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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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es uns seine Geschichte. Bei Brandstiftung beginnt das Feuer typischerweise am äußeren Rand. Außerdem finden wir meistens Kanister, Lumpen oder was immer der Brandstifter benutzt hat. Viele Täter glauben merkwürdigerweise, wir entdecken so etwas nicht. Anderen ist es einfach egal.“
    „Und bei meinem Vater war der Brandverlauf nicht so?“
    „Nein. Das Feuer begann bei Ihrem Vater und breitete sich von dort aus. Die Reste des Absaugschlauchs wurden an ihm gefunden.“
    „Gab es etwas Ungewöhnliches am Ort des Geschehens, das Sie stutzig gemacht hat?“
    Er runzelte die Stirn, als denke er gründlich nach. „Ich habe einen Hausschuh Ihres Vaters auf dem Weg zwischen Haus und Garage gefunden.“
    „Und der andere?“
    „Den habe ich nicht entdeckt. Vermutlich hatte Ihr Vater ihn an.“
    „Wo auf dem Weg?“
    Er überlegte kurz. „Er lag ein paar Schritte von der Küchentür entfernt.“
    Ihr Dad hatte im Haus immer Slipper getragen. Wenn er einen gleich hinter der Tür verloren hatte, warum war er nicht stehen geblieben und hatte ihn wieder angezogen? Das ergab keinen Sinn. Sie war keine Expertin für menschliches Verhalten, aber ihr schien es eine automatische Reaktion zu sein, einen verlorenen Schuh wieder anzuziehen.
    „Und das finden Sie nicht seltsam?“ fragte sie.
    „Seltsam?“
    „Haben Sie jemals versucht, mit einem Schuh zu gehen, Ben? Es fühlt sich falsch an, wie eine Sinnestäuschung. Mich würde es jedenfalls sehr stören.“
    „Ich vermute, dass jemand, der sich in einem so aufgewühlten Zustand befindet wie Ihr Vater, sich völlig auf sein Vorhaben konzentriert. Ich war zwar nie in dieser Lage, aber ich stelle mir vor, die geplante Tat nimmt einen völlig gefangen.“
    Avery war zwar nicht überzeugt, ließ das Thema aber fallen. „Sonst noch etwas?“
    Ben rutschte unbehaglich im Sessel hin und her. „Es sah aus, als wäre er einige Schritte auf die Tür zugekrochen, nachdem er schon brannte.“
    Er hatte seine Meinung geändert. Er wollte Hilfe holen. Es war zu spät.
    Sie bemühte sich, ihr Entsetzen nicht zu zeigen, schaffte es aber nicht ganz.
    „Tut mir Leid. Ich hätte das nicht sagen sollen.“
    „Nein.“ Sie hob eine zitternde Hand. „Ich bin Ihnen für Ihre Offenheit sehr dankbar. Es ist vielleicht schwer für Sie zu verstehen, aber die Fakten zu kennen, erleichtert mir den Umgang mit dem Geschehen. Ich muss genau wissen, was passiert ist.“
    „Ich verstehe Sie sogar sehr gut, weil ich selbst so bin.“ Er sah auf seine Uhr. „Haben Sie schon mit Buddy über seine Ermittlungen gesprochen? Oder mit dem Gerichtsmediziner über seine Erkenntnisse?“
    „Mit Buddy habe ich geredet, aber nicht besonders ausführlich. Mit dem Gerichtsmediziner noch nicht.“
    Er stand auf und reichte ihr die Hand. „Viel Glück, Avery.“
    Avery erhob sich ebenfalls und nahm seine Hand. „Danke, Ben, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben.“ Auf dem Weg zur Tür blieb sie noch einmal stehen und drehte sich um. „Noch eine letzte Frage. Haben Sie irgendeinen Zweifel an der Selbstmordtheorie?“
    Sie las ihm die Überraschung vom Gesicht ab. Er zögerte, als suche er nach den richtigen Worten. „Meine Aufgabe ist es zu ermitteln, wie und wo ein Feuer begann. Ursache und Umstände des Todes fallen in den Bereich der Gerichtsmedizin und der Polizei.“
    „Natürlich“, erwiderte sie und wandte sich wieder der Tür zu.
    „Avery?“ Sie blickte zurück. „Buddy hat in dieser Sache hervorragende Arbeit geleistet. Ich habe ihn nie so … erschüttert erlebt. Er wollte es auch nicht wahrhaben.“
    Doch auch der gewissenhafteste Polizist macht Fehler. Es geschieht einfach, etwas Wichtiges bleibt unbemerkt und fällt durch das Raster.
    Das sagte sie ihm jedoch nicht, sondern bedankte sich noch einmal und ging.

16. KAPITEL
    Hunter hatte das Polizeigebäude von Cypress Springs seit dreizehn Jahren nicht mehr betreten.
    Heute kam er, weil ihm noch etwas eingefallen war, das die Ermittlungen im Mordfall St. Claire vielleicht weiterbringen konnte.
    Und auch deshalb, weil er seit der Entdeckung der Toten vor sechsunddreißig Stunden kaum an etwas anderes denken konnte. Er wurde den Anblick der Ermordeten einfach nicht mehr los.
    Der Empfangstresen war leer. Aber sicher nicht lange, dachte er, als er den Becher mit dampfendem Kaffee und den halb gegessenen Doughnut auf einer Serviette daneben entdeckte. Hunter wartete nicht, sondern ging am Tresen vorbei, als hätte er jedes Recht dazu.
    Die Tür

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