Stadt der Toten
schon. Das glaube ich wirklich. «
DrauÃen fiel unvermindert der Regen. Die fetten Tropfen prasselten wie winzige Geschosse auf das Gebäude ein.
Vater und Sohn schenkten ihnen keine Beachtung.
Minuten später fiel etwas anderes vom Himmel, aber sie waren so miteinander beschäftigt, dass ihrer Aufmerksamkeit entging, was an ihrem Fenster vorbeistürzte.
Kilker zündete sich eine Zigarette an. » Da drauÃen kommtâs ganz schön heftig runter. «
Er schaute aus dem Fenster, beobachtete die unzähligen Zombies und achtete nicht auf den Regen.
Carson nickte und öffnete den Verschluss einer Dose Limonade. » Das kannst du laut sagen. Vielleicht haben wir Glück. Vielleicht fegt ein Hurrikan durch Manhattan und schwemmt diese hässlichen ScheiÃer von den StraÃen. «
Beide waren Anfang zwanzig, trugen Turnschuhe und weite Jeans, über deren Bund ihre Boxershorts lugten. Carson hatte eine Yankees-Mütze auf dem Kopf. Neben den beiden dröhnte aus einem batteriebetriebenen Ghettoblaster Hatebreed.
Carson stellte die Limonade ab, spielte Luftgitarre und raunte mit dem Sänger mit.
» Würdest du die ScheiÃe gefälligst ausschalten? « , protestierte Kilker.
» Schon gut. « Widerwillig seufzte Carson. » Den Song habe ich mir ohnehin schon zu oft angehört. Allerdings wird es wohl keine neuen Scheiben von Hatebreed geben. «
» Was für ein Jammer. « Kilkers Stimme troff vor Sarkasmus. » Ich habe wirklich keinen Schimmer, was du an diesem gegrölten Metal-Dreck findest. «
» Ich hab die Jungs mal live gesehen. Bei einem Konzert mit Biohazard, Power Plant und Agnostic Front. Hat ganz schön reingehauen. «
Kilker schüttelte nur den Kopf.
Carson schlürfte geräuschvoll an der Limonade.
» Muss das sein? « , fragte Kilker, unverkennbar genervt.
» Was denn? «
» Dass du trinkst wie ein verfluchtes Schwein? Das ist widerwärtig. «
» Herrgottâ tut mir leid, Bruder. Bleib cool. «
Die beiden verfielen in Schweigen. Carson überprüfte seine Waffe, eine Ingram MAC -11. Für eine Maschinenpistole war sie leicht und kompakt, kaum gröÃer als eine durchschnittliche Pistole. Daneben lag ein GroÃmagazin mit siebenundvierzig Kugeln. Er hatte die Waffe noch nicht benutzt, seit er sich der Gruppe im Wolkenkratzer angeschlossen hatte. Sie war ihm zugewiesen worden, als er ins Sicherheitsteam des Gebäudes eingegliedert worden war.
» Woran denkst du, Kumpel? Du bist so still heute. Was ist los? «
Kilker starrte aus dem Fenster und beobachtete, wie der Regen an ihnen vorbei tief hinunter auf die StraÃe fiel.
» Von hier oben sehen sie gar nicht beängstigend aus « , meinte er verträumt. » Eher wie Ameisen. «
» Wie tote Ameisen vielleicht « , berichtigte ihn Carson. Grinsend begann er, die Titelmelodie von Der Rosarote Panther zu summen. » Tote Ameisen, tote Ameisen, tote Ameisen, tote Ameisen, tote⦠«
» Halt die Fresse! « , herrschte Kilker ihn an. » Verdammt, manchmal bist du so ein Arsch. «
» Hey, was hast du bloà für ein Problem? «
Kilker sprang auf die Beine. Die Zigarette fiel ihm aus dem Mund.
» Was ich für ein Problem habe? Ich hab die Schnauze voll von dieser ScheiÃe. Von diesem bekackten Gebäude, dem bekackten Wachdienst und dem bekackten Gestank dieser Dinger da unten. Mir hängt das alles zum Hals raus, Mann. Ich bin kein Soldat. Ich bin ein beschissener Burgerbrutzler, verdammt noch mal! «
» Dann sag Bates doch, dass du in die Caféteria versetzt werden willst « , schlug Carson gähnend vor. » Ich meine, was soll der Aufstand? Ich hab in einem Minimarkt gearbeitet. Bis ich hierherkam, hatte ich mein ganzes Leben über keine Kanone in der Hand gehalten. Aber jetzt bin ich froh, dass ich eine habe. Und das solltest du auch sein. «
Kilker erwiderte nichts.
Carson deutete auf die glimmende Zigarette. » Rauchst du die noch? Sonst wäre es schade, sie zu verschwenden. «
Kilker schien ihn nicht zu hören. Er fluchte murmelnd vor sich hin, ging zum Fahrstuhl und drückte auf den Aufwärtsknopf.
» Kumpel, wo willst du hin? Du kannst nicht einfach so gehen. Wir haben hier Dienst. «
» Leck mich « , zischte Kilker. » Sie können nicht rein, und wir können nicht raus. Was spielt es also für eine Rolle? Wofür halten wir
Weitere Kostenlose Bücher