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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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um den Tisch versammelt. Zwei nahmen die Aufmerksamkeit der anderen gefangen, indem sie sich über die Führerschaft des Vollstreckers und die Art, wie er sich Elaine St. Claires entledigt hatte, beschwerten.
    Einer nach dem anderen wurde sich jedoch der Gegenwart des Vollstreckers bewusst, bis sich nervöses, schuldbewusstes Schweigen über den Raum senkte.
    Er ging an seinen Platz am Kopfende des Tisches und beherrschte seinen Zorn. Sein Blick wanderte von einem Abtrünnigen zum anderen, und deren Unbehagen wuchs spürbar. „Habt ihr ein Problem? Blau? Falke?“
    Blau sah ihn kühn an. „Die Sache mit der Fremden wird schlimmer. Wir müssen handeln.“
    „Einverstanden.“ Er wandte sich dem anderen zu. „Falke?“
    „Wie mit St. Claire verfahren wurde, war ein Fehler.“
    Die Gruppe war schockiert. Falke war Vollstreckers größter Unterstützer. Sein Verbündeter von Anfang an, sein Freund.
    Der Vollstrecker atmete heftig vor Wut. Er fühlte sich verraten, verbarg es jedoch. „Was hätten wir tun sollen, Falke? Ihr weiter gestatten, den Charakter dieser Stadt zu verändern und deren moralisches Gerüst Stück für Stück einzureißen? Sollten wir ihr gestatten, die Behörden einzuschalten? Hast du vergessen, was wir uns und dieser Gemeinde geschworen haben? Dass wir unsere Ziele niemals aufgeben dürfen?“
    Der andere wand sich unter seinem Blick. „Aber wären wir mit ihr verfahren wie sonst auch, hätte niemand was bemerkt. Sie so offen zu erledigen …“
    „Dient anderen als Warnung. Wir werden nicht entdeckt. Das verspreche ich.“
    Falke schien noch etwas sagen zu wollen, lehnte sich dann jedoch offenbar beruhigt zurück. Der Vollstrecker betrachtete ihn forschend. Er würde privat mit ihm reden müssen. Wenn Falke zum Risiko wurde, musste er aus dem hohen Rat entfernt werden.
    „Was ist mit der Reporterin?“ fragte Blau.
    „Avery Chauvin? Was soll mit ihr sein?“
    „Sie hat mit der anderen geredet. Mit der Auswärtigen.“
    „Und Fragen gestellt“, fügte jemand hinzu. „Eine Menge Fragen.“
    Er zögerte erstaunt. „Sie ist eine von uns!“ „Sie war eine von uns“, korrigierte Blau. „Sie war zu lange weg, als dass man ihr vertrauen könnte. Sie ist Teil der liberalen Medien.“
    „Das ist richtig“, bestätigte Falke. „Sie begreift nicht, was uns wichtig ist, was wir zu bewahren versuchen. Andernfalls wäre sie nicht fortgegangen.“
    Zustimmendes, besorgtes Raunen erklang am Tisch. Stimmen wurden erhoben.
    Der Vollstrecker hatte Mühe, seinen wachsenden Zorn zu beherrschen. Obwohl er es nicht sagte, hatte auch er angefangen, an Avery Chauvins Loyalität zu zweifeln. Ihm war nicht entgangen, wie sie herumschnüffelte und sich in Dinge einmischte, die sie nicht verstand.
    Er war der Anführer dieser Gruppe, und seine Einschätzung würde man nicht in Frage stellen. Dieses Recht hatte er sich erworben. Wenn er Avery Chauvin zum minimalen Risiko erklärte, würden seine Generäle ihm zustimmen.
    Er hob die Hand. Seine Generäle wandten ihm die Gesichter zu. „Muss ich euch erinnern, dass wir nur so stark sind wie der Glaube an unsere Sache und die Bereitschaft, das Notwendige zu tun? Uneinigkeit ist unser Ende. So war das auch bei unseren Vorgängern.“
    Er machte eine Pause, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. „Wir sind die Elite, Gentlemen. Die Besten, die Hingebungsvollsten. Wir werden niemandem erlauben – ich werde niemandem erlauben – , uns herabzuwürdigen. Auch unserer Schwester nicht.“
    Die Generäle nickten. Der Vollstrecker fuhr fort: „Überlasst alles mir. Einschließlich der Reporterin.“

31. KAPITEL
    Avery hatte erwartet, dass Gwen sich spätestens Donnerstagabend auf ihre Nachricht melden würde. Stattdessen verging auch der nächste Tag ohne ein Wort von ihr, und Avery begann sich Sorgen zu machen. Sie versuchte es erneut und hinterließ noch eine Nachricht.
    Als sie sich gerade entschlossen hatte, dem Gästehaus einen Besuch abzustatten, läutete es an der Tür. Überzeugt, es sei Gwen, öffnete sie schnell – und stand Buddy gegenüber.
    Er lächelte sie an, doch sie konnte ihre Enttäuschung kaum verbergen. „Hallo, Buddy, was für eine schöne Überraschung.“
    „Hallo, kleines Mädchen.“ Er hielt einen Korb in der Hand, der mit einer Serviette abgedeckt war. „Lilah hat mich gebeten, dir das vorbeizubringen.“
    Schuldbewusst nahm sie den Korb an. „Was ist da drin?“
    „Lilahs preisgekrönte Blaubeermuffins.“
    Als er das sagte,

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