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Stadtfeind Nr.1

Stadtfeind Nr.1

Titel: Stadtfeind Nr.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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dir bestimmt Schmerzen bereitet, was?«
    Er seufzt tief. »Es hat mit Sicherheit nicht geholfen, die Lage zu verbessern, aber in Wahrheit hatten wir auch davor schon Schmerzen.« Er lehnt sich zurück, als Sheila uns etwas Wasser bringt. Sie war hübsch auf der Highschool, das weiß ich noch, hoch gewachsen, einnehmend, und sie ist immer noch äußerst attraktiv, aber auf eine etwas krassere, künstlichere Art, mit ihrem stewardessblonden Haar und ihren texasweißen Zähnen.
    »Ich nehme einen Deluxe-Burger und einen Schoko-Milchshake«, sage ich zu ihr.
    »Genau wie dein Bruder«, sagt sie und sieht Brad mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Nimmst du das normalerweise?«, frage ich ihn.
    Er zuckt die Schultern. »Ich nehm's an.«
    Als sie sich abwendet, um sich um unser Essen zu kümmern, fange ich einen raschen Blick zwischen ihr und Brad auf, etwas Wissendes und Flirtendes, irgendetwas Privates. Hallo, denke ich mir im Stillen, kursiv und mit einem britischen Akzent.
    Ich sehe Brad scharf an, der rasch den Blick abwendet und sagt: »China heizt uns ganz schön ein.«
    »China?«
    »Ja. Alle kaufen ihre Werbemittel jetzt in Übersee, zum halben Preis. Wenn du mit den großen Jungs Geschäfte machen willst, solltest du besser in Übersee herstellen.«
    »Ist deine Qualität nicht besser?«
    »Qualität ist ein Konzept des zwanzigsten Jahrhunderts.« Er trinkt einen Schluck Wasser und grinst verbittert. »Hier, im einundzwanzigsten, zählt einzig und allein das billigste Angebot. Spielt keine Rolle, dass du ihnen Lagerhaltung, Ausführung, Installation und eine ganze Reihe anderer inländischer Serviceleistungen anbietest, die die Importeure nicht abwickeln können. Wenn du amerikanische Arbeitskräfte beschäftigst, bist du durch deine überhöhten Preise nicht mehr konkurrenzfähig.«
    »Und was wirst du jetzt tun?«
    »Jetzt gleich«, sagt er matt und zieht sich am Tisch hoch, »werde ich erst mal pinkeln gehen.«
    Das Essen kommt, bevor Brad wieder da ist. Ich schnappe mir einen der Pommes frites von meinem Teller und sehe in genau dem Augenblick auf, in dem eine gräuliche ältere Frau auf mich zukommt und mir ihren Milchshake ins Gesicht schleudert. Egal, wie oft man diese Szene schon im Fernsehen gesehen hat, man ist trotzdem immer noch völlig unvorbereitet, wenn es einem im wirklichen Leben passiert. Im Fernsehen ist es im Allgemeinen Wein oder ein anderes klares Getränk. Der Milchshake ist dicke Schokolade, höllisch kalt, und Tropfen für Tropfen eine weitaus effektivere Wahl.
    »Du Dreckskerl!«, spuckt die Dame mich an, als ich von meinem Platz hochschnelle, wobei die eiskalte, dickliche Flüssigkeit langsam an meinem Nacken hinunter und unter meinen Kragen sickert. »Du kannst nicht einfach hier hereinplatzen!«
    Mir fehlen die Worte, und ich kann die Frau, die inzwischen scharlachrot vor Wut ist, nur anstarren, während ich mir das nasse Gesicht und das Haar mit den Händen abwische. »Du hast kein Recht, hierher zu kommen, nach all dem Leid, das du verursacht hast!«, brüllt sie.
    »Lady«, stammele ich schließlich. »Was zum Teufel ist Ihr Problem?«
    »Du bist mein Problem!«, kreischt sie, und mir wird bewusst, wie still die anderen Gäste geworden sind. »Du und dieses gottverdammte Lügenbuch, das du geschrieben hast.«
    In diesem Augenblick kommt Brad von der Toilette wieder, die Augen weit aufgerissen vor Besorgnis. »Was zum Teufel ist denn hier los?«, herrscht er mich an.
    »Frag sie doch«, sage ich und schnappe mir ein paar Servietten vom Tisch, um mir das Gesicht abzuwischen. Der Milchshake trocknet allmählich und klebt mir auf der Haut.
    »Was ist das Problem, Franny?«
    Franny?
    »Entschuldige, Brad«, sagt sie zu ihm, mit einer Stimme, die noch immer vor Wut zittert. »Aber er hat wirklich Nerven, hier hereinzuplatzen.«
    »Nerven haben Sie aber auch nicht wenig«, werfe ich ein. Brad macht eine ungeduldige Handbewegung in meine Richtung, um mich zum Schweigen zu bringen, und ich bin wieder zwölf Jahre alt.
    »Entschuldige, Franny«, sagt Brad beschwichtigend. »Ich weiß, wie aufreibend das sein muss. Aber mein Dad ist im Krankenhaus; ich weiß nicht, ob du davon gehört hast.«
    »Hatte ich nicht«, sagt sie und wendet sich zu ihm um. »Was ist denn mit ihm?«
    Brad erzählt es ihr, in einem gleichmäßigen, versöhnlichen Ton, wobei er sie allmählich fort von mir und in Richtung Tür lotst. Sie sprechen ein, zwei Minuten miteinander, und sie beugt sich vor und umarmt ihn

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