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Stadt unter dem Eis

Titel: Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Greanias
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wegzog.
    Nachdem er schließlich jahrelang von einem Stützpunkt zum anderen und von einem Elend ins nächste gezogen war, wurde Conrad aufmüpfig. Er wurde mehrere Male aus der Schule geschmissen und begann sich mit Yeats heftigst auseinander zu setzen. Yeats leugnete nicht nur alles, sondern weigerte sich auch, seine Beziehungen in der Regierung spielen zu lassen, um Conrads leibliche Eltern ausfindig zu machen. Das allein war für Conrad Grund genug, diesen Mann zu hassen.
    Schon zu diesem Zeitpunkt war klar, dass General Yeats sich nicht darum scherte, was Conrad oder sonst jemand von ihm hielt. Trotz seiner gescheiterten Karriere als Astronaut wurde Yeats ständig befördert, bis er schließlich seinen Generalsstern und gleichzeitig die Leitung des geheimnisvollen Verteidigungsprojekts des Pentagons – Defence Advanced Research Projects Agency oder kurz: DARPA – zugeteilt bekam. Dank der finanziellen Unterstützung der Reagan-Regierung in den Achtzigerjahren erfanden Yeats und sein aus militärischen Außenseitern bestehendes Team ›unter anderem‹ das Internet, das GPS-System, die Computermaus und das Tarnkappen-Flugzeug.
    Der jetzige Auftrag, dessen war sich Conrad sicher, fiel in die Kategorie ›unter anderem‹. Aber worum ging es dabei genau? Conrad hatte schon lange vermutet, dass unter dem Eis der Antarktis eine sagenhafte Entdeckung zu machen war. Schließlich war die östliche Antarktis ein uralter Kontinent, auf dem sogar einmal tropisches Klima geherrscht hatte. Offensichtlich hatte Yeats etwas entdeckt und brauchte ihn jetzt. Vielleicht war es aber auch nur der jämmerliche Versuch einer Vater-Sohn-Versöhnung.
    Zwei kräftige Triebwerksschübe holten Conrad zurück in den eisigen Flugzeugrumpf des C-141. Ohne zu fragen löste er den Gurt und stolperte in Richtung Cockpit, wobei er sich, so gut es ging, an den einzelnen Spanten des Rumpfs festhielt.
    Das gläserne Cockpit sah täuschend hell und luftig aus. Durch die Scheibe sah Conrad nichts als Weiß. Lundstrom saß auf dem Pilotensitz und schnauzte den Kopiloten und den Navigator an. Die Triebwerke heulten derart laut, dass Conrad nichts verstehen konnte.
    »Kann ich vielleicht erst mal diese phänomenale Entdeckung sehen, bevor ihr mich umbringt?«, brüllte er.
    Lundstrom drehte sich um und sah ihn über die Schulter an. Er wirkte sichtlich verärgert. »Setzen Sie sich wieder, Doktor Yeats. Wir haben alles unter Kontrolle.«
    Die Besorgnis in den Augen des Piloten war jedoch unübersehbar. Plötzlich wusste Conrad auch, wo er ihn schon einmal gesehen hatte. Noch vor vier Jahren, erinnerte er sich, war Lundstrom Kommandant eines Spaceshuttles gewesen. Sein Lederhandschuh versteckte eine Hand, die vor seinem abgebrochenen dritten Einsatz bei einer Explosion auf der Abschussrampe zusammen mit einem Drittel seines Körpers schwer verbrannt und entstellt worden war.
    »Also wirklich, Lundstrom«, sagte Conrad, »im Spaceshuttle war es garantiert nicht so turbulent.«
    Lundstrom schwieg und konzentrierte sich auf die Steuerung.
    Conrad überflog das Wetterradar und sah die vier Wirbelstürme, die sich zu einem Tief zusammenbrauten.
    »Fliegen wir direkt da rein?«
    »Wir rutschen hinter der einen und vor der anderen Tieffront durch, bevor sie zusammentreffen«, sagte Lundstrom. »Von McMurdo aus hat man uns verständigt, dass die Rückenwinde der ersten Front hundert Knoten nicht überschreiten. Dann fliegen wir vor die andere Tieffront, wo uns der Rückenwind mit ungefähr hundertzwanzig Knoten aufs Eis hinunterschiebt.«
    »Ohne auseinander zu brechen?« Conrad wusste, dass es sich bei McMurdo um den größten amerikanischen Stützpunkt auf dem Kontinent handelte. Er befand sich auf dem Ross-Schelfeis. »McMurdo hat doch eine große Landebahn. Warum landen wir nicht dort und versuchen es morgen noch einmal? Warum so eilig?«
    »Bald werden wir keine günstige Gelegenheit zum Landen mehr haben.« Lundstrom klopfte auf den Radarschirm. »Morgen haben sich die beiden Fronten zu einem üblen Sturmtief zusammengefunden. Gehen Sie jetzt wieder auf Ihren Platz.«
    Conrad setzte sich hinter den Navigator. »Bin ich schon.«
    Lundstrom blickte zu seinem Kopiloten hinüber. Conrad konnte ihr Spiegelbild in der Cockpitverglasung sehen. Anscheinend waren sie sich einig, dass er genauso gut auch dort sitzen konnte.
    »Dank Ihrer Akte sind wir vorgewarnt, dass Sie Ärger machen könnten«, sagte Lundstrom. »Wie der Vater, so der Sohn.«
    »Er ist nicht

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