Stadt des Schweigens
Die Generäle verlangen, dass ich handele. Sie haben abgestimmt.“
„Aber du bist ihr Anführer. Sie werden tun, was du …“
„Ich darf unser Ziel nicht aus den Augen verlieren.“ Er nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände. „Gleichgültig, wie gern ich das auch tun würde.“
„Was wirst du mit mir machen? Mich umbringen wie Elaine St. Claire und Trudy Pruitt?“ Und mit bebender Stimme fügte sie hinzu: „Oder wie Gwen?“
Er leugnete nichts. „Töten macht mir keinen Spaß. Ich tue es, weil es nötig ist. Weil …“
Von der Tür erklang das Geräusch einer Waffe, die entsichert wurde. „Runter vom Bett, Sohn!“
Matt drehte sich um, und seine Hand fuhr zur Waffe.
„Versuch es, und du bist tot!“ warnte Buddy.
„Und du auch.“ Matt hielt die Hand über seine Waffe. „Und die arme Avery wird auf diesem Bett liegen bleiben und verrotten.“
Buddy schwankte nicht. „Lass die verdammte Waffe fallen! Auf den Boden. Sofort.“
Zögernd löste Matt die Waffe aus seinem Hosenbund und warf sie zu Boden.
„Guter Junge. Und jetzt runter vom Bett. Hände hoch!“ Buddy deutete mit seiner Waffe. „An die Wand.“
Matt stieg mit erhobenen Händen vom Bett. „Überleg dir genau, was du tust, Dad. Mach keinen Fehler.“
Buddy trat in den Raum, die Waffe auf seinen Sohn gerichtet.
„Hände an die Wand.“ Als Matt gehorchte, nahm Buddy dessen Waffe an sich, ohne seinen Sohn aus den Augen zu lassen, und schob sie sich in den Hosenbund.
„Alles in Ordnung, kleines Mädchen“, sagte er und kam langsam zum Bett. „Alles wird wieder gut.“
Er befreite Averys Hände und Füße. Sie sah, dass seine Wangen tränennass waren.
Schnell zog sie die Hose hoch und setzte sich. Nachdem sie die zerrissenen Teile des T-Shirts vor der Brust zusammengezogen hatte, stand sie auf und stellte sich hinter Buddy.
„Du musst aufhören, Matt.“ Buddy machte einen Schritt auf ihn zu. „Das Töten muss aufhören.“
Matt drehte sich um und hielt ihm bittend eine Hand hin. „Wir stecken doch zusammen in dieser Sache. Alles, was ich tue, tue ich für uns, für die Familie und für die Stadt.“
Tränen liefen seinem Vater über die Wangen. „Du bist krank, Sohn. Ich hätte es schon vor langer Zeit erkennen müssen, aber ich wollte es nicht sehen. In der Nacht damals, als Sallie Waguespack umkam … ich dachte, ich täte das Richtige. Aber es war nicht richtig. All die Jahre habe ich vertuscht und Entschuldigungen erfunden. Sogar in den letzten Monaten habe ich so getan, als hätte ich nicht längst einen Verdacht.“
„Ich bin nicht schuld, Dad. Sie ist es. Sie will nicht den Mund halten. Wir müssen sie zum Schweigen bringen, um die Familie zu schützen. Sie ist genau wie Sallie Waguespack.“
„Ich wusste es nicht, kleines Mädchen“, entschuldigte sich Buddy voller Schmerz. „Ich wusste weder über deinen Daddy noch über die anderen Morde Bescheid. Ich dachte … ich wollte glauben, alle Todesfälle seien genau das, was sie zu sein schienen.“
Matts Miene wurde weicher. „Was hättest du denn an meiner Stelle getan? Philip wollte zum Bezirksstaatsanwalt gehen. Die anderen wollten seine Aussage stützen. Die wollten alles über Sallie Waguespack und Die Sieben ausplaudern. Ich wollte uns nur schützen.“
„Ich weiß, und das tut mir Leid.“ Er löste die Handschellen von seinem Gürtel. „Ich muss dich fesseln.“
„Tu das nicht, Dad.“ In Matts Augen glitzerten Tränen. „Bitte leg mir keine Handschellen an.“
Avery sah, wie unendlich schwer es Buddy fiel, und fühlte mit ihm – dem Vater, der sich der Konsequenzen der eigenen Fehler stellen und der schrecklichen Wahrheit über sein eigen Fleisch und Blut ins Auge sehen musste.
„Ich muss, mein Sohn. Es tut mir Leid.“
Matt streckte die Arme aus. „Dann komme ich widerstandslos mit. Wenn du glaubst, dass es das Richtige ist, tue ich, was du sagst.“
„Ich werde dich schützen, so gut ich kann, Matt. Im Rahmen des Gesetzes.“ Buddy senkte die Waffe und ging zu seinem Sohn.
Matt blickte zu Avery, und sie erkannte seinen Triumph.
„Buddy!“ schrie sie und sah das Springmesser in Matts Handfläche. „Das ist ein Trick!“
Matt warf sich auf seinen überraschten Vater. Die Klinge sprang heraus, und er bohrte sie ihm seitlich in den Hals.
„Nein!“ schrie Avery auf und sah die Überraschung in Buddys Gesicht, als er nach dem Messer griff. Matt drehte die Klinge und zog sie heraus. Das Blut spritzte.
Buddy sah seinen Sohn an
Weitere Kostenlose Bücher