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Stadt unter dem Eis

Titel: Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Greanias
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landen woanders.«
    »Das Problem ist nur, dass wir nicht bis dahin kommen, Lundstrom. Wir müssen Kurs auf McMurdo nehmen.«
    »Zu spät«, sagte Lundstrom. »Wir haben den ›point of safe return‹ schon überschritten. Für die Rückkehr reicht der Treibstoff nicht.«
    »Wir sitzen mit Yeats und eurem traurigen Haufen aus Washington ganz schön in der Tinte.«
    Der Navigator brüllte: »Heftiger Gegenwind – 100 Knoten. Unsere Geschwindigkeit über Grund sinkt rapide – 150 Knoten!«
    Die vier Triebwerke kämpften mühsam gegen den Wind an. Conrad konnte die Heftigkeit des Luftwiderstands anhand der Vibrationen des Flugzeugs ermessen. Die Erschütterung stieg ihm mit ungezügelter Kraft spiralenförmig die Beine hoch, und seine Eingeweide schienen sich aufzulösen. Für einen Toten fühlte er sich allerdings noch ziemlich lebendig, und das wollte er auch bleiben.
    »Wenn das so weitergeht, fliegen wir bald rückwärts«, murrte er.
    »Gegenwind 175 Knoten«, rief der Navigator. »200! 225!«
    Lundstrom überlegte sich anscheinend eine neue Strategie. »Triebwerke eins und vier abstellen.«
    »Verstanden«, sagte der Bordingenieur und stellte zwei Triebwerke ab.
    »Geschwindigkeit über Grund sinkt weiter.« Der Navigator klang ziemlich verzweifelt. »Treibstoff fast verbraucht.«
    »Wie wär's mit einer Notlandung auf dem Eis?«, schlug Conrad vor.
    »Wär möglich«, sagte Lundstrom. »Aber unser Vogel hat Räder, keine Kufen.«
    »Machen Sie eine Bauchlandung!«, schrie Conrad.
    »Geht nicht«, sagte Lundstrom. »In dieser Brühe da unten schlittern wir wahrscheinlich in einen Eisberg.«
    Eine kräftige Windbö schlug seitlich so heftig gegen das Flugzeug, dass Conrad befürchtete, es würde sich rückwärts überschlagen und aufs Eis trudeln. Lundstrom schaffte es irgendwie, die Maschine oben zu halten.
    »Sie müssen was unternehmen«, rief Conrad. »Werfen Sie die Ladung ab!«
    »Eher würde General Yeats uns abwerfen.«
    »Dann müssen wir SOS funken.«
    »Geht nicht. Absolutes Funkloch. Das Funkgerät bringt nichts.«
    Conrad konnte es nicht glauben. »Quatsch. Das hier ist eine Geheimmission. Da gibt's verdammt noch mal kein Funkloch. Yeats will nur alles geheim halten.« Er rutschte hinter das Funkgerät und machte Anstalten, sich den Kopfhörer aufzusetzen, was bei dem Ruckeln nicht so einfach war.
    »Was machen Sie da?«, wollte Lundstrom wissen.
    Conrad streifte den Kopfhörer über. »Hilfe anfordern.«
    Er hörte ein Klicken, das aber nicht aus dem Kopfhörer kam. Es war eine Waffe, die entsichert wurde. Er drehte sich um und sah, wie Lundstrom mit einer 9 mm Glock Automatik auf ihn zielte. Es war Conrads Waffe, jene, die man ihm in Peru abgenommen hatte. »Bewegen Sie Ihren Arsch wieder auf Ihren Sitz, Doktor Conrad.«
    »Ich bin auf meinem Platz.« Conrad schaltete das Funkgerät an. Leises knisterndes Summen. »Sie können mich jetzt nicht umbringen. Sie brauchen mich, Lundstrom. Gott weiß, warum. Legen Sie also meine Pistole weg. Sie ist schon mal aus Versehen losgegangen. Wenn es weiter so ruckelt, verfehlen Sie womöglich meinen Kopf und schießen ein Loch in die Scheibe.«
    Lundstrom sah auf den tobenden Himmel hinaus. »Sie können mich mal.«
    Conrad war sich der Pistole hinter ihm deutlich bewusst, während er sich über das Mikrofon beugte und die Frequenz einstellte. »Unsere Flugzeugkennung und unsere Frequenz?«
    Lundstrom zögerte. Ein heftiger Ruck schleuderte ihn fast aus dem Sitz. Die Turbulenzen rüttelten am Cockpit. Lundstrom senkte die Waffe. »Sechs-neun-sechs«, rief er und griff hinüber, um selbst die Frequenz einzustellen.
    Conrad knipste das Mikrofon an. »Hier sechs-neun-sechs. Das ist ein Notruf.«
    Keine Antwort.
    »Hier sechs-neun-sechs«, wiederholte er. »Das ist ein Notruf.«
    Wieder keine Antwort.
    »Sehen Sie!«, rief der Navigator. »Die Eisstation Orion.«
    »Eisstation Orion?« Conrad war verdutzt.
    Der Nebel lichtete sich kurz und gab den Blick auf die Eiswüste frei. So weit das Auge reichte, sah Conrad ein Bergpanorama aus dem Eis ragen. An den Seiten der gezackten Gipfel kleckste Schnee wie Schlagsahne in ein riesiges Tal, das durch einen halbmondförmigen schwarzen Spalt im Eis gekennzeichnet war. In der Wölbung der Sichel lag eine Ansiedlung mit Kuppeln, Schuppen und Türmen. Conrad sah alles vorbeihuschen, bevor sie wieder vom Nebel verhüllt wurden.
    »Da wollen wir hin?«, fragte Conrad.
    Lundstrom nickte. »Hoffentlich finden wir die

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