Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things
würde sie sicher wieder auftauchen, um es zu holen. Leider nahm die Wahrscheinlichkeit dafür rapide ab. Jess musste an das verzerrte Gesicht der Toten im Kuhstall denken.
»Könnten Sie Eva beschreiben?«
»Nein, natürlich nicht, Herrgott noch mal!« Seine Stimme wurde lauter und hallte über den Platz. »Sie sehen alle gleich aus für mich! Warum stellen Sie mir all diese Fragen? Ich weiß nicht, wohin das alberne kleine Flittchen verschwunden ist!«
»Flittchen?«, fragte Jess in scharfem Ton. »Warum nennen Sie Eva so?«
Harper starrte sie an und blinzelte. »Wenn sie keins wäre, wäre sie nicht einfach so verschwunden und hätte ihren Arbeitgeber nicht im Unklaren gelassen, wohin sie gegangen ist oder ob sie noch einmal zurückkommt! Hören Sie, wenn Sie fertig sind, mich nach ihr auszufragen, könnte ich dann vielleicht reingehen und mir mein Bier holen?«
Er wandte sich ab und stapfte in Richtung Eingang des Pubs. Wenn das der Ehemann von Lindsey Harper ist, dachte Jess, dann wundert es mich nicht, dass sie ihre Zeit lieber mit Penny und den Pferden verbringt.
»Er ist wirklich ein absolutes Arschloch«, sagte unvermittelt eine leise Stimme hinter ihr.
Sie drehte sich um. Vor ihr stand David Jones. Er musste die ganze Unterhaltung mit angehört haben – so wie jeder andere, der zufällig auf dem Parkplatz gewesen war. Harper hatte sich nicht die Mühe gemacht, seine Stimme zu dämpfen. Jones’ Kommentar war zwar an die Adresse von Jess gerichtet gewesen, doch sein Blick hing an der Tür zur Bar, durch welche Harper vor einem Moment verschwunden war. Seine Augen leuchteten in heftiger Antipathie.
»Was weiß er schon über die Mädchen? Über Eva oder Milada oder eines der anderen? Er hat kein Recht, in diesem Ton über sie zu reden! Wahrscheinlich hat er bei Eva einen von seinen plumpen Annäherungsversuchen gestartet, und sie hat ihn abblitzen lassen«, fuhr er fort.
»Er unternimmt Annäherungsversuche bei den Mädchen?«, fragte Jess.
Jones sah ihr in die Augen. »Er ist nicht der Einzige. Er ist plumper als die meisten anderen, deswegen habe ich auch nie gesehen, dass er bei einem der Mädchen Glück gehabt hätte. Sie zeigen ihm die kalte Schulter, sobald sie ihn nur sehen.«
»Aber er ist ein Stammgast?«
»Oh ja. Jake hält eine Menge von ihm, aber fragen Sie mich nicht, warum. Geld, nehme ich an. Harper hat eine Menge Kohle.« Jones grinste bitter und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
Milada beschäftigte sich hinter dem Tresen. Harper hatte sein Pint bekommen und sich damit in eine Ecke zurückgezogen, wo er einem anderen Stammgast die Gunst seiner Meinung erwies. Er ignorierte Jess vollkommen. Westcott war nirgendwo zu sehen.
Jess fing Miladas Blick ein und hob die Augenbrauen. Milada antwortete, indem sie die eigenen Augen in Richtung der geschlossenen Bürotür verdrehte.
Jess durchquerte das Lokal, klopfte forsch und trat ein. Westcott telefonierte auf seinem Handy, doch er klappte es hastig zu, als er Jess erkannte.
»Oh, Inspector! Alles in Ordnung?«
Jess ignorierte die Frage. »Wenn ich richtig informiert bin, Mr. Westcott, haben Sie Werbematerial drucken lassen, mit einem Photo dieses Lokals und der Belegschaft?«
»Was …?« Er starrte sie überrascht an, dann erleichtert. »Oh, richtig, ja …« Er öffnete eine Schublade und nahm einen Stapel Faltblätter hervor. »Hier, bitte sehr. Bedienen Sie sich.«
Jess nahm ein Blatt und schlug es auf.
Das Foot to the Ground , stand dort zu lesen, ist eine altehrwürdige Gaststätte; und obwohl es nie an einer wichtigen Kutschenstraße lag, war es ein bekannter Ort für Reisende zu Pferde, die hier einkehrten, um sich auszuruhen und zu erfrischen. Man nimmt an, dass der Name daher rührt. Der Name wird jedenfalls bereits 1741 erwähnt. Das Gebäude selbst ist noch viel älter. Die Fundamente stammen aus dem Mittelalter, und möglicherweise war es einst eine Raststätte für Pilger auf dem Weg nach Glastonbury …
Die schmalzige Geschichte ging in diesem Tonfall weiter, gefolgt von einer Beschreibung der kulinarischen Spezialitäten, die einem den Mund wässrig machte, und ganz zum Schluss, endlich, die Photographie der Inhaber mitsamt Belegschaft.
Westcott dominierte die Gruppe in der Mitte. Neben ihm stand eine blonde Frau. Milada und ein älterer Mann links von den beiden und das Mädchen, dessen Photo in dem tschechischen Pass zu sehen war, Eva Zelená, zusammen mit David Jones rechts von der Mitte.
Alle auf einen
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