Stadt der Toten
hinter dieser Senke. Auch meine alte Kirche befindet sich dort. «
» Und was tun wir in diesem verfluchten Wald? «
» Wir warten. «
» Worauf? «
» Auf sie. «
Die Blätter teilten sich. Ein Mann, eine Frau und ein Kind traten daraus hervor und sahen sich wachsam um. Die Gruppe der Ãberlebenden schlich an Frankie und Martin vorbei, schien die beiden allerdings nicht zu bemerken. Laub raschelte unter ihren FüÃen.
» Wer ist das? « , wollte Frankie wissen.
» Ãberlebende, so wie du. Sie haben seit über einer Woche keinen Zombie mehr gesehen, deshalb halten sie es für sicher, sich aus ihrem Versteck zu wagen. «
» Und ist es sicher? «
» Nein. Tatsächlich ist es nun sogar noch tödlicher. «
» Kein Wunder. « Frankie grinste. » Immerhin laufen überall untote Menschen herum, ganz zu schweigen von dem untoten Viehzeug. «
» Aber genau darum geht es, Frankie. « Martin machte eine ausholende Geste. » Siehst du hier irgendwo Zombies? Kannst du sie riechen? «
Frankie sog die Luft ein und schaute sich um. Sie roch Kiefernduft und Moos, aber keine Verwesung.
» Nein. Wo sind sie? Halten sie sich versteckt, um aus dem Hinterhalt über diese Leute herzufallen? Wenn ja, dann sollten wir sie warnen. «
» Folgen wir ihnen. Ich denke, du solltest das mit eigenen Augen sehen. Darum bin ich hier. Um dir zu zeigen, was kommen wird. «
» Sie sind noch genauso verrückt wie zu Lebzeiten, Priester. «
Martin lächelte. » Dann wirst du das erst recht für verrückt halten. Sieh sie dir an. «
Frankie tat, wie ihr geheiÃen, und geriet vor Schreck ins Taumeln. Der Mann war Jim, das Kind Danny und die Frauâ¦
â¦die Frau war sie selbst.
» ScheiÃe. « Frankie duckte sich unter einem Ast hindurch und lief unmittelbar hinter sich selbst her. » Ich spiel mal mit. Ist ja bloà ein Traum. Und wenigstens kommen keine Zombiebabys darin vor. «
» Ãberhaupt keine Zombies « , ergänzte Martin. » Sie sind wegâ weitergezogen zur nächsten Welt. «
» Würden Sie mir das vielleicht erklären? Was ist passiert? Sind sie alle verfault oder zu Staub zerfallen oder so was? «
» Die Toten sind nicht unsere wahren Feinde. Wir haben sie als Zombies bezeichnet, weil wir nicht wussten, was sie wirklich waren. Die Kreaturen, die Besitz von den Toten ergreifen, sind Dämonen namens Siqqusim. Sie sind unsere eigentlichen Gegner. Sie sind älter als die Menschheitâ viel älter. Einst huldigte man ihnen neben Baal auf dem Berg Peor im Lande Moab. «
» Moab? Liegt das in der Nähe von Baltimore? « , witzelte Frankie.
» Nicht ganz. Die Siqqusim herrschten über den Hof des Königs Manasse, und ihr Kult fasste in assyrischen, sumerisch-akadischen, mesopotamischen und ugaritischen Kulturen FuÃ. Sie wurden von Totenbeschwörern und Weissagern um Rat gefragt, bevor diese Kulte schlieÃlich verboten wurden. Die geheime Anbetung der Siqqusim setzte sich bis ins Mittelalter fort, doch zu jenem Zeitpunkt waren sie bereits in die Leere verbannt und konnten das Flehen ihrer Anhänger nicht mehr hören. «
» Ich verstehe nicht ein verfluchtes Wort von dem, was Sie da faseln. Kommen Sie endlich zum springenden Punkt, Prediger. «
» Sie warten, bis unsere Seelen fort sind, dann ziehen sie in die zurückgebliebene, leere Hülle ein. Genau genommen in das Gehirn. «
» Tiere besitzen auch Seelen? «
Martin nickte. » Jedes Lebewesen besitzt eine Seele. Und diese Energie verlässt den Körper beim Tod. Die Siqqusim brauchen nur in der Leere zu warten, bis einer von uns stirbt, und schon können sie den Leichnam übernehmen. «
» Und das bedeutet, wir sind am Arsch « , meinte Frankie. » Denn früher oder später stirbt alles. «
Martin lächelte.
» Alles stirbt, Frankie. Aber nicht alles hat ein Ende. «
» Wer sind Sie? Der verdammte Obi-Wan Kenobi? Was soll das jetzt wieder heiÃen? «
» Zu gegebener Zeit wirst du es verstehen. Aber wenden wir uns vorerst wieder den Zombies zuâ oder, um präziser zu sein, den Dämonen. Du hast recht. Die Aussichten sind düster. Die Siqqusim prahlen damit, dass ihre Zahl gröÃer als die der Sterne sei, dass sie mehr als die Unendlichkeit seien. Die Wahrheit allerdings sieht anders aus. Wenngleich es viele, viele mehr von ihnen gibt
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