Stadt der Toten
ersetzt durch ein dünnes, hinten offenes Krankenhaushemd. Ein Infusionsschlauch verlief von ihrem Arm zu einer Flasche, die über ihr baumelte. Aus einer Maschine pulsierte ihr Herzschlag, eine andere, deren Zweck ihr verborgen blieb, war stumm.
Sie versuchte, sich aufzusetzen, und sank sogleich wieder zurück. Wie war sie nur so schwach geworden? Sie fühlte sich genauso schlimm wie beim Totalentzug von Heroin. Verschwommen erinnerte sie sich an den Arzt mit dem Schlachthausgeruch, der sie stechen wollte. Anscheinend war es ihm gelungen.
Frankie schloss die Hände um das Bettgeländer, startete einen neuen Versuch und mühte sich auf. Erschöpft von der Anstrengung hielt sie inne. Nach einer kurzen Verschnaufpause schob sie die Beine über die Seite und lieà die nackten FüÃe auf den kalten Fliesenboden sinken.
Ihr Bein und ihr Arm schmerzten. Sie begutachtete ihre Wunden. Jemand hatte sie versorgt.
Dann fiel ihr der Traum ein. Martin war darin vorgekommen und hatte ihr etwas gezeigt. Etwas Grauenhaftes.
» Ich⦠ich muss⦠Jim und Danny finden. Ich muss es ihnen sagen. «
Sie riss sich die Schläuche aus dem Arm. Ein Alarm ertönte, leise, aber eindringlich.
Frankie stand auf, wankte ein wenig und fand das Gleichgewicht wieder. Zögerlich ging sie einen zittrigen Schritt, dann einen weiteren.
» Ich⦠muss sie warnen⦠«
Dr. Maynard wischte sich Blut am Laborkittel ab, justierte das Stativ und schaltete den Camcorder ein. Das Gerät war auf den Operationstisch gerichtet, auf dem der Leichnam einer einst hübschen jungen Blondine mit Klettverschlussriemen festgeschnallt lag. Die Beine ruhten weit gespreizt in Aufhängungen. Die Schamlippen der Vagina waren geschwollen und gräulich, das Schamhaar darum unlängst rasiert worden. Die früher vollen Brüste waren schlaff geworden, die Nippel so schwarz wie die aufgedunsene Zunge, die wie ein Stück roher Leber aus dem Mund baumelte. Die Frau leckte sich über die abblätternden Lippen und entblöÃte dabei fahles Zahnfleisch. Jeder einzelne Zahn war ihr gezogen worden. Auch der Verdauungstrakt und die wichtigsten Organe waren entfernt worden, und die offene Bauchhöhle präsentierte sich feucht und glitzernd. Ein Hochzeitsring mit einem Diamanten hatte sich in ihren wurstartig aufgequollenen Finger eingegraben.
Ihr Name war Cindy gewesen. Sie hatte als Rezeptionistin in einer der Anwaltskanzleien im Ramsey Tower gearbeitet. Gestorben war sie vor einer Woche, nachdem sie an einem Bonbon erstickt war. Statt ihr Gehirn zu zerstören, bevor sie wiederauferstehen konnte, hatte er den Leichnam festgeschnallt, um ihn für Forschungszwecke zu verwenden.
Zumindest war das der Vorwand, den Maynard gegenüber Stern, Bates und den anderen geltend machte.
» Noch mehr Fragen « ,schnarrte sie, » oder willst du mich wieder ficken? «
Schuldbewusst schaute Maynard zur Kamera, schaltete sie aus, spulte das Band zurück und begann, die vorherige Aufnahme zu überschreiben.
» Ah, ich verstehe. Das soll wohl unser kleines Geheimnis bleiben. « Der Zombie lachte und wand sich in seinen Fesseln. Aus den Augen und der Nase tropfte klebrige, gelbliche Flüssigkeit.
Maynard erhob die Stimme. » Das Subjekt funktioniert selbst nach dem Tod wie ein lebendes Wesen. Der Magen und andere Verdauungsorgane wurden entfernt, dennoch verlangt es nach Nahrung, insbesondere in Form von lebendem Fleisch. «
Er veranschaulichte die Aussage für die Kamera, indem er auf das klaffende Loch im Leib der Kreatur deutete.
» Ich bin hungrig « ,bestätigte der Zombie wie auf Stichwort. » Gib mir einen Happen. «
Maynard räusperte sich. » Das Fleisch, das es frisst, gelangt nicht durch das Verdauungssystem. Es wird durch einen bisher unbekannten Prozess absorbiert. «
» Sehr treffend beobachtet « ,knurrte die Kreatur. » Und jetzt füttere mich! Oder besser noch, lass mich frei. «
» Ich fürchte, das kommt nicht infrage « , gab Maynard zurück.
» Es soll sich auch für dich lohnen, Doktor « ,gurrte der Zombie und spreizte die Beine noch weiter. » Ich lasse dich Dinge mit mir anstellenâ Dinge, die du mit einer lebenden Frau noch nie gemacht hast. Wenn du willst, können wirâs auch härter angehen. «
Maynards Penis versteifte sich und drückte gegen die besudelte Hose. Der Zombie sah es und
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