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Stadtfeind Nr.1

Stadtfeind Nr.1

Titel: Stadtfeind Nr.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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Filmstunts, indem wir beispielsweise von einem fahrenden Wagen auf einen anderen sprangen. Danach hingen wir oft an dem gepflegten Ufer eines der künstlichen Teiche herum, die im Schatten des Bürokomplexes glitzerten, und ließen träge Steinchen übers Wasser zu der angestrahlten Fontäne hüpfen, die in der Mitte des Teiches fünfzehn Meter hoch in den Himmel ragte, und zischten dazu billiges Bier, das wir mit Waynes gefälschtem Ausweis drüben in New Haven kauften.
    In einer heißen, schwülen Nacht saßen wir wieder einmal am Teich, von Bier benebelt, und starrten auf den kaleidoskopartigen Sprühnebel der Fontäne, als Wayne sich auf einmal schwerfällig hochrappelte. »Mir ist verdammt heiß«, sagte er. »Ich komme mir vor, als ob ich brenne.«
    »Genau wie der >Boss<«, sagte Sammy und begann mit seiner hohen Stimme lässig zu singen. » At night I wake up with the sheets soaking wet and a freight train running through the middle of my head, only you can cool my desi re. Whoa, oh, oh, I 'm on fire. «
    »Jetzt singt er wieder Springsteen«, beklagte sich Wayne. »Ich dachte, wir hätten das ausdiskutiert, Sammy«, sagte
    ich.
    »Du klingst wie die Bee Gees, die Springsteen covern«,
    sagte Wayne.
    »Ihr beide wisst doch, dass ihr begeistert seid«, sagte
    Sammy gutmütig.
    »Du schaffst es wirklich, bei jedem nur erdenklichen An-lass mit einem Springsteen-Zitat aufzuwarten«, sagte ich.
    »Dafür kann ich nichts. Das ist eine Funktion seines Genies.«
    »Wie auch immer, Mann«, sagte Wayne und rappelte sich betrunken hoch. »Ich koche immer noch.« Er zog sein T-Shirt aus, auf dem in großen schwarzen Buchstaben der Schriftzug BIG IN JAPAN prangte, und warf es auf den Boden. »Ich gehe schwimmen.«
    »Wir können zurück zu meinem Pool fahren«, sagte Sammy.
    »Wieso denn?« Wayne kickte seine knöchelhohen Turnschuhe von sich, watete in den Teich, tauchte dann kopfüber in das dunkle, schimmernde Wasser und schwamm mit langen, kräftigen Zügen auf die Fontäne zu.
    »Betrunken nachts schwimmen«, sagte ich. »Das ist ja eine brillante Kombination.«
    »Und nur Gott weiß, was zum Teufel in diesem Wasser herumschwimmt«, sagte Sammy missbilligend. »Mikroorganismen, Parasiten.« »Radioaktiver Atommüll.« »Das Monster von Loch Ness.« »Die persönlichen Abwässer der Familie Porter.« »Kommt schon, Leute«, rief uns Wayne aus dem Teich zu. »Es ist herrlich hier drinnen.«
    »Fangen auf die Art nicht die ganzen Weißer-Hai-Filme an?«, sagte Sammy.
    »Haie leben nicht in Teichen«, warf ich ein. »Genau das sagt dieTussi im Bikini, bevor sie gefressen wird.«
    Draußen im Wasser hatte Wayne die Fontäne erreicht und hielt sich nun an irgendeinem unsichtbaren Teil der Konstruktion fest. Seine Gestalt war leicht verdeckt von dem dicken Restnebel der Wassergischt. Ich schloss für eine Sekunde die Augen, fühlte mich aufgequollen und schwindelig von dem billigen einheimischen Bier, das wir gekippt hatten. Als ich sie wieder aufschlug, war Wayne verschwunden. »Wo ist er hin?«, sagte ich.
    »Ich weiß nicht«, sagte Sammy und reckte den Hals, um etwas zu erkennen. Wir riefen seinen Namen, während wir aufstanden und das dunkle Wasser absuchten, wo jeden Augenblick irgendwo sein Kopf an der Oberfläche auftauchen musste. »Wo zum Teufel steckt er?«, sagte ich, während sich die Panik wie ein eisiger Ballon in meiner Magengegend aufblähte. Ich sah hinüber zu Sammy, der bereits seine Turnschuhe auszog, und tat rasch dasselbe. Wir stürzten uns wie von Sinnen in das kalte Wasser, riefen zwischen panischen Schwimmzügen laut seinen Namen und schwammen verzweifelt auf die Fontäne zu, die von nahem weitaus lauter war, als ich vermutet hätte. Ich erreichte die Mitte zuerst und tauchte rasch unbeholfen aus der Schwimmlage unter die Wasseroberfläche, kratzte mit den ausgestreckten Fingern über den Boden und war im nächsten Augenblick mit schmutzigem Teichschlamm beschmiert. Keuchend tauchte ich wieder auf und wollte es eben noch einmal versuchen, als ich einen lauten Freudenschrei hörte und Wayne auf einmal durch die glitzernde Gischt der Fontäne von oben angeflogen kam, die Knie bis zur Brust angezogen, gefolgt von schimmernden Wasserspritzern, die wie ein Kometenschweif aussahen. Er flog in Zeitlupe durch die Luft, von dem angestrahlten Wasser umrahmt wie ein mythischer Gott, der aus den Tiefen aufsteigt, bevor er in einem perfekten Hocksprung zwischen Sammy und mir im Wasser landete. Einen Augenblick

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