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Stadtfeind Nr.1

Stadtfeind Nr.1

Titel: Stadtfeind Nr.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Tropper
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später tauchte er wieder auf, strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht und lachte uns an.
    »Arschloch!«, brüllte Sammy und spritzte ihn angewidert an.
    »Was zum Teufel ist denn in dich gefahren?«, sagte ich, während ich an einer säuerlichen Mischung aus Erleichterung und Teichschlamm würgte.
    »Das war die einzige Möglichkeit, euch beide ins Wasser zu bekommen«, sagte Wayne noch immer grinsend.
    Eine wilde Spritzschlacht folgte, in der wir erfolglos versuchten, ihn unterzutauchen, während seine langen, sehnigen Arme uns mühelos abwehrten. Danach zeigte er uns die kleine Wartungsplattform seitlich neben der Fontäne, die ihm seinen Hinterhalt ermöglicht hatte, und wir sprangen und tauchten abwechselnd durch die Gischt der Fontäne in den Teich.
    Ich war der Erste, der schließlich aus dem Teich kletterte, als mein Magen von der unklugen Mischung aus Bier und Teichwasser, die ich in mich aufgenommen hatte, krampfartig zu brennen begann. Ich lehnte mich für ein paar Minuten gegen eine große Platane, atmete ein paar Mal nicht all-zu tief durch, bis meine Eingeweide auf gaben und ich fürchterlich spuckte. Die heiße Säure meiner Kotze brannte mir in der Kehle und trieb mir die Tränen in die Augen. Ich streifte mein T-Shirt über und legte mich aufs Gras. Mir war schwindelig und wirr im Kopf. Als ich ein paar Minuten später die Augen aufschlug, waren Sammy und Wayne noch immer im Teich. Ihre Stimmen hallten gespenstisch über das Wasser, gedämpft von dem leisen Rauschen der Fontäne. Ich stützte mich auf die Ellbogen auf, sodass ich die schattenhaften Gestalten im Dunkeln eben noch erkennen konnte, die in dem dichten Nebel, der sie umgab, auf-und abtauchten. Ihre Umrisse verschwammen, als sich meine berauschten, erschöpften Augenlider zu schließen begannen, und ihre Profile wurden größer und kleiner, wie ein hämmernder Puls, während sich die Welt um mich herum in einem Schwindel erregenden Tempo zu drehen begann. Kurz bevor ich das Bewusstsein verlor, schienen sich ihre verschwommenen Silhouetten zu berühren, wie zu einer vorsichtigen Umarmung, aber ich hatte die Sinnestäuschung noch kaum wahrgenommen, als die Bewusstlosigkeit das Vorspiel für beendet erklärte und begierig unsere Vereinigung vollzog.

8
    Im Krankenzimmer meines Vaters schleppt sich die Zeit im Schneckentempo dahin. Trotz aller Anstrengungen schaffen es die Sekunden nicht, das langsame, stete Piepsen des Herzmonitors zu überholen. Der Tag ist ein Henry-James-Bandwurmsatz, der keinen Sinn ergibt, punktiert von Smalltalk, Pinkelpausen und Wanderungen zu dem launischen Kaffeeautomaten am Ende des Korridors. Mir ist nicht ganz klar, ob wir darauf warten, dass unser Vater aufwacht oder dass er stirbt, aber das spielt fast keine Rolle, da die Maschinerie speziell dazu konstruiert zu sein scheint, keines von beidem zuzulassen, sondern ihn lediglich in diesem mechanischen Fegefeuer zu erhalten. Cindy, die bald nach meiner Ankunft gegangen ist, um die Zwillinge zur Schule zu bringen, kommt gegen Mittag wieder, um uns etwas Pizza zu bringen. Da ich nie verheiratet war, bin ich nicht befähigt, die Art der Blicke zu entschlüsseln, die Cindy und Brad wechseln, rasche, angespannte Blicke, hinter denen eine Spur von Wut lodert. Brad geht, um sie zurück zu den Aufzügen zu bringen, und als er wiederkommt, sieht er beunruhigt und noch gequälter aus. Da stimmt eindeutig irgendetwas nicht.
    Gegen halb sechs ist eine fast unmerkliche Veränderung in dem Piepsen und Zischen der Lebenserhaltungssysteme unseres Vaters für Brad offenbar das Signal, dass es für heute an der Zeit ist, zu gehen. Er hält eine rasche Besprechung mit der Dienst habenden Schwester ab, und dann gehen wir.
    »Hübscher Wagen«, sagt Brad, als er auf dem Beifahrersitz des Mercedes Platz nimmt, wobei das Leder unanständig gegen seine Jeans furzt.
    »Danke«, murmele ich verlegen.
    »Muss dich ganz schön was gekostet haben.«
    Ich stöhne innerlich. Diese Unterhaltung wird nichts Gutes bringen. Mercedeshändler sollten ein Hinterzimmer haben, in das sie den Käufer eines ihrer Wagen bringen, nachdem im Showroom die Papiere unterzeichnet wurden, mit Plüschteppichen und Sofas, die mit denselben teuren Lederbezügen ausgestattet sind wie die Wagen, und wo ein Kursleiter bei Gourmetkaffee und Muffins einen kleinen Workshop darüber abhält, welche immateriellen Werte in der Gesellschaft der Besitz einer Luxuskarosse mit sich bringt, die Etikette und so weiter. Für

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