Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
Vom Netzwerk:
wieder zurück zu den Maschinen. Brians Herz arbeitete wie ein Maytag-Rührwerk.
    Er taxierte die Männer, die er sehen konnte. Keine rechte Konkurrenz. Ein paar Kerle im Freizeitanzug, einer mit einem schlechten Toupet, ein Schwächling mit einem Glitzerstein im Ohr.
    Er schob die Ärmel hoch, zog den Bauch ein und bewegte sich mit panthergleicher Eleganz zu den Waschmittelautomaten hinüber. Jedes Detail war jetzt von Belang, jedes Hervortreten einer Sehne, jedes Zucken eines Augenlids …
     
    »Psst, Hawkins!«
    Als Brian herumwirbelte, sah er sich Chip Hardesty gegenüber, der sein schlimmstes Spielshowlächeln aufgesetzt hatte. Chip war Junggeselle, lebte in Larkspur und hatte in einem umgewandelten Lagerhaus an der Northpoint eine Zahnarztpraxis. In die Trennwände seiner Praxis war eine Unmenge gefärbtes Glas eingearbeitet, und sie hing voller Seidenbanner im Stil der Renaissance. Die Leute fühlten sich häufig wie in einer von den Farnkrautkneipen.
    Brian seufzte gereizt. »Okay … Dann ist dieser Claim also schon abgesteckt.«
    »Ich gehe gerade. Mach dir bloß nicht ins Hemd.«
    Das war Chip Hardesty in Reinkultur. Mach dir bloß nicht ins Hemd Er sieht vielleicht aus wie ein Sportreporter aus dem Fernsehen, dachte Brian, aber seine Witze kommen direkt aus dem Studentenwohnheim, zirka 1963.
    »Und du konntest nirgends landen?« fragte Brian, um Chip ein bißchen zu triezen.
    »Ich war gar nicht darauf aus.«
    »Ach nein?«
    Chip hielt seinen Wäschekorb hoch. »Siehst du das?«
    »In Larkspur gibt’s wohl keine Waschsalons.«
    »Jetzt hör mir mal zu. Wenn ich heute abend nicht verabredet wäre, würde ich ein überreifes Früchtchen vernaschen.«
    »Hier aus dem Laden?«
    »Aber sicher, Alter.«
    »Wo?«
    »Das könnte dir so passen. Mach deine Beinarbeit gefälligst selber.«
    »Ach, verpiß dich doch, du alter Wichser.«
    Chip gluckste und wies mit einem Seitenblick in eine Ecke des Waschsalons. »Sie gehört dir ganz allein, Alter. Es ist die in Orange.« Er schlug Brian auf die Schulter und ging zur Tür. »Sag ja nicht, ich hätte dir noch nie einen Gefallen getan.«
    »Auf geht’s«, murmelte Brian und ging zum Angriff über.
Manöverkritik
    »Beauchamp?«
    »Ja?«
    »Liegst du auf der Seite gut?«
    »Ja. Kein Problem.«
    »Bist du sicher? Ich leg mich auch gern auf die andere.«
    »Ich bin sicher.«
    Mary Ann setzte sich im Bett auf und biß unschlüssig auf ihrem Zeigefinger herum. »Weißt du, was ich mir schön vorstelle?«
    Schweigen.
    »Auf dem Highway habe ich ein Schild gesehen von einem Bootsverleih. Wir könnten uns ein Lunchpaket machen, ein Kanu mieten und einen ganzen schönen Sonntagvormittag lang gemütlich den … Dings … hinaufpaddeln. Wie heißt der Fluß überhaupt?«
    »Big.«
    »Big River?«
    »Ja.«
    »Na, an dem Namen könnte man noch einiges verbessern, aber im Paddeln bin ich spitze, und ich könnte die ganzen Gedichte rezitieren, die ich in meinem Abschlußjahr geschrie …«
    »Ich muß früh zurück.«
    »Hast du nicht gesagt, daß du …«
    »Mary Ann, könnten wir vielleicht ein bißchen schlafen, hm?« Er rollte sich von ihr weg, rückte weiter zur Bettkante hinaus. Mary Ann blieb aufrecht sitzen und sagte erst mal nichts.
    Schließlich:
    »Beauchamp?«
    »Was?«
    »Bist du …?«
    »Was?«
    »Nicht so wichtig. Ich dachte nur, ob …«
    »Was denn, verdammt!«
    »Bist du … verärgert wegen vorhin?«
    »Was glaubst du denn?«
    »Es macht nichts, Beauchamp. Ich meine, es macht dir vielleicht etwas aus, aber mir überhaupt nicht. Wahrscheinlich warst du bloß verspannt. Es war Zufall.«
    »Wie toll. Vielen Dank, Frau Dr. Sexualberatung.«
    »Ich versuche doch nur …«
    »Laß es gut sein, ja?«
    »Vielleicht hast du zuviel getrunken, weißt du.«
    »Ich hatte ganze drei Scotchs!«
    »Na ja, das reicht doch, um …«
    »Laß es gut sein, verflucht noch mal!«
    »Weißt du, Beauchamp, mich stört der Gedanke, daß … das hier … der Grund für unseren Ausflug gewesen sein soll. Ich bin mit dir hier rausgefahren, weil ich dich mag. Du hattest mich um meine Hilfe gebeten.«
    »Die hat ja auch grandios gewirkt!«
    »Du denkst nur zuviel daran. Ich glaube, deine Probleme mit DeDe …«
    »Herrgott, mußt du sie denn ins Spiel bringen?«
    »Ich dachte bloß, daß …«
    »Ich will nicht über DeDe reden!«
    »Und was ist, wenn ich über sie reden will, hm? Ich bin doch diejenige, die sich bei dieser Sache die Finger verbrennen kann, Beauchamp. Ich bin diejenige, die

Weitere Kostenlose Bücher