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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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überzeugen. Am Ende hat er es nicht nur für mich, sondern für Lilah und die Kinder getan.“
    „Diese beiden Jungs“, flüsterte sie, „sie waren …“
    „Abfall. Delinquenten. Erst neunzehn und zwanzig und jeder schon ein halbes Dutzend Mal wegen Drogen, versuchter Vergewaltigung, Trunkenheit und ungebührlichem Verhalten verknackt. Die hätten sich nie zu was Anständigem entwickelt, nie einen positiven Beitrag zur Gesellschaft geleistet. Sie zu opfern, um meine Familie zu retten, war keine schwierige Entscheidung.“
    „Du hast nicht das Recht, Gott zu spielen, Buddy! Das ist nicht deine Aufgabe.“
    Er verzog den Mund. „Dein Dad hat dasselbe gesagt. Der alte Spruch, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, trifft wohl zu.“
    „Was war mit Sal, Buddy? Warum hast du ihn mit hineingezogen? Brauchtest du die Gazette, um die öffentliche Meinung zu manipulieren?“
    „Sal hatte nichts mit dem Ganzen zu tun. Er glaubte, der Fall habe sich genauso zugetragen, wie er ihn berichtet hat. Allerdings nutzte ich Sal und die Gazette, um das öffentliche Interesse auf den sozialen Kontext des Verbrechens zu lenken. Ich wollte einen Aufschrei über die wachsende Kriminalität, die Unmoral der Jugend und die Drogenepidemie provozieren, um die Aufmerksamkeit vom eigentlichen Verbrechen abzulenken.“
    „Du hast dich in deinem eigenen Strudel verfangen!“ Avery spie die Worte geradezu aus. „Und Die Sieben waren geboren. Du und deine Busenfreunde, ihr kamt zusammen und habt entschieden, was angemessenes Verhalten ist und was nicht. Ihr habt das Gesetz in die eigenen Hände genommen, Buddy. Du und deine Gruppe, ihr wart Ankläger und Richter zugleich, und damit lief alles aus dem Ruder.“
    „So war das nicht. Wir alle liebten diese Stadt. Und wir hatten – und haben nur ihr Bestes im Sinn. Wir wollen die Lebensumstände verbessern und die Dinge so bewahren, wie sie sind. Wir behalten Freunde und Mitbürger im Auge, berichten wichtige Dinge und machen notfalls einen freundlichen Besuch. Wenn es gar nicht anders geht, benutzen wir auch ein wenig Druck.“
    „Druck? Das ist eine totale Verniedlichung für was? Einen Stein durch das Fenster, die Androhung gebrochener Knochen oder finanzieller Ruin durch Boykottmaßnahmen? Oder geht es nur um die gute alte Kreuzverbrennung auf dem Zierrasen im Vorgarten? Wie lautet das Kriterium für die Todesstrafe in Cypress Springs?“
    Er war schockiert. „Großer Gott, Avery, es geht um nichts dergleichen. Wir sind weder Terroristen noch Killer. Wir bieten Hilfe und Führung an. Und wenn alles nichts nützt, schlagen wir einen Ortswechsel vor.“ Er senkte die Stimme. „Wenn wir diesen Menschen nicht ein wenig Unbehagen bereiten, hätten sie keine Motivation, sich zu ändern.“
    Avery schnaubte angewidert. „Motivation, sich zu ändern. Du machst mich krank!“
    „Du verstehst nicht. Das alles geschieht im Geiste gegenseitiger Fürsorge und Sorge um die Gemeinschaft. Niemand wird verletzt.“
    „Leider verstehe ich nur zu gut.“ Avery blickte kurz zu Cherry, die ihre weinende Mutter hielt. „Du bist ein solcher Heuchler, Buddy, spielst dich als Moralapostel auf, verfolgst die so genannten Sünder und bist doch selbst der größte von allen!“
    Er hatte Tränen in den Augen. „Glaubst du nicht, ich hätte für meine Sünden gebüßt? Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht bereue und alles rückgängig machen möchte. Ich hatte alles, eine wunderbare Familie, die Liebe einer wunderbaren Frau und den Respekt meiner Freunde und der ganzen Gemeinde. Wenn ich noch einmal die Wahl hätte, würde ich einen weiten Bogen um Sallie Waguespack machen. Dann wäre das alles nicht passiert.“
    Er streckte ihr eine Hand hin. „Sieh mich nicht an, als wäre ich ein Monster. Ich bin immer noch Buddy, und du bist immer noch mein kleines Mädchen.“
    „Nein.“ Sie wich zurück. „Nicht mehr. Nie mehr.“
    „Du musst verstehen, ich hatte Angst um meine Familie und habe gehandelt, um sie zu beschützen.“ Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu. „Ich musste es tun, verstehst du das denn nicht? Ein Mann muss seine Familie schützen.“
    „Um jeden Preis, Buddy? Wie weit würdest du noch gehen? Von der Vertuschung eines Mordes bis hin zur Begehung eines Mordes?“
    „Nein, niemals!“
    „Alle, die mit der damaligen Untersuchung zu tun hatten, sind inzwischen tot, Buddy. Alle außer dir. Was soll ich denn davon halten?“
    „Daddy?“ flüsterte Cherry. „Wovon spricht

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