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Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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Hemdzipfel seiner Jagdbeute Halt fanden. Als er mit seinem Galahad im Schlepptau reichlich unelegant gegen das Eisengeländer krachte, knickte ihm das rechte Bein weg.
    Die beiden schwarzen Kinder stoppten einen Augenblick, betrachteten das Gemetzel mit unverhohlener Freude und rollten dann weiter.
     
    Michaels Gesicht war voller Blut. Der Blonde half ihm auf die Beine.
    »O Gott. Ist dir was passiert?«
    Michael tastete vorsichtig sein Gesicht ab. »Es ist die Nase. Aber das macht nichts. Sie blutet immer, wenn man nicht nett zu ihr ist.«
    »Bist du sicher? Soll ich dir ein Kleenex holen?«
    »Nein danke. Ich glaube, ich humple mal zum Klo.«
    Als Michael zurückkam, wartete der Blonde auf ihn. »Man hat gerade eine Pärchenrunde ausgerufen«, sagte er grinsend. »Meinst du, du schaffst das?«
    Michael grinste zurück. »Aber klar. Solange du mir sagst, wann du bremsen willst.«
    Und so rollten sie nun einträchtig Hand in Hand unter der rotierenden Spiegelkugel dahin.
    »Ich heiße Jon«, sagte der Blonde.
    »Ich bin Michael«, sagte Michael, und prompt fing seine Nase wieder zu bluten an.
Gemischte Sauna
    Die Valencia Street war mit ihren Gewerkschaftslokalen, mexika nischen Restaurants und Motorradwerkstätten eine reichlich verkommene Adresse für das Tor zum Himmelreich.
    Für Brian lag gerade darin ein besonderer Kick.
    Er suhlte sich in der Verkommenheit, genoß das Gefühl der Verruchtheit, das er jedesmal spürte, wenn er endlich das schäbige Leuchtschild sah: »IHRER GESUNDHEIT ZULIEBE – SAUNA«.
    In dem kleinen Vorraum hinter dem Eingang zeigte er kurz seinen verschweißten Personalausweis vor und blechte bei dem Kerl hinter dem Tresen fünf Dollar. Vier Dollar für den Eintritt. Einen Dollar für Die Party.
     
    Die Party machte die Montage im Sutro Bath House zu etwas Außergewöhnlichem.
    Frauen durften gratis rein, und an diesem Abend sah man mindestens ein Dutzend.
    Es waren doppelt so viele Männer da, und die trafen sich mit den Frauen in einem Raum, der merkwürdig an einen Partykeller in Walnut Creek erinnerte: Lampen mit rosa Schirmchen, zusammengewürfelte Möbel und eine elektrische Miniatureisenbahn, die auf einem Regal geräuschvoll einmal rund um den Raum schnaufte.
    Ein an der Wand montierter Fernseher offerierte den Partybesuchern eine Folge von Phyllis.
    An der gegenüberliegenden Wand flimmerten altmodische Pornos über eine Leinwand.
    Die Partybesucher waren nackt, doch manche versteckten sich unter einem Badetuch.
    Und die meisten sahen sich Phyllis an.
     
    Brian zog sich im Umkleideraum aus. Über ihm saß in einem Plastikbaum ein mechanischer Kanarienvogel und zwitscherte unaufhörlich vor sich hin. Brian lächelte darüber, wickelte sich dann ein Handtuch um die Hüften und machte sich auf den Rückweg zum Fernsehraum.
    Auf dem Flur traf er eine der Organisatorinnen.
    »Hallo, Frieda.«
    »Na, wie steht’s, Brian?«
    »Ich bin grad erst gekommen. Hat’s denn schon Stunk gegeben heut abend?«
    Frieda hatte dafür zu sorgen, daß die Frauen in der Sauna von den Männern nicht bedrängt wurden … es sei denn, sie wollten es so.
    Sie schüttelte den Kopf. »Es geht so sanft zu wie immer.«
    »Wie schade.«
    Frieda grinste und kniff ihn in den Arsch. »Mach’s dir doch selbst, du Ferkel.«
    Damit verabschiedete sie sich zu ihrem Rundgang. Sie trug ein T-Shirt mit der Aufschrift: KOMM DOCH MAL!
     
    Brian kam zu dem Schluß, daß es für den Orgienraum noch zu früh war. Die Party lief noch auf Hochtouren. Die meisten wollten erst mal ordentlich Käse und Aufschnitt futtern, bevor sie nach oben gingen. Außerdem war Phyllis noch nicht zu Ende.
    Brian rückte sein Handtuch zurecht und schlenderte auf eine nahtlos braune Blondine zu.
    »Hast du Lust auf ein Stück Salami?«
    »Na, das ist ja mal was Neues.«
    Er grinste. »Ich schwöre, daß es nicht so gemeint war.«
    »Ich bin ganz auf vegetarisch eingestellt«, erwiderte sie lächelnd.
    »Ich auch.« Er streckte ihr die Hand hin. »Schlag ein.« Sie musterte ihn kurz. Dann fragte sie pointiert: »Welche Richtung?«
    »Ach … na ja, streng halt.«
    »Mit gelegentlichen Rückfällen in Richtung Lacto und Ovo, was?«
    »Genau. Außer am Wochenende und an den Abenden, wo ich stoned bin. Da bin ich Steako-lacto-ovo … oder vielleicht auch Koteletto-lacto-ovo …«
    Sie grinste über seinen Schwindel.
    »Ein Rindvieh bist du … daß du’s genau weißt!«
    »Ich wußte doch, daß wir noch zur Sache kommen.«
    »Eigentlich mache

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