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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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„Ich erinnere mich. Wenn du es genau wissen willst, können wir in meinem Bericht nachsehen.“
    „Ist das nicht …“ Sie dachte einen Moment nach und suchte nach den richtigen Worten. „Scheint dir daran etwas merkwürdig zu sein?“ Da er sie verständnislos ansah, stieß sie einen leisen, resignierten Laut aus. „Offenbar nicht.“
    „Ich verstehe nicht. Woran denkst du?“
    „Ich weiß nicht. Ich …“
    Das ist gelogen. Natürlich weiß ich es.
    Sag es, Avery. Werde es endlich los.
    „Ich glaube nicht, dass Dad sich selbst umgebracht hat.“
    Der Verdacht mit all seiner weitreichenden Bedeutung schien schwer auf Buddy zu lasten, und er schwieg eine Weile. Schließlich fragte er besorgt: „Wegen dieser Hausschuhsache?“
    „Ja. Und weil ich Dad kannte. Er hätte sich nicht das Leben nehmen können.“
    „Avery …“
    Sie hörte den mitleidigen Unterton und wappnete sich dagegen. „Du hast ihn auch gekannt, Buddy. Er liebte das Leben und schätzte es hoch. Dad hätte das unmöglich tun können.“
    „Dir ist schon klar“, erwiderte er vorsichtig, „dass du damit andeutest, er sei ermordet worden?“
    Die Wangen wurden ihr warm, und sie kam sich plötzlich töricht vor. Doch sie nickte stumm.
    „Zweifelst du an der Gründlichkeit meiner Ermittlungen?“
    „Nein. Aber dir hätte etwas entgehen können. Dr. Harris hätte etwas entgehen können.“
    „Ich lasse dir meinen Bericht zukommen, falls dir das hilft.“
    „Das wäre sehr nett, Buddy. Danke.“
    Er schwieg noch eine Weile und seufzte dann tief, als sei er zu einem Entschluss gelangt. „Warum tust du das, kleines Mädchen?“
    „Bitte?“
    „Dein Dad ist tot. Er hat sich umgebracht. Nichts holt ihn wieder zurück.“
    „Ich weiß, ich will nur …“
    „Wir lieben dich. Du gehörst hierher zu uns. Du bist eine von uns. Spürst du das denn nicht?“
    Tränen stiegen ihr in die Augen. Die Menschen von Cypress Springs waren ihre Freunde. Ihr war hier nichts als Freundlichkeit widerfahren. Man hatte sie vorbehaltlos wieder aufgenommen. Die Stevens’ waren ihre zweite Familie – und jetzt sogar ihre einzige.
    Wieder hier zu sein, war ein gutes Gefühl. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte sie den Eindruck, irgendwohin zu gehören. Sie wollte das nicht aufgeben.
    Das sagte sie ihm, den Tränen nahe. „Wenn ich seinen Tod nur akzeptieren könnte. Wenn ich mich nur nicht so …“ Sie brach ab, unsicher, wie sie sich ausdrücken sollte. Ja, wie fühlte sie sich eigentlich? Verwirrt, irritiert, schuldig?
    Ich fühle mich von Schuldgefühlen zerfressen.
    Buddy stellte sein Glas auf den Tresen, kam zu ihr und legte ihr beide Hände auf die Schultern. Sie sah ihn mit tränenfeuchten Augen an. „Du bist nicht verantwortlich für den Tod deines Vaters. Es war nicht deine Schuld.“
    „Aber warum … wie hat er so etwas tun können?“
    Er verstärkte den Druck seiner Hände. „Avery, du wirst vielleicht nie genau wissen, was passiert ist. Er ist von uns gegangen, und wir können nicht nachvollziehen, was in ihm vorgegangen ist. Nimm es hin und versuche, dein Leben weiterzuleben.“
    „Ich weiß nicht, ob ich das schaffe“, erwiderte sie hilflos. „Ich möchte es so gern, aber …“
    „Lass dir Zeit, tu dir Gutes und halte dich fern von Leuten wie Gwen Lancaster. Sie hat nicht dein Wohl im Sinn. Sie ist labil.“
    Avery dachte an Gwen, an ihre Vorwürfe, ihre Verzweiflung und an die Diskussion vor dem Azalea Cafe.
    „Matt macht sich auch Sorgen um dich“, fuhr Buddy fort. „Er arbeitet rund um die Uhr an dem Fall des vermissten Luke McDougal. Der war übrigens nicht der Erste, vor ein paar Monaten ist schon ein Mann verschwunden.“
    „Tom Lancaster.“
    „Ja.“ Er ließ die Hände sinken und trat zurück. „Die Fälle gleichen sich zu sehr, um nicht miteinander in Verbindung zu stehen. Und dann nach nicht allzu langer Zeit der Mord an dieser St. Claire. Es ist vielleicht weit hergeholt, da eine Verbindung zu sehen, aber wir ermitteln in alle Richtungen. Schließlich passieren solche Sachen eigentlich nicht in Cypress Springs.“
    „Aber andere schon.“
    „Wie bitte?“
    „Ist dir nicht die hohe Zahl von Todesfällen in den letzten acht Monaten aufgefallen? Unfälle und Selbstmorde?“
    Er furchte nachdenklich die Stirn. „Jede Stadt hat ihr Maß an Unfällen. Jede Stadt hat …“
    „Was war mit Pete Trimble? Er war immer Farmer. Wie kann so jemand unter seinen Traktor fallen?“
    „Wir haben eine fast leere Flasche

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