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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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„Schnell, ehe es zu spät ist.“ Sie war wie erstarrt. Hinter ihr kam Buddy näher. Avery sah, dass Matt seine Waffe gezogen hatte und ihr damit winkte. „Es war nicht Hunter, es war Dad. Steig ein, er hat dich fast!“
    Sie blickte zurück. Buddy rief sie und griff nach seiner Waffe. Sie hechtete in den Wagen und riss die Tür zu.
    Matt drückte auf die automatische Verriegelung und trat das Gaspedal durch. Der Wagen raste mit schleuderndem Heck und quietschenden Reifen los. Avery drehte sich im Sitz um und verrenkte sich fast den Hals, um Buddy zu entdecken. Er lief auf die Straße, folgte ihnen noch einige Schritte und blieb dann stehen.
    Zitternd schlug Avery die Hände vors Gesicht und bekämpfte ihre Hysterie. Jetzt nur nicht zusammenbrechen.
    „Alles okay?“
    Sie ließ die Hände sinken. „Wann hast du … wie hast du …“
    „Das mit Dad?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich liebe meinen Dad. Er hat ein gutes Herz, aber er ist schwach. Ein totaler Versager.“
    Sie verstand nicht. „Du willst ihn doch nicht entschuldigen, Matt? Er ist ein Mörder.“
    Matt lächelte – ein seltsames Lächeln. Plötzlich spürte sie die Enge im Wagen. Matt hatte eine Hand auf der Waffe, die neben ihm lag.
    Ihre Nackenhaare schienen sich zu sträuben. „Willst du die nicht wegstecken?“
    Er ging nicht darauf ein. „Du hattest Recht, mir zu trauen, Avery. Dad ist viel zu emotional. Er will das Richtige, doch dann kommen ihm seine Skrupel in die Quere. Das macht ihn schwach.“
    Matt steckt mit seinem Dad unter einer Decke. Er ist einer der Sieben. Er ist ein Mordkomplize.
    Ich bin zu ihm in den Wagen gestiegen, und er hat eine Waffe.
    Sie sah ein Stoppschild weiter vorne an der Straße und rückte sich leicht auf dem Sitz zurecht, damit er nicht merkte, was sie vorhatte. Während er das Tempo verlangsamte, griff sie vorsichtig nach dem Türgriff und zog.
    Nichts bewegte sich. Matt lachte und fuhr ohne anzuhalten über die Kreuzung. „Kindersicherung, Avery. Für wie dumm hältst du mich?“
    „Ich weiß nicht, wovon du redest, Matt. Ich wollte …“
    „Sag gute Nacht, Avery.“
    Ehe sie seine Absicht erkannte, schlug er ihr mit dem Kolben seiner Waffe gegen die Schläfe. Schmerz jagte durch ihren Schädel. Und dann spürte sie nichts mehr.

52. KAPITEL
    Avery kam langsam wieder zu Bewusstsein. Ihr ganzer Körper schmerzte, und ihr Kopf pochte. Stöhnend öffnete sie die Augen.
    Sie lag auf einem Bett, auf einer nackten Matratze und versuchte, sich aufzurichten, doch es ging nicht. Die Hände waren ihr über dem Kopf zusammengebunden und die Beine an jeweils einem Bettpfosten gefesselt worden.
    Buddys Geständnis. Matt, der sie aufgelesen hatte. Die Waffe.
    Entsetzliche Angst raubte ihr fast den Verstand. In Panik riss sie an ihrer Fesselung, zerrte und wand sich ohne den geringsten Erfolg.
    Sie hielt inne. Hand- und Fußgelenke brannten bereits, und ihr Atem kam keuchend und zittrig. Tränen drohten sie zu ersticken. Sie kämpfte sie nieder. Sie würde nicht aufgeben, wollte nicht einfach hier liegen und sterben.
    Die kommen nicht damit durch. Das lasse ich nicht zu!
    Um ruhiger zu werden, atmete sie bei geschlossenen Augen tief ein und aus und wiederholte den Vorgang. Sie musste gelassen alle Fluchtmöglichkeiten durchdenken. Es musste einen Weg geben, wie sie entkommen konnte.
    Erneut öffnete sie die Augen. Die einzige Lichtquelle im Raum kam durch die offene Tür rechts vom Bett. Die Luft war feucht und dumpf. Es stank. Der Geruch war ihr irgendwie vertraut, obwohl sie ihn im Moment nicht einordnen konnte. Das einzige Fenster stand offen. Von draußen kam das Gesumme von Insekten herein, lauter und intensiver, als sie es gewöhnt war.
    Er hat mich aus der Stadt gebracht.
    Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen, so gut das aus ihrer misslichen Lage möglich war, und versuchte, so viel wie möglich zu erkennen. Es war ein kahler Raum aus grob behauenem Holz. Eine Jagdhütte vielleicht. Am Rande der Wälder oder am Bayou.
    Die Hütte, zu der Gwen gelockt worden war? Avery dachte nach. Gwen hatte die Kreuzung von Highway 421 und No Name Road erwähnt. Damit wäre sie südlich von Cypress Springs. Nicht weit von der alten Konservenfabrik.
    Der säuerliche Gestank. Natürlich. Derselbe Gestank, der die Stadt einhüllte, wenn der Wind aus der entsprechenden Richtung kam.
    Der Geruch der ausgebrannten Fabrik.
    Matt erschien im Türrahmen, eine dunkle Gestalt vor dem Rechteck aus Licht. „Erhebe dich und

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