Stadt der Toten
ihn ein, schlugen ihn mit Steinen und krallten mit toten Fingern an seiner Haut.
Ein weiterer Leichnam widmete sich Mikey, indem er die Zähne in das weiche Fleisch seiner bebenden Kehle grub. Mikey tastete nach dem Kopf des Zombies und drückte ihn nach oben. Seine Finger rutschten in den Mund der Kreatur, und er bot alle Kraft in dem Versuch auf, ihr den Kiefer zu brechen. Stattdessen schnappten die Zähne zusammen und trennten ihm die Finger an den ersten Knöcheln ab. Blut spritzte aus den Stumpen. Sein Schrei wurde abgewürgt, als der Mund des Leichnams sich auf seinen senkte. Kurz verharrten sie in einem widerlichen Kuss, dann stieà ihn der Zombie, zwischen dessen Lippen Mikeys Zunge hervorbaumelte, von sich. Mikey brach zusammen. Sein Gebrüll ging in ein schrilles Gurgeln über. Blut strömte aus seinem verheerten Mund. Ein weiterer Zombie sprang vor und lähmte ihn mit einem Elektroschocker.
Ob stützte sich mit den Ellbogen auf den Rand der Ladefläche des Chevys und grinste Kevin spöttisch an.
» Hallo, Fleisch! Was hast du denn da? Einen SchieÃprügel? Wolltest wohl auf die Jagd gehen, was? «
» O ScheiÃe, ScheiÃe, ScheiÃe⦠« Kevin kroch rücklings, bis sein Rücken gegen das Fahrerhaus stieÃ. Die Zombies umringten den Kleinlaster. Er sah sich nach den Lancaster-Brüdern um. Mikey war tot. Noch während der Zombie ihn mit dem Elektroschocker bearbeitete, waren seine Augen blicklos geworden. Ron lag stöhnend auf dem Boden. Seine Brust und sein Bauch glichen einer einzigen, offenen Wunde. Kevin beobachtete, wie die Messer und Steine angehoben wurden und hinabschnellten. Rauf. Runter. Dann verstummten Rons Schreie.
Von nacktem Grauen erfüllt, schaute Kevin auf, als Ob sich auf die Ladefläche beugte und nach ihm griff.
» Komm her! «
Ein anderer Zombie öffnete die Heckklappe, und mehrere Untote kletterten auf die Ladefläche.
» O ScheiÃescheiÃescheiÃescheiÃe⦠«
» Gib das her. « Damit ergriff Ob das 30.06.
Kevin kämpfte gegen ihn an, riss das Gewehr vor und zurück. Die Kreaturen auf dem Wagen packten Kevins Beine und zogen ihn auf sich zu. Der Lauf des Gewehrs stieà gegen Obs Kiefer, und der Anführer der Zombies zuckte zusammen.
» O ScheiÃe. «
Kreischend verkrampfte sich Kevin. Seine Finger drückten den Abzug.
Bakers Kopf explodierte zu einem Schauer aus Fleisch, Blut und Knochensplittern.
Mit Bakers Kopf entschwand auch Ob.
VIER
D ie ersten zwei Schüsse ignorierte er. Sie hörten sich leise an, wenngleich er nicht sicher sein konnte, ob es an der Entfernung oder der Dicke der Wände rings um ihn lag. Er musste sich anstrengen, um sie über Claude Debussys » Arabesque No. 2 « zu hören, die leise aus dem batteriebetriebenen tragbaren Stereogerät drang. Ein Schussâ vielleichtâ, gefolgt von einem zweiten. Höchstwahrscheinlich die Zombies, die ihr Abendessen jagtenâ ein armes Schwein, das den Fehler begangen hatte, sich in die Gegend zu wagen. Er spielte mit dem Gedanken nachzusehen, dann entschied er sich dagegen.
Stattdessen zündete er eine weitere Kerze an und widmete sich wieder seinem Buch, John Steinbecks Die StraÃe der Ãlsardinen. Seit dem Versiegeln der Tür hatte er es bereits drei Mal gelesen. Abgesehen von einer alten Ausgabe von Entertainment Weekly, einem Thriller von Andrew Harper (der bei allem, was drauÃen vor sich ging, das Letzte war, was er lesen wollte) und Myrnas Sammlung von Hühnersuppe war es das einzig Lesbare im Raum. Er fragte sich, ob es je ein Buch mit dem Titel Hühnersuppe für die untote Seele geben würde. Wahrscheinlich nicht.
Abermals ertönte gedämpfter Feuerwaffenlärm. Diesmal handelte es sich nicht um vereinzelte Schüsse, sondern um einen Schusswechsel, der eine volle Minute andauerte. Er hörte verschiedene Knallgeräusche, was auf unterschiedliche Waffen hinwies. Eine kurze Pause entstand, dann ging es weiter.
Don De Santos sprang von seinem Stuhl auf.
» Gütiger Himmel! «
Seine Stimme hörte sich komisch für ihn an. Es war das erste Mal in fast vier Wochen, dass er etwas laut ausgesprochen hatte.
Er lauschte nach etwas, das sich anhörte wie ein Krieg, der in der Nähe ausgebrochen war, und überlegte, was er tun sollte.
Bevor die Auferstehung begann, war Don De Santos ein erfolgreicher Medienberater gewesen, einer von
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