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Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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den Kopf hinhält. Du kannst dich jederzeit nach Hause verziehen in dein Penthouse und zu deiner Frau und deinen Parties mit der feinen Gesellschaft. Aber mir bleibt bloß … der Computer der Partnervermittlung … und der Ball der Einsamen Herzen in diesem blöden Jack Tar Hotel!«
    Sie sprang aus dem Bett und ging ins Badezimmer.
    »Was machst du?« wollte Beauchamp wissen.
    »Ich putz mir die Zähne, wenn du nichts dagegen hast!«
    »Mary Ann, sieh mal … ich …«
    »Ich kann dich nicht verstehen. Das Wasser läuft.«
    Er rief: »Es tut mir leid, Mary Ann! «
    »Mrrpletlrp.«
    Er ging zu ihr ins Badezimmer, stellte sich hinter sie und streichelte besänftigend ihren Bauch. »Ich sagte, es tut mir leid.«
    »Würde es dir etwas ausmachen, mich hier alleine zu lassen?«
    »Ich liebe dich.«
    Schweigen.
    »Hast du gehört?«
    »Beauchamp, ich verschütte gleich noch das Mundwasser!«
    »Ich liebe dich, verflucht noch mal!«
    »Aber doch nicht hier, um Himmels willen!«
    »Doch, hier!«
    »Beauchamp, um Himmels willen! Beauchamp!«
     
    Sie stützte das Kinn auf und studierte sein klassisch schönes Gesicht im Schlaf. Er schnarchte so leise, daß es sich anhörte wie Schnurren. Sein braungebrannter und dunkel behaarter rechter Arm lag um ihre Taille.
    Er redete im Schlaf.
    Zuerst war es unverständliches Zeug. Dann glaubte sie, einen Namen zu hören, konnte ihn aber nicht verstehen. Es war nicht DeDe … und es war nicht Mary Ann.
    Sie beugte sich zu ihm hinunter. Die Geräusche wurden noch unverständlicher. Er wälzte sich auf den Bauch und zog dabei seinen Arm von ihrer Hüfte. Dann begann er wieder zu schnarchen.
    Mary Ann schlüpfte aus dem Bett und ging auf Zehenspitzen ans Fenster. Der Mond überzog das Meer mit einer silbrigen Spur. »Das ist ein Moon River«, hatte ihr Bruder Sonny ihr erklärt, als sie zehn gewesen war. Sie hatte ihm geglaubt. Sie hatte auch geglaubt, daß sie irgendwann Audrey Hepburn sein und einem Mann begegnen würde, der ihr George Peppard sein konnte.
    Die nächsten zwei Stunden saß sie vor dem Kamin und las Nicholas and Alexandra.
Saubere Anmache im Marina
    Brians Beute saß auf einem Plastikstuhl in der mit einem Zottelteppich ausgelegten Wartezone des Come Clean Center. Sie trug eine orangefarbene Hose, die nachts den Schutz einer ganzen Straßenarbeiterkolonne garantiert hätte.
    Ihr Mao-Tse-tung-T-Shirt spannte derart über ihrem Busen, daß der Große Vorsitzende breit grinste.
    Und sie las in einem People- Heft.
    Brian zögerte vor dem Waschmittelspender und heuchelte Unentschlossenheit. Dann drehte er sich um.
    »Ähm … entschuldige? Könntest du mich über den Unterschied zwischen Downy und Cheer aufklären?«
    Sie blickte von einem Artikel über Cher hoch und beäugte ihn durch kobaltblaue Haftschalen. Während sie weiter auf ihrem Klumpen Care-free Sugarless herumkaute, beschnupperte sie den neuen Bullen, der hufescharrend auf ihrer Weide aufgetaucht war.
    »Downy ist ein Weichspüler«, sagte sie lächelnd. »Der macht deine Sachen richtig weich und duftig. Hier … willst du meinen probieren?«
    Brian lächelte ebenfalls. »Bist du sicher, es reicht für zwei?«
    »Aber ja.«
    Sie zog eine Flasche Downy aus ihrem roten Plastikwäschekorb. »Siehst du? Hier steht, daß …«
    Brian stellte sich neben sie. »Wo?«
    »Hier … auf dem Etikett, unter …«
    »Ach ja.« Ihre Wange war Zentimeter entfernt. Er konnte ihr Charlie riechen. »Ich seh’s … aprilfrisch.«
    Sie las kichernd weiter. »Und es hilft gegen elektrostatische Aufladung.«
    »Ich halte es immer kaum aus, wenn ich geladen bin. Geht es dir auch so?«
    Sie legte den Kopf schief und sah ihn spöttisch an, dann las sie weiter vor. »Macht Weißes weißer und Buntes bunter.«
    »Natürlich.«
    »Sorgt für kuschelige Weichheit und Fülle.«
    »Mhhm. Kuschelige Weichheit … und Fülle.«
    Sie zuckte zurück, sah ihn dann an und grinste geziert. »Du gehst ja vielleicht ran.«
    »Tja das macht wahrscheinlich die Aprilfrische.«
    »Du bist echt zuviel!«
    »Das sagen mir alle.«
    »Na, dann kannst du ja jetzt …«
    »Du bist wohl nicht von hier, was?«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht. Du hast so was … Nein, vergiß es.«
    »Was habe ich?«
    »Ach, es klingt wie eine Masche.«
    »Kannst du die Entscheidung darüber vielleicht mir überlassen?«
    »Na ja, du hast irgendwie so was … Kosmopolitisches an dir.«
    Sie sah ihn für einen Moment verständnislos an und warf dann einen Blick auf ihr T-Shirt, bevor

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