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Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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recht hübsch aus.«
    »Es ist zu fein geworden. Zu selbstbewußt. Der Charme ist verlorengegangen.«
    »Aber es gibt eine Sprinkleranlage.«
    Er lächelte. »Perfekt. Die Antwort paßt hundertprozentig zu Ihnen.«
    »Was hab ich denn gesagt?«
    »Mit Ihnen ist es genauso, Mary Ann. Genau wie mit diesem Haus. Sie sollten nie selbstbewußt werden … oder Ihr Zauber verschwindet.«
    »Sie halten mich für naiv, nicht?«
    »Ein bißchen.«
    »Für unverbildet?«
    »O ja!«
    »Beauchamp … für mein Empfinden ist das kein …«
    »Ich vergöttere das, Mary Ann. Ich vergöttere Ihre Unschuld.«
     
    Als sie in ihr Häuschen zurückkamen, war noch etwas Glut da. Beauchamp kniete sich vor den Kamin und warf ein Kiefernscheit auf den Rost.
    Er blieb auf den Knien und verharrte bewegungslos und wirkte wie ein in Gold getauchter Faun auf einem Gemälde von Maxwell Parrish. »Sie haben das Klappbett noch nicht gebracht. Ich frage mal im Büro nach.«
    Mary Ann setzte sich neben ihm auf den Boden. Sanft streichelte sie über die dunklen Haare auf seinem Unterarm.
    »Vergiß das Klappbett, Beauchamp.«
Brian geht die Wände hoch
    Brian drückte dreimal auf Mary Anns Klingel, murmelte »Schei ße« und schlich über den Flur zurück in seine eigene Wohnung.
    Er hätte es sich denken können.
    Ein Mädchen wie sie wußte am Samstagabend was Besseres zu tun, als sich bei Kentucky Fried Chicken was zu essen zu holen und sich dann vor den Fernseher zu knallen. Ein Mädchen wie sie ging aus und machte einen drauf … es tanzte und trank und knabberte am Brut-behauchten Ohr eines Jungmanagers mit einem Sportwagen, einem Trimaran in Tiburon und einer Eigentumswohnung in Sea Ranch.
    Er schälte sich aus seinem blauen Perry’s-Jeanshemd und machte auf dem Schlafzimmerboden zwei Dutzend hektischer Liegestütze. Welchen Sinn sollte es haben, wegen Mary Ann im Geiste einen Steifen zu kriegen?
    Außerdem war sie wahrscheinlich eine dumme Fotze. Wahrscheinlich las sie Reader’s Digest Condensed Books und schickte Kettenbriefe weiter und malte über ihre i kleine Kreise.
    Wahrscheinlich war sie im Bett Dynamit.
     
    Er stieg unter die Dusche und sublimierte seine Geilheit bei einem Donna-Summer-Song.
    Was sollte es also heute abend sein? Das Henry Africa’s. Es war von Perry’s und der Union Street weit genug weg, um wenigstens einen scheinbaren Ausweg zu bieten. Von ein paar der Mädchen dort war bekannt, daß sie neben »Echt!« und »Super!« noch andere witzige Kommentare im Repertoire hatten. Von zweien zumindest.
    Aber er konnte sich nicht damit anfreunden.
    Er starb allmählich an Farnkrautvergiftung, und er stand knapp vor einer Überdosis Schummerlicht aus Tiffanylampen. Diese ganze Plastik-Phantastik-Szene ging ihm auf die Nerven. Aber wohin sonst …?
    Mensch! Das Come Clean Center.
    Letzten Monat hatte er dort ein paar scharfe Frauen aufgegabelt. Ins Come Clean Center zogen scharfe Frauen wie Lemminge, die sich in den Hafen der Ehe stürzen wollten. Aber man brauchte sie nicht zu heiraten, um sie zu nageln!
    Einfach perfekt! Er trocknete sich hastig ab, stieg in Cord-Levi’s und zog ein Rugbyhemd in Grau und Kastanienbraun an. Warum war ihm das nicht schon früher eingefallen, verdammt noch mal?
    Vor dem Schrankspiegel schlug er sich mit der flachen Hand auf den Bauch. Es ergab ein kompaktes Geräusch, wie wenn ein Baseball im Fanghandschuh landet. Nicht schlecht für zweiunddreißig!
    Er ging zur Tür, machte aber wieder kehrt, als ihm noch etwas einfiel.
    Er griff sich einen Kissenbezug vom Bett, ging noch einmal an den Schrank und stopfte den Bezug mit schmutzigen Boxershorts, Hemden und Bettlaken voll.
    Er sprintete fast die Barbary Lane entlang.
     
    Das Come Clean Center machte sich in aller Zwanglosigkeit an der Kreuzung Lombard und Fillmore breit, direkt gegenüber vom Marina Health Spa. Es war blau und im funktionalen Sixties-Stil und es hatte so wenig Charakter, daß es genausogut in Boise oder Augusta oder Kansas City hätte aus dem Boden wachsen können. Auf einem Schild neben der Tür stand: BITTE NACH 20.00 UHR NICHT MEHR WASCHEN.
    Brian schmunzelte. Er konnte den Kummer der Betreiber nachfühlen. Es gab Leute, die blieben tatsächlich bis zum bitteren Ende. Er schaute auf die Uhr 19.27 Uhr. Er mußte rasch arbeiten.
    Vor den rumorenden Speed Queens an der Wand saß ein Dutzend junger Frauen, die alle taten, als interessierten sie sich bloß für ihre Wäsche. Ihre Blicke glitten kurz in Brians Richtung, dann

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