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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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warst. Von der Zukunft sprach er nie und selten von der Gegenwart.“
    Hunter seufzte tief. „Da hätten bei mir die Alarmglocken schrillen sollen, haben sie aber nicht. Tut mir Leid.“
    Avery schüttelte den Kopf, als wolle sie weder das Gesagte noch ihre Tränen akzeptieren. „Er hat in jener Nacht auf dem Weg in die Garage einen Hausschuh verloren. Das hat mir der Brandexperte erzählt.“
    Da Hunter nicht reagierte, fügte sie hitzig hinzu: „Ich halte das für wichtig! Mit nur einem Schuh zu gehen, ist nicht normal. Der Weg zwischen Haus und Garage war kalt und rau. Normalerweise wäre Dad mit Sicherheit umgekehrt und hätte den Schuh wieder angezogen.“
    „Avery“, erwiderte Hunter begütigend, „für mich ist es auch schlimm, dass er selbst Hand an sich gelegt hat. Das tut dir natürlich weh, ich weiß …“
    „Nein, du weißt nichts! Du kannst nicht wissen, was ich empfinde.“ Ihr versagte kurz die Stimme. „Er ist brennend zur Tür gekrochen. Er wollte es nicht tun, Hunter! Er wollte nicht …“
    „Avery …“ Er machte keine Anstalten, sie in die Arme zu nehmen, und sie sprang auf. „Nein“, sagte sie mehr zu sich selbst, „ich werde nicht mehr weinen!“
    Die Arme um sich geschlungen, blickte sie auf die glänzende Wasseroberfläche. Im Baum hinter ihr spielten ein paar Eichhörnchen Fangen. Sarah knurrte leise.
    „Wer sollte deinem Dad den Tod wünschen, Avery?“ fragte Hunter. „Jeder mochte ihn.“
    Ohne den Blick von der glitzernden Fläche zu nehmen, entgegnete sie: „Nicht jeder. Ich erhielt einen Anruf von einer Frau. Sie sagte, Dad habe bekommen, was er verdiente. Und ich käme auch noch dran.“
    „Wer war das?“
    „Ich weiß es nicht.“ Den Kopf leicht schräg geneigt, ging sie auf das Wasser zu. Die schillernde Oberfläche wurde von einem seltsamen langen Schatten gebrochen. „Sie hat sich nicht vorgestellt, und ich habe die Stimme nicht erkannt.“
    „Hat sie sich wieder gemeldet?“
    „Nein.“ Stirnrunzelnd blieb sie am Rande des Teichs stehen.
    „Wahrscheinlich ein übler Scherz“, vermutete Hunter. „Jemand, der noch ein Hühnchen zu rupfen hatte oder verzweifelt Aufmerksamkeit erregen will. Sogar in Cypress Springs gibt es labile Menschen.“
    „Was ist das?“ fragte sie mit einem Blick über die Schulter und entdeckte dabei, dass er unverhohlen ihr Hinterteil bewunderte.
    Die Wangen wurden ihr warm, während sie Hunter herbeiwinkte. „Sieh mal.“
    Er stand auf und kam zu ihr, Sarah an seiner Seite. Avery deutete nach vorn. „Da ist etwas unter Wasser. Siehst du das? Die Ecken sind silbrig.“
    Er beugte sich leicht vor. „Könnte ein Auto sein.“
    „Ein Auto?“ wiederholte sie verblüfft und sah genauer hin, bis sie die Konturen deutlicher ausmachen konnte. „Ich glaube, du hast Recht.“
    „Das wissen wir gleich.“ In seinen Joggingshorts watete er ins Wasser und tauchte unter. Einen Moment später kam er wieder an die Oberfläche. „Es ist ein Auto, und ein sehr Schönes noch dazu. Ein Mercedes Coupe.“
    Avery zog die Stirn in Falten. Ein Mercedes? Das erinnerte sie an etwas.
    „Ich sehe mir das noch mal an.“
    Hunter tauchte wieder unter, und Sarah begann zu bellen. Als er diesmal wieder auftauchte, schwamm er zurück und kam an Land. „Ich denke, wir sollten besser Dad rufen.“

21. KAPITEL
    Da weder Avery noch Hunter ein Handy dabeihatten, entschieden sie sich für den schnellsten Weg zu einem Telefon, der durch die Wälder und über Sam Tillers Weiden zu dessen Haus führte.
    Als Sam sie erblickte, brach er in ein breites Lächeln aus, und sein wettergegerbtes Gesicht legte sich in Falten.
    Er drückte die Fliegendrahttür auf, und sein Lächeln schwand, als er sah, in welchem Zustand die beiden waren. „Ist noch ein bisschen früh zum Schwimmen. Das Wasser im Teich ist noch richtig kalt.“ Er richtete den Blick auf Avery. „Sie sind das Mädchen vom Doc.“
    „Ja, Sir. Schön, Sie zu sehen.“
    „Verdammt schade, das mit dem Doc. Er war ein guter Mensch.“ Er wandte sich an Hunter. „Was ist los?“
    „Wir brauchen ein Telefon, Sam. Wir müssen Buddy anrufen.“ Er erzählte, dass sie zum Teich gejoggt waren und Avery den Schatten eines Autos im Wasser entdeckt hatte.
    Sam kratzte sich am Kopf. „Ein Auto, sagst du? Ein Mercedes? Ich will verdammt sein, wenn ich weiß, wie der da reingekommen ist. Kommt herein, das Telefon ist dort.“
    Sie folgten ihm ins Haus. Sams Frau war gestorben, als Avery und Hunter noch zur High

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