?«
»Ich glaub’, Vol verlor den Verstand. Er rannte splitternackt auf die Straße. Ich war gerade auf dem Weg zu ihm, weil ich schon zuvor versucht hatte, ihn vor Jeof zu warnen. An der Ecke kam er mir entgegengetorkelt. Ich wußte da noch nicht, was Jeof getan hatte, aber ich sah, daß Vol verletzt war. Ich zerrte ihn in eine Gasse, wickelte ihn in einen Sack und schleppte ihn in mein Loch, wo ich ihm was zum Anziehen verschaffte. Ich bekam nach und nach heraus, was geschehen war. Er schrie ständig, daß man hinter ihm her sei. Ich dachte natürlich, er meinte Jeof. Aber er meinte das ganze Universum damit! Da hat er auch gesagt, was Sie mich an die Wand haben schreiben sehen.
Und dann lachte er. ›Sag es ihnen‹, forderte er mich auf. ›Sag es ihnen, und du wirst sehen, was passiert. Sag es ihnen und paß auf, wie
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