Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten
der einzige Mann auf der Welt wärst und ich die einzige Frau. Gibt’s sonst noch was Neues?«
Er küßte sie auf die Stirn. »Keine Sorge. Ich werd die Sache schon vermasseln.«
»Das hört sich an, als wolltest du es nicht anders.«
»Verschon mich mit Jungianischen Analysen.«
»Dann bring jetzt den Müll runter. Was geschehen soll, geschieht auch.«
Der Maestro verschwindet
Die PR-Dame war fast genauso erschüttert wie Frannie. »Mrs. Halcyon … glauben Sie mir … wir haben unser Möglichstes getan, um …«
»Die Party fängt in zwei Stunden an. Ich habe Women’s Wear Daily informiert, den Chronicle und den Examiner, Carson Callas … Wie haben Sie es bloß angestellt, daß Sie einen Dirigenten verloren haben?«
Die Pressesprecherin schlug einen förmlichen Ton an. »Der Maestro ist nicht … verlorengegangen, Mrs. Halcyon. Wir konnten nur nicht feststellen, wo er sich aufhält. Wir haben im Mark eine Nachricht für ihn hinterlassen, und die Chancen stehen gut, daß er …«
»Was ist mit der Cunningham? Sie wird doch auch ohne ihn kommen, oder?«
»Wir bemühen uns, Miss Cunningham einen anderen Begleiter zur Seite zu stellen für den Fall, daß … Wir tun unser Möglichstes, Mrs. Halcyon. Schließlich kann man Miss Cunningham nicht jeden x-beliebigen Tenor anbieten.«
»Wollen Sie damit andeuten, daß sie gar nicht …? O Gott … Also nein, das ist die schäbigste Entschuldigung für … Was soll ich bloß meinen Gästen sagen?«
Beauchamp und DeDe trafen später als geplant auf Halcyon Hill ein. Der Reißverschluß von DeDes Galanos-Kleid war geplatzt. Um die Nervenprobe zu überstehen, hatte Beauchamp vier J & B-Whiskys in sich hineingeschüttet.
»Mutter steht sicher kurz vor dem Nervenzusammenbruch«, sagte DeDe.
»Mach mir keine falschen Hoffnungen.«
»O Gott … Carson Callas ist schon da. Er genießt es, über nicht aufgetauchte Ehrengäste zu schreiben. Die Stonecyphers hat er damals regelrecht gedemütigt mit seinem Artikel über … Beauchamp, würdest du bitte versuchen, nicht so gelangweilt dreinzuschauen?«
»Da drüben ist Splinter.«
»Ich möchte was trinken, Beauchamp.«
»Bitte. Bedien dich. Ich werde mich mit Splinter unterhalten.«
»Beauchamp, falls du erwartest, daß ich alleine an die Bar gehe …«
»Prue Giroux mixt sich ihre Drinks auch selbst.«
»Verdammt noch mal, Beauchamp! Ich habe keine Lust, mich … mit Oona zu unterhalten.«
Es war zu spät. Die Rileys standen schon neben ihnen und verströmten eheliches Glück. DeDe rang sich ein Lächeln ab. Ihr Abendkleid spannte wie eine Wurstpelle.
»Wo ist denn nun die Diva?« fragte Splinter gutgelaunt. »Das ist doch das richtige Wort, oder?«
Oona lächelte und kniff ihren Ehemann in den Arm. »Er ist ein solcher Dummkopf! Wie hast du es bloß geschafft, einen Intellektuellen zu heiraten, DeDe?«
Die Botschaft kam laut und deutlich durch. Einen impotenten Intellektuellen.
Splinter hatte Oona von dem Telefonat erzählt. Davon war DeDe überzeugt.
Beauchamp brach das Schweigen. »Jedenfalls muß dieser Intellektuelle dringend ein paar graue Zellen vernichten. Kommst du mit an die Bar, Splinter?«
Die beiden Männer machten sich auf den Weg.
Oona blieb und lächelte DeDe an. Doch es lächelte nur ihr Mund.
»Du hast mein ganzes Mitgefühl, DeDe.«
»Wofür?«
»Für das Martyrium, das du hinter dir hast.«
»Welches Martyrium?«
»Ach so … ich verstehe. Entschuldige bitte. Wir sollten wohl besser über die Oper oder sonst was reden.«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon du sprichst.«
»Vergiß es. Du mußt mich für schrecklich gefühllos halten.«
»Oona, würdest du mir bitte …«
»Der Botenjunge, mein Schatz. Der chinesische Botenjunge.«
Schweigen.
»Shugie hat mir vom letzten Forum erzählt, und ich muß dir sagen, daß wir alle tiefes Mitgefühl für dich empfinden. Es muß schrecklich gewesen sein.« Oona lächelte diabolisch. »Es war doch schrecklich, oder?«
»Ich muß jetzt gehen, Oona.«
»Ich werde kein Sterbenswörtchen darüber verlieren, meine Liebe. Wir Mädchen vom Sacred Heart müssen doch zusammenhalten, nicht?«
»Und außerdem«, fügte sie hinzu, während sie DeDes BH-Träger unter das Kleid zurückschob, »muß ein Mädchen ja irgendwie über die Runden kommen.«
Frannie von der Rolle
Frannie war etwas flatterig geworden. »Was soll ich bloß machen, Edgar?«
»Ich würde sagen, es war eine Fügung des Schicksals.«
»Hör auf mit dem
Weitere Kostenlose Bücher