Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
Vom Netzwerk:
plötzlich an. „Die Mordwaffe mit Donnys Fingerabdrücken wurde hinter dem Wohnwagen gefunden. Sallie Waguespacks Blut war an Dylans Schuhsohlen. Es waren Drogen im Spiel. Und da war die Aussage von Pat Greene, der die beiden am Tatort gesehen hat. Indizien und harte Beweise, einen eindeutigeren Fall kann man kaum haben.“
    Damit hatte er Recht. Sie wusste genügend über Polizeiarbeit, um das Verfahren von der Verhaftung bis zur Anklage zu kennen.
    Auf dem Weg zur Tür blieb sie noch einmal stehen und drehte sich um. „Ich habe keinen Autopsiebericht gesehen.“
    Buddy sah sie stirnrunzelnd an. „Er sollte aber dabei sein.“
    „War er nicht.“
    Er blätterte die Akte durch und sah Avery an. „Er ist bestimmt falsch abgeheftet. Ich suche ihn und rufe dich an, wenn ich ihn finde.“
    „Danke, Buddy.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Genieße den Rest des Tages.“
    Avery verließ das Haus und fand sich Minuten später vor Hunters Tür wieder, ohne sich über die Beweggründe für ihr Kommen im Klaren zu sein. Sie klopfte an.
    Sarah begann zu bellen, die Welpen winselten. Hunter erschien an der Tür, müde, aufgelöst und offenbar verärgert über die Störung.
    „Du hast gearbeitet“, stellte sie fest. „Entschuldige.“ „Was willst du, Avery?“
    Sie zögerte, leicht verprellt durch seine Schroffheit. „Darf ich hereinkommen?“
    Er drückte die Drahttür auf und trat beiseite. In der Küche wurde sie von den wuselnden Welpen begrüßt. Sarah stand neben ihrem Herrn, den Blick auf Avery gerichtet.
    „Sie werden größer“, stellte sie fest und ging in die Hocke. Die Welpen fielen geradezu über sie her, leckten ihr die Hände und schubsten sich dabei gegenseitig aus dem Weg. „Die sind ja süß.“
    „Wenn es einen Grund für deinen Besuch gibt, würde ich den gerne erfahren.“
    Sie richtete sich auf, leicht verlegen. „Hast du gehört, was passiert ist?“
    „Du meinst den Mord an Trudy Pruitt?“ „Ja. Und dass ich dort war.“
    „Habe ich gehört.“ Er presste kurz die Lippen zusammen. „Selbst die von uns, die nicht zum Kreis der Eingeweihten zählen, kommen in den Genuss der Ausdünstungen unserer Gerüchteküche.“
    „Vergiss es! Du bist ein solcher Mistkerl!“ Sie fuhr herum und wollte gehen. „Entschuldige die Störung.“
    Er hielt sie am Arm fest. „Warum bist du hier, Avery? Warum kommst du immer wieder her?“
    „Lass mich los!“
    Er hielt sie umso fester. „Du bist wegen etwas Bestimmtem hier. Was willst du von mir?“
    Das weiß ich selbst nicht. Sie reckte das Kinn vor, wütend auf sich und auf ihn. „Ich will überhaupt nichts von dir, Hunter. Vielleicht bin ich gekommen, weil ich dich im Gegensatz zu allen anderen noch nicht aufgegeben habe. Vielleicht sehe ich immer noch etwas in dir, das alle anderen nicht mehr entdecken können.“ „Bockmist.“
    „Glaub, was du willst.“ Sie entriss ihm den Arm und machte einen Schritt auf die Tür zu.
    Er stellte sich ihr in den Weg. „Ich hätte dir mehr Ehrlichkeit zugetraut. Du willst etwas Bestimmtes von mir. Spuck’s aus.“
    „Hör auf damit, Hunter! Lass mich gehen.“
    Er trat näher, bedrängte sie fast. „Warum läufst du nicht zu Matt? Ist er nicht dein Freund?“
    Er betonte das letzte Wort so hässlich, dass sie ihn am liebsten geohrfeigt hätte. „Halt den Mund!“
    Erneut trat er einen Schritt vor, und sie wich zurück gegen die Wand. „Was würdest du darum geben, deinen Vater wiederzuhaben?“ fragte er unvermittelt.
    Die überraschende Frage entwaffnete sie. „Alles, Hunter. Absolut alles.“
    „Was willst du von mir hören?“ Er nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände. „Soll ich dir bestätigen, dass er dich geliebt hat? Willst du hören, dass sein Tod nicht deine Schuld war? Hoffst du auf Linderung deiner Schuldgefühle? Bist du deshalb …“
    „Ja!“ begehrte sie auf. „Ich möchte aufwachen und entdecken, dass alles nur ein Albtraum war. Ich wünsche mir, ich hätte seinen letzten Anruf angenommen. Ich … ich möchte aufhören, mich selbst zu hassen … weil ich …“ Sie verstummte, legte die Hände gegen seine Brust und krallte die Finger in sein weiches T-Shirt. „Ich will das Unmögliche. Ich will meinen Vater zurück!“
    Mit ernster Miene schaute er sie an. „Er hat dich geliebt, Avery. Mehr als alles auf der Welt. Immer, wenn wir zusammen waren, hat er über dich gesprochen. Er war stolz auf dich, weil du es geschafft hast, deine Träume zu verwirklichen. Er war stolz

Weitere Kostenlose Bücher