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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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zog ihr bereits der verlockende Duft in die Nase, sodass ihr das Wasser im Mund zusammenlief. „Wie geht es ihr?“
    „Besser. Sie tummelt sich wieder in der Küche.“ Er wischte sich mit einem Taschentuch über den Nacken. „Heiß ist es heute. Angeblich soll es einen Hitzerekord geben.“
    „Komm herein, Buddy, ich mache dir etwas zu trinken.“
    „Um ehrlich zu sein, ein eisgekühltes Wasser wäre nicht schlecht.“
    Er trat ein, und sie winkte ihm, ihr zu folgen. Die Klimaanlage war angesprungen. Auf dem Weg zur Küche sah Buddy sich um und bemerkte die halb leeren Regale und die gestapelten Kisten. „Sieht so aus, als kämst du voran.“
    „Ja, langsam.“ Sie holte Eiswürfel aus dem Schrank und gab sie in ein Glas, füllte es mit Wasser auf und reichte es ihm. „Ich verwende nicht so viel Zeit darauf, wie ich sollte. Die Maklerin drängt ein bisschen. Sie hat einen Klienten, der genau so ein Haus sucht.“
    Buddy trank gierig. „Es ist ein tolles Haus in einer fantastischen Lage. Ich sehe es nicht gern …“
    Er verstummte einen Moment und schob das Glas von einer Hand in die andere. „Hast du mal daran gedacht, das Haus zu behalten und in Cypress Springs zu bleiben? Ich gewöhne mich langsam daran, dich wieder hier zu haben. Wir alle tun das.“
    Sie war gerührt. Wie konnte sie einerseits so viel Zuneigung zu den Menschen dieser Gemeinde empfinden und sie andererseits so abscheulicher Taten wie Mord bezichtigen? Was war bloß los mit ihr?
    „Ich habe viel darüber nachgedacht, aber ich bin noch zu keiner Entscheidung gelangt.“
    „Kann ich etwas tun, um dich zu beeinflussen?“
    „Dass du bist, wie du bist, beeinflusst mich schon.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
    Er errötete vor Begeisterung. „Lilah hat mir gesagt, dass du sie besucht hast.“
    „Habe ich.“ Avery schenkte sich ebenfalls ein Glas Wasser ein. „Wir hatten einen netten Plausch.“
    „Und du hast auch ein bisschen Zeit mit Cherry verbracht.“ Ihr Lächeln schwand.
    Er sah es und furchte die Stirn. „Was ist los?“
    „Nichts. Sie hat sich zu einer verdammt guten Schützin entwickelt. Ich war beeindruckt.“
    „Ja, das hat sie. Ich glaube, sie wäre eine gute Polizistin geworden.“
    Avery sah ihn überrascht an. „Hast du sie denn je ermutigt, in den Polizeidienst zu gehen?“
    „Habe ich.“ Er seufzte. „Aber du weißt, wie das hier geht. Die Rollenverteilung bei den Geschlechtern ist sehr streng geregelt. Frauen haben zu heiraten und Kinder zu bekommen, und wenn sie einen Beruf ergreifen, dann doch bitte einen weiblichen.“
    Wie Catering, aber auf keinen Fall Polizeidienst oder Journalismus. Ihre eigene Mutter hatte sich äußerste Mühe gegeben, ihr das zu vermitteln. „Ich weiß das nur zu gut, Buddy.“
    Mitfühlend schaute er sie an. „Du siehst müde aus.“
    Sie wandte den Blick ab. „Ich schlafe nicht gut.“ Das stimmte, war aber nicht ihr eigentliches Problem. Der Grund für ihre Schlaflosigkeit machte ihr zu schaffen.
    „Das war zu erwarten. Gib dir etwas Zeit, dann wird es besser.“
    Sie schwiegen eine Weile, und die Stille wurde nur durch das Klimpern der Eiswürfel im Glas unterbrochen, als Buddy noch einen Schluck trank. „Rickey hat mir erzählt, dass du bei der Gazette vorbeigeschaut hast.“ Als sie ihn ansah, senkte er kurz den Blick und fragte: „Hast du die Antworten bekommen, die du gesucht hast?“
    Rickey hatte also Buddy angerufen. Er wusste, wonach sie suchte und dass sie sich nach der Gruppe Die Sieben erkundigt hatte.
    Wahrscheinlich wusste er auch von ihren Gesprächen mit Ben Mitchell und Dr. Harris. In einer Kleinstadt blieb nichts geheim.
    Das stimmt nicht ganz. Diese Stadt hat ein Geheimnis bewahrt, ein großes sogar.
    „Rede mit mir, Avery. Was ist los? Ich kann dir nicht helfen, wenn ich nicht weiß, was vor sich geht.“
    Sie dachte an den Rat ihres Redakteurs, sich an Menschen zu wenden, denen sie traute.
    „Buddy, kann ich … dir eine Frage stellen?“
    „Du kannst mich alles fragen, Kleines, jederzeit.“
    „Ich habe mit Ben Mitchell gesprochen, dem Brandsachverständigen aus dem Büro des Feuermarshalls. Er hat etwas gesagt, das mich beunruhigt.“
    „Und?“
    Sie atmete tief durch. „Er hat einen von Dads Hausschuhen auf dem Weg zwischen Haus und Garage gefunden. Er vermutete, dass er den anderen Schuh am Fuß trug und er verbrannt ist. Kannst du das bestätigen?“
    Buddy zog nachdenklich die Stirn kraus.

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