Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things
für den nächsten Morgen sahen aus diesem Grund etwa folgendermaßen aus: früh aufstehen und eine Runde joggen, nach Hause kommen, frühstücken und dann ins Hauptquartier und sehen, was los war. Anschließend zur Cricket Farm fahren und sorgfältig die Gegend erkunden. Sie hatte Stallungen gesehen unten am Fuß des Hügels, hinter dem kleinen Wäldchen. Sie mussten herausfinden, ob und wer im Verlauf der letzten Woche dort gewesen war.
Sie hatte noch genügend Zeit vor den Abendnachrichten, um sich etwas zu essen zu machen. Sie ging in ihre Kitchenette, setzte Nudeln auf, und als sie fertig waren, rührte sie eine Dose Tunfisch und ein Glas Pesto unter. Dann setzte sie sich mit ihrem Essen auf einem Tablett vor den Fernseher. Sie besaß keinen Esstisch. Wer sollte sich auch daran setzen?
Eli Smith hatte einen Tisch. Phil Morton hatte Recht gehabt, und sein Zuhause war sehr isoliert. Smiths Cottage war eines von vieren, die zur Farm gehörten und auf dem Gelände standen. Zwei davon bildeten ein Doppelhaus und waren so weit verfallen, dass sie nicht mehr bewohnbar waren. Die beiden anderen standen einen Kilometer voneinander entfernt und waren immer noch in einigermaßen vernünftigem Zustand. Smith bewohnte eines davon selbst; das andere war an Penny Gower vermietet. Rein technisch betrachtet war sie seine nächste Nachbarin, doch die Entfernung war so groß, dass er sie kaum je sah, es sei denn, er fuhr zur Farm. Manchmal fuhr er auch den Hügel hinunter zu den Stallungen, um zu sehen, ob alles so weit in Ordnung war.
Er mochte die Pferde. Als er ein Knabe gewesen war, hatten sie noch Ackergäule auf der Farm gehabt. Später waren die Tiere einem Traktor gewichen. Modernisierung hatten sie es genannt. Er war traurig gewesen, dass die beiden Pferde wegmussten, und hatte geglaubt, dass sein Vater es ebenso bedauert hatte. Eine jener wenigen Gelegenheiten, zu denen Eli und sein Vater einer Meinung gewesen waren. Doch die Ackergäule mit Namen Dolly und Florence waren alt gewesen. Auf einer Farm gab es keinen Platz für Sentimentalität. Ganz sicher nicht auf der Cricket Farm.
Eli hatte seine »Werkstatt« auf der Rückseite des Cottages. Sie bestand aus einem Wellblechschuppen mit einem Stromanschluss, den er vom Haus hierher gelegt hatte. Hier konnte er so viel Lärm machen, wie er wollte. Niemand hörte es. Niemand beschwerte sich. Niemand kam vorbei und fragte neugierig, was er dort machte. Eli konnte neugierige Menschen nicht ausstehen. Das war noch etwas, das er in seiner Kindheit gelernt hatte. Was die Bullen anging, die steckten ihre Nasen in alles und jedes. Ein Grund mehr, überlegte Eli, ihnen nicht mehr zu erzählen, als sie unbedingt wissen mussten. Wissen mussten sie, dass im Kuhstall eine Leiche lag. Aber das war es auch schon. Nicht mehr, nicht weniger.
An jenem Abend saß Eli mit seiner Familie an seinem Kiefernholztisch in der Küche. Ihm war klar gewesen, dass sie wussten, was passiert war, und dass sie auftauchen würden, und so war er nicht überrascht. Sein Vater saß ihm gegenüber am anderen Ende, seine Mutter zu seiner Linken und sein Bruder zur Rechten.
Sie waren nicht ununterbrochen da, doch ein- oder zweimal die Woche leisteten sie ihm Gesellschaft. Wenn sie kamen, nahm er ihre Anwesenheit hin, wie man den Besuch von Verwandten hinnimmt. Er war nicht sonderlich erfreut, sie zu sehen – auf der anderen Seite war die Konversation mit ihnen auch nicht sonderlich ermüdend. Niemand erwartete von den Toten, dass sie geschwätzig waren.
Er zog ihre gegenwärtige Einsilbigkeit jedenfalls dem ständigen Genörgel und den gegenseitigen Schuldzuweisungen vor, die diese Zusammenkünfte charakterisiert hatten, als sie noch alle am Leben gewesen waren. Auch wenn sie es irgendwie selbst jetzt noch fertigbrachten, ihn zu ärgern. Ohne ein Wort dabei zu sagen.
Sein Bruder beispielsweise bestand darauf, einen Strick um den Hals zu tragen. Das ärgerte Eli, weil es nicht nur taktlos war, sondern außerdem unrichtig. Nathan hatte seinen Kopfkissenbezug benutzt, in Streifen gerissen und aneinandergeknotet, um sich damit in seiner Gefängniszelle zu erhängen. Woher hätte er einen richtigen Strick wie diesen nehmen sollen? Typisch Nathan. Er war schon immer ein Klugscheißer gewesen.
Seine Mutter saß mürrisch da und funkelte abwechselnd den ungesäuberten Herd an (Eli wollte verdammt sein, wenn er das elende Ding putzte, nur um ihr zu Gefallen zu sein) oder wischte mit einem Geschirrtuch über den
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