Stadt der Toten
Finger in den Mund und sog daran. Dann fraà er.
Minuten später begann der tote Mann sich wie vorhergesagt zu bewegen.
» Erzählst du mir eine Gutenachtgeschichte? « , bat Danny, als Jim die Laken um ihn hochzog.
» Warum nicht? Wir haben zwar keine Bücher hier, aber die Klitzekleine Geschichte kenne ich auswendig. «
Ein Schatten huschte über Dannys Gesichtâ Erinnerungen an das Ding in der Parkgarage.
» Nein. Die will ich nicht hören, Daddy. Wie wärâs mit einer anderen? Vielleicht Grüne Eier und Schinken? «
Auch den Inhalt von Dr. Seussâ Kinderbuch hatte er sich eingeprägt und gab ihn Wort für Wort wieder. Danny lachte, klatschte in die Hände und wand sich unter der Decke vor Vergnügen. Als Jim fertig war, bat Danny um eine weitere Geschichte.
Jim setzte sich auf die Bettkante und überlegte kurz. Dann begann er: » Es waren einmal ein König und sein Sohn, der Prinz. Eines Tages verschwand der Prinz, und der König beschloss, nach ihm zu suchen. Ihr Königreich war von Monstern überrannt worden, doch das war dem König einerlei. Für ihn zählte nur der Prinz. «
Jim setzte ab. » Was hältst du bisher davon? «
» Ein echter Knaller « , erwiderte Danny grinsend.
Jim fuhr fort. » Der König hatte kein Pferd, also brach er zu Fuà und nur mit einem Schwert bewaffnet auf. Bei jedem Schritt musste er gegen die Monster kämpfen, und sie hatten ihn beinahe, als er im Wald auf einen freundlichen alten Ordensbruder stieÃ. «
» Was ist ein Ordensbruder? «
» So eine Art Mönch, glaube ich. Wie Bruder Tuck in Robin Hood. «
» Oh, ach so. «
» Und so machten der König und der Ordensbruder sich gemeinsam auf, um den Prinzen zu suchen, und sie⦠«
» Daddy? « , unterbrach ihn Danny. » Können wir den Ordensbruder Martin nennen? «
» Sicher « , sagte Jim und schluckte. » Ich denke, Martin hätte das gefallen. «
» Das glaube ich auch. «
Jim öffnete den Mund, um weiterzuerzählen, aber Danny fiel ihm ein zweites Mal ins Wort.
» Daddy, vermisst du Mr. Martin? «
» Ja, und ob, GroÃer. Sehr sogar. Er war ein netter alter Kerl, ein guter Freund. «
» Glaubst du, dass noch jemand sterben wird? «
Diese offene und unerwartete Frage bestürzte Jim, und er wusste nicht recht, wie er darauf reagieren sollte.
» Na ja, ich⦠«
Erwartungsvoll musterte ihn sein Sohn.
» Niemand, den wir gern haben, wird sterben « , antwortete Jim. » Jedenfalls noch lange nicht. «
Danach fuhr er mit der Gutenachtgeschichte fort. Binnen Minuten gähnte Danny, blinzelte und kämpfte gegen den Schlaf an.
» Warum machst du die Augen nicht zu? «
» Ich will nicht einschlafen, Daddy « , murmelte er. » Was ist, wenn etwas geschieht? «
Jim küsste ihn auf die Stirn. » Es wird nichts geschehen « , versprach er. » Ich werde auf dich aufpassen. «
» Wirst du da sein, wenn ich aufwache? « , fragte Danny, als ihm die Augen zufielen.
» Aber klar doch. «
» Gute Nacht, Daddy. «
» Gute Nacht, Danny. «
Dann öffneten die Augen seines Sohnes sich ein wenig, und er sagte: » Ich hab dich mehr lieb als Godzilla. «
Jim lächelte.
» Ich hab dich mehr lieb als Spiderman. «
» Ich hab dich mehr lieb als den Hulk. «
» Ich hab dich mehr als unendlich lieb, Daddy. «
» Ich dich auch, Kumpel « , flüsterte Jim. » Ich dich auch. «
Danny schloss die Augen wieder und war binnen Sekunden eingeschlafen.
Jim schaltete das Licht aus, setzte sich neben das Bett seines Sohnes und beobachtete ihn, lauschte seinem Atem. Eine lange Weile verharrte er so, ohne sich zu bewegen oder nachzudenken, bis er ein leises Klopfen an der Tür hörte.
Jim schlich hinüber und öffnete. Don grinste ihn an.
» Alles in Ordnung? « , erkundigte sich Don.
» Sicher « , gab Jim zurück, nickte und ging hinaus auf den Flur. » Danny ist grade eingeschlafen. «
» Gut. Er braucht auch Ruhe. Ich schätze, das gilt für uns alle. «
» Ja « , pflichtete Jim ihm bei. » Also, was gibtâs? «
» Na ja, ich wollte dir nur sagen, dass ich nach Frankie gesehen habe. Es geht ihr gut, obwohl sie heute ein ziemlich übles Erlebnis hatte. «
» Was meinst du damit? « Jim runzelte die Stirn, als ihm klar wurde, dass er
Weitere Kostenlose Bücher