Stadt der Vampire
irgendeinem Zusammenhang mit den verbliebenen Bewohnern steht«, gab Peter zu bedenken. »Und selbst wenn das der Fall ist, kann der Schuss auch nach hinten losgehen.«
»Wie meinst du das?«, wollte Josy wissen.
»Na ja, wenn wir unsere Klappe so weit aufreißen, sind wir vielleicht die nächsten, die den Vampir am Hals haben.«
Josy versprach zu tun, was möglich war, und bat die drei ???, um sieben Uhr abends in den Golden Bear zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt wollte sie alle Bewohner in die Gastwirtschaft bestellen.
Die Jungen packten daraufhin ihre Sachen zusammen, verabschiedeten sich bis zum Abend von Josy und machten sich auf den Weg zu Bobs Käfer. Gegen Mittag hatten sie den Wagen erreicht und fuhren zurück zum Schrottplatz nach Rocky Beach. Dort trafen sie noch einige Vorbereitungen. Denn nach einer eingehenden Lagebesprechung auf der Rückfahrt hatten sie sich dazu entschlossen, sich trotz Josys Warnungen in der folgenden Nacht in Yonderwood auf die Lauer zu legen, und dazu benötigten sie einige Dinge.
Als sie schließlich um kurz vor sieben im Golden Bear eintrafen, konnte ihnen Josy mitteilen, dass alle Bewohner außer ihrer Großmutter da seien und dass sie jeden Justus’ Anweisungen entsprechend unterrichtet habe. Einige seien zwar mehr als skeptisch und nur schwer zu überzeugen gewesen, dass sie überhaupt heute Abend hierherkämen, aber letztendlich sei es ihr doch gelungen.
Doch die drei ??? merkten sehr schnell selbst, dass sie keinen leichten Stand haben würden. Josy stellte ihnen kurz einen nach dem anderen vor, und dann waren die drei Jungen an der Reihe. Aber das Misstrauen, das man ihnen entgegenbrachte, als sie ihre Absichten darlegten, war genauso mit Händen zu greifen wie jene unbestimmte Angst, die sie schon am Abend zuvor verspürt hatten.
»Wir hetzen den Vampir nur noch mehr gegen uns auf!« Otis Stamper, der bullige Wirt, sprach aus, was offenbar die meisten dachten. »Lassen wir ihn lieber in Ruhe! Vielleicht vergisst er uns dann und zieht weiter!«
»Richtig, Otis! Du hast vollkommen recht!« Silvester Pound, ein abgehalfterter Schauspieler mit wehendem, schlohweißem Haar klopfte mit den Knöcheln auf den Tisch.
»Reizen wir ihn lieber nicht!«, war auch die Meinung von Miles Black, dem Sohn des Bürgermeisters. Er war ein blasser, unauffälliger junger Mann Mitte zwanzig, der noch im Haus seines Vaters lebte.
Pfarrer Clark hingegen hielt sich ebenso zurück wie ein Mann namens Homer Diesel, der sich selbst als Lebenskünstler ausgegeben hatte. Beide schienen erst einmal abwarten zu wollen, was die drei ??? noch zu sagen hatten. Klara Kowalski jedoch, eine schwarzhaarige Frau mittleren Alters, die in abenteuerlich bunte Fetzen gekleidet war, konnte ganz offensichtlich nichts sagen. Sie starrte die drei Jungen die ganze Zeit nur unheilsschwanger an und brabbelte dabei irgendetwas vor sich hin.
»Nun, meine Lieben«, meldete sich Jonathan Black, der Bürgermeister selbst, in diesem Moment zu Wort. »Ich bin da ganz anderer Meinung. Ich denke, wir sollten jede Hilfe annehmen, die wir bekommen können. Denn was ist, wenn der Vampir weiter unter uns wütet? Sollen wir wirklich warten, bis er einen nach dem anderen heimgesucht hat? Und was passiert, wenn man öfter gebissen wird, das wissen wir doch alle!« Jonathan Black hielt für einen Moment inne, um die Wirkung seiner Worte abzuschätzen. Und tatsächlich machte sich ein unruhiges Gemurmel breit.
»Er meint, dass man dann ebenfalls zu einem Vampir wird«, flüsterte Josy den drei Jungen zu.
»Ich weiß!«, erwiderte Peter tonlos und fügte hinzu: »Das erinnert mich alles irgendwie an den Krimi Zehn kleine Negerlein von Agatha Christie. Da waren’s auch am Anfang zehn Leute, und von denen wurde dann einer nach dem anderen abgemurkst!«
»Was für ein Blödsinn!«, flüsterte Justus.
Black räusperte sich und fuhr fort: »Aber einmal angenommen, diese drei jungen Detektive haben recht und es steckt etwas ganz anderes hinter dem Spuk. Muss es dann nicht ebenfalls in unserem Interesse liegen, das so schnell wie möglich aufzudecken? Schaut euch doch um! Fast alle unsere Freunde und Mitbürger sind weggezogen. Unser Dorf geht zugrunde, liebe Freunde! Wir müssen etwas tun!«
Miles Black hob sein Glas. »Vater hat recht. Lasst uns auf die drei Jungen trinken! Schlimmer als im Moment kann es nicht werden, und vielleicht können sie uns ja wirklich helfen.«
Reihum stieß er mit jedem am Tisch an und zwinkerte
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