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Stadt der tausend Sonnen

Stadt der tausend Sonnen

Titel: Stadt der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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sichtlich beeindruckt um. Einer rannte zum Fenster und zerrte solange an einem Vorhang, bis er herunterkam und der Mann unter ihm verschwand. Die anderen lachten, aber der Bursche wickelte sich die Brokatbahn um die Mitte und zog den Rest des langen Vorhangs wie eine Schleppe hinter sich her, als er zu seinen Kumpanen zurückkehrte. Ein anderer versuchte, mit einer Messerspitze die kostbaren Steine aus einem Wandmosaik herauszustochern. Ein dritter versteckte gerade hastig etwas unter seinem Kittel.
    »Plünderer!« flüsterte Petra. »Dissis!«
    Plötzlich stürzten drei weitere Gestalten aus dem hinteren Eingang in den Thronsaal: zwei ältere Männer und eine Frau. Ihre Kleidung war so prächtig wie die der Wandalen armselig war, aber zerfetzt, schmutzig, angesengt.
    »Ratsmitglieder«, wisperte Let. »Sie müssen sich eben erst aus dem Ratsflügel befreit haben.«
    Die drei und die Plünderer starrten sich einen Moment wie gelähmt an. Dann fragte der Bursche mit dem Brokatvorhang: »Was wollen Sie hier?«
    Die Ratsmitglieder, die offenbar unter dem Schock des Erlebten standen, drängten sich stumm dicht aneinander.
    Ihr Schweigen steifte dem Plünderer den Nacken. »Was suchen Sie hier?« Sein Schuldbewußtsein sprach aus seinen nächsten Worten. »Ihr habt hier nichts verloren. Ihr könnt dem – dem Volk nicht vorenthalten, was rechtmäßig sein ist!«
    Weniger protestierend als verwirrt schüttelten die Ratsmitglieder den Kopf. Die Hand der Ratsfrau Tilla tastete nervös nach dem Halsband aus Seeachaten. Ratsherr Rillum spielte mit den Enden seines goldenen Kettengürtels. »Wir versuchten nur, aus dem Palast zu kommen …«, erklärte Ratsherr Servin, als er sich einigermaßen gefaßt hatte.
    Da schrie einer der Wandalen: »Laßt sie nicht weg! Sie werden uns verraten!« Und plötzlich stürmten sie alle auf das verstörte Trio ein.
    Und dann schwenkte einer der Plünderer das Seeachatenhalsband in der Hand, und eine Frau rannte mit dem goldenen Kettengürtel zur Tür.
    Petras Nägel krallten sich in Lets Schulter. Erst als er aufstöhnte, wurde es ihr bewußt, und sie ließ ihn los. »Let …«, flüsterte sie. »O großer Gott!« Sie starrte hinunter auf den Saal, der nun menschenleer war, wenn man von den drei leblosen Gestalten am Fuß der Thronplattform absah.
    Da hörten sie Schritte hinter sich. »Dort sind sie! Dort! Das müßte der König sein!«
    Ohne sich umzusehen, rannten Petra und Let die Galerie entlang und durch eine Tür auf das Netzwerk von Korridoren.
    »Wir erwischen sie schon! Es ist nur eine Frau, und der Junge hinkt!«
    Aber man erwischte sie nicht, denn im Gegensatz zu den Plünderern kannten sie das Palastlabyrinth. Schließlich standen sie in einer Laube des kleinen Parkes hinter dem Schloß. »Jetzt kommst du mit mir«, flüsterte der König plötzlich.
    »Wohin …«
    Let lief voran, ohne zu antworten. Sie folgte ihm. Sie rannten durch eine Tür, über eine kleine Brücke und unter einem Torbogen hindurch und schließlich die Austernavenue entlang. Als sie die Wohnblöcke erreicht hatten, fragte sie erneut: »Wohin laufen wir, mein König?« Sie blickte zurück, wo die Flammen zwischen den Türmen der Stadt züngelten.
    »Komm!« Jetzt hielt er sie fest an der Schulter. »Wir können im Augenblick überhaupt nichts tun, Petra. Komm mit mir, bitte!«
    Die Stadt war in Panik. Die Menschen rannten aus den Häusern und dann zurück, um von den Dächern aus das schaurige Drama zu beobachten. Die Aufgebote, die zuvor daran gearbeitet hatten, den durch den Rohrbruch verursachten Schaden zu beheben, hatten sich nun aufgeteilt, damit auch das Feuer im Zentrum der Stadt bekämpft werden konnte. In dem herrschenden Chaos erreichten die beiden den Hafen fast unbemerkt.
    Nachdem sie fünfzehn Minuten geschwiegen hatte, fragte Petra zum drittenmal: »Let, wohin willst du denn?« Wieder drehte sie sich zu dem Feuer um. »Arkor ist noch irgendwo im Palast. Jon und Alter versuchen nach Telphar zu gelangen …«
    »Und es gibt nichts, was du tun könntest«, beendete er den Satz für sie. »Bitte, komm mit, bitte!«
    »Ja, aber wohin denn?«
    »Zu den Schiffen, Petra. Wir nehmen uns ein Boot und segeln los.«
    »Was? Aber, Let …«
    »Weil es nichts anderes zu tun gibt, Petra. Und ich möchte es. Das ist der einzige Grund. Wenn du nicht weißt, was du tun möchtest, dann begleite mich wenigstens.«
    Sie war völlig verwirrt, und in ihrer Benommenheit folgte sie ihm. Plötzlich kam ihnen eine Gruppe

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